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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt
Autoren: Jo Hanns Roesler
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Schillerstraße.“
    „Die Fischvergiftung?“
    Alle drei starrten erschrocken auf Otto.
    Otto faltete die Zeitung auseinander.
    „Hier steht es“, sagte er, „ich will es vorlesen: Fischvergiftung in der Schillerstraße! Die Familie des ehrgeachteten Tischlermeisters Tabler in der Schillerstraße erkrankte nach dem Genuß eines Spiegelkarpfens so heftig, daß sie das Krankenhaus auf suchen mußte! — Was sagt ihr jetzt?“

    Ottilie und Emilie sagten nichts.
    Nur Fabian warf ein:
    „Wer weiß, was sie alles reingefressen haben!“
    „Mit nichten , Fabian, mit nichten !“ widersprach Otto, „es geht noch weiter, hört: Nachforschungen haben ergeben, daß der Karpfen vom Fischzug im Stadtweiher stammte, der vorigen Freitag ausgefischt wurde und eine Beute von zwei Zentnern ergab. Den Hausfrauen wird daher geraten —“
    Otto brach jäh ab.
    „Was, Otto?“
    „Das gehört nicht mehr hierher.“
    „Was wird den Hausfrauen geraten?“ wiederholte Emilie.
    „Nichts weiter“, sagte Otto und legte die Zeitung beiseite.
    Jetzt mengte sich Fabian ins Gespräch.
    „Du kannst uns doch ruhig erzählen, was den Frauen geraten wird.“
    Otto ergab sich seufzend.
    „Also gut, wenn ihr es unbedingt wissen wollt — aber ist es nicht zu dumm? Jetzt hat man Freunde zum Karpfenschmaus, und da steht in der Zeitung, man soll Abstand nehmen, Karpfen zu kochen, bis der Vorfall aufgeklärt ist! Zu albern ist das! Kommt, langt zu!“
    Betretenes Schweigen herrschte am Tisch.
    Stumm reichte man sich die Schüssel.
    Keiner nahm. Nur Otto.
    „Und Sie, Emilie?“ sagte er und reichte ihr den Fisch.
    „Ich weiß nicht recht —“
    „Angst?“
    „Meine Frau dankt“, bemerkte Fabian, „sie ist mit dem Magen nicht ganz in Ordnung — ihr müßt das verstehen —“
    Otto kaute mit beiden Backen.
    „Aber du ißt doch wenigstens, Fabian?’’ fragte er.
    „Eine Fischvergiftung ist eine mißliche Sache, Otto!“
    „Jeder Fisch muß nicht giftig sein“, antwortete Otto, „freilich, aus dem gleichen Weiher wird er schon sein, aber er schmeckt herrlich!“
    Fabian zögerte.
    „Wirklich?“
    „Ja. Versuche ihn!“
    „Also gut — ein kleines Stück —“
    Otto legte ihm die Gabel auf die Hand.
    „Daß du dich nicht wunderst“, sagte er, „ein bissel einen sonderbaren Geschmack hat er, aber das kann auch Einbildung sein, man sieht immer die kranken Leute im Krankenhaus vor sich — nimm dir, Fabian!“
    Fabian war jetzt entschlossen.
    „Nein, lieber doch nicht! In aller Freundschaft, Otto, wenn du vergifteten Fisch ißt, muß ich noch lange nicht auch vergifteten Fisch essen. Du bist mir doch nicht böse, Otto?“
    Otto legte sich die zweite Hälfte des Fisches auf den Teller.
    „Von Bösesein ist keine Rede“, sagte er, „wenn ihr nicht mitessen wollt — so muß ich eben den ganzen Fisch allein vertilgen.“
    Und er tat es denn auch.

    *

    Als am Abend Ottilie dazu kam, die Zeitung zu lesen, drehte sie lange das Blatt nach allen Seiten. Belustigt sah ihr Otto zu.
    „Was suchst du denn, Ottilie?“
    „Die Stelle, die du heute mittag vorgelesen hast!“
    „Oben rechts in der Ecke, Ottilie!“
    Ottilie suchte und suchte.
    „Ich finde nichts“, sagte sie dann.
    „Lies nur vor, was dort steht!“
    Ottilie las vor:
    „Eßt mehr Fisch!“
    Da lachte Otto und sagte:
    „Siehst du, das las ich auch. Und da ich es beherzigen wollte, erfand ich die Geschichte von der Fischvergiftung. Denn sonst hätte ich nicht mehr, sondern weniger Fisch essen müssen.“

Treffpunkt: Café Lasche

    Oft fällt einem das Glück vom Himmel in den Schoß, und das Mädchen, das wir lieben, ohne daß wir uns zu nähern wagten, ruft eines schönen Morgens an. So ging es auch Johannes. Er traute seinen Ohren nicht, als plötzlich das Telefon läutete und eine weiche Mädchenstimme nach ihm verlangte.
    „Hier Johannes.“
    „Wissen Sie, wer spricht?“
    „Keine Ahnung.“
    „Ursula.“
    Johannes fiel vor Freude der Hörer aus der Hand.
    „Was? Fräulein Ursula? Die entzückende, wunderschöne Ursula mit den blauen Augen und den blonden Haaren von schräg gegenüber? Wie bin ich glücklich! Was möchte ich Ihnen alles sagen, wenn ich die Gelegenheit dazu hätte!“
    „Sie haben die Gelegenheit, Johannes.“
    „Wirklich?“
    „Deswegen rufe ich ja an.“
    „Um zu hören, daß ich Sie liebe?“
    „Ihre Augen waren zu beredt, jetzt möchte ich es gern auch von Ihren Lippen hören.“
    „Am Telefon?“
    „Wo sonst?“
    Johannes klopfte
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