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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt
Autoren: Jo Hanns Roesler
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dankend ab, mein Verdacht wuchs aber, um so mehr, als der Fremde mit merkwürdigem Lächeln die Dose wieder einsteckte, ohne sich selbst zu bedienen.

    Es vergingen zehn Minuten und weitere zehn Minuten. Wir blieben allein. Der Offizier erhob sich und ging zur Tür.
    „Merkwürdig! Wo sie nur bleiben mag? Ich will nachsehen.“
    „Bitte — bleiben Sie!“ rief ich und stellte mich ihm in den Weg.
    Er holte tief Atem, eine Falte grub sich steil in seine Stirn, er machte eine Bewegung, als wollte er mich wegstoßen, dann aber drehte er sich um und setzte sich auf einen Stuhl. Wieder vergingen zehn Minuten. Da erhob sich der Offizier.
    „Ich muß Sie um Entschuldigung bitten“, sagte er, „bitte, benachrichtigen Sie die Polizei.“
    „Das werde ich auch tun.“
    „Eine Erklärung zuvor: Es hat den Anschein, als ob ich mit der Gräfin Nerajewa unter einer Decke stecke. Ich versichere Ihnen, es ist nicht so. Unser Wiedersehen überraschte mich, ich hatte die Gräfin seit fünf Jahren nicht gesehen. Es gibt Schicksale und Verirrungen auf der Welt, mit denen ich nicht rechnen konnte. Ich hafte Ihnen selbstverständlich für den vollen Betrag, habe jedoch kein Geld bei mir.“
    „Ich habe es nicht anders erwartet.“
    Er zog seine goldene Dose aus der Tasche, löste seine Uhr vom Arm.
    „Nehmen Sie dies als Anzahlung“, sagte er, „der Rest wird in achtundvierzig Stunden bezahlt.“
    „Ich glaube Ihnen kein Wort!“ rief ich heftig.
    „Dann müssen Sie die Polizei rufen“, sagte er gleichmütig.
    „Das werde ich auch! Sie sind niemals Offizier, Sie sind nur der Komplice dieser feinen Dame!“
    Ich griff fassungslos vor Wut zum Telefon.
    „Dort drüben steht ein Schutzmann“, unterbrach er mich, „es ist einfacher, Sie holen ihn herein.“
    Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, stürzte ich zur Tür, winkte dem Schutzmann, der sogleich herüberkam und den Offizier —“
    „Lieber Burt“, sagten die Freunde, „wie konnten Sie auf diesen alten Gaunertrick hereinfallen? Der Schutzmann war natürlich der Dritte im Bunde —“
    Der Juwelier schüttelte den Kopf.
    „Glauben Sie doch nicht, daß ich mit dieser so oft gelesenen Möglichkeit nicht gerechnet hätte! Während der Offizier verhaftet wurde, betätigte ich heimlich die Alarmanlage, und wenige Minuten später betraten zwei Schutzleute meines Reviers das Geschäft. Da aber ging die Tür noch einmal auf und herein trat die Gräfin.
    ,Ich wurde aufgehalten’, sagte sie, ,habe ich mich verspätet?’
    Sie legte das Geld auf den Tisch, betrachtete uns fünf Männer und sagte:
    ,Wirklich — zum Filmen!’“
    „Bei einer großen Truppenparade sah ich den Offizier wieder“, schloß Burt seinen Bericht, „er saß auf der Ehrentribüne der Militärattachés, und als er mich erkannte, lachte er mir belustigt zu. Ich grüßte erfreut. Er schien den Gruß wohl nicht gesehen zu haben, jedoch am nächsten Tag erhielt ich von ihm ein Buch, einen billigen Liebesroman ohne jeden Wert. Ein paar Zeilen standen auf der ersten Seite: ,Lesen Sie, lieber Freund, im Interesse Ihres Geschäfts lieber ein vernünftiges Buch - -’.“

Die Photographie lügt nicht

    Kein Mensch weiß, wie er aussieht. Woher sollte er es auch wissen? Sagen es ihm die Leute? Was der Schneider über die Figur sagt oder der Haarschneider über den Kopf oder der Hemdenmacher über die Brust, das gilt doch nicht. Zugegeben, man kann in den Spiegel sehen. Aber in den Spiegel schaut jeder so hinein, wie er herauszuschauen wünscht. Im Spiegel ist jeder schön. Denn auch du, mein Freund, hast ein eigenes Spiegelgesicht und siehst in Wirklichkeit ganz anders aus als du glaubst, daß du aussiehst.
    Es gibt nur ein Mittel, dein wahres Gesicht zu erkennen. Laß dich photographieren. Dann erlebst du dein blaues Wunder!

    *

    Oswin war fünfzig Jahre alt geworden.
    Da ging Oswin zum Photographen.
    „Mir sind sonst Eitelkeiten fremd“, sagte Oswin, „aber diesmal möchte ich ein schönes Bild von mir — ohne allen Firlefanz und ohne Palmen im Hintergrund, nein, auch die Burgruine räumen Sie beiseite —, ich bin Familienvater und möchte ein Bild haben, das man sich aufhebt. Machen Sie eine Aufnahme von mir, so wie ich bin und wie ich aussehe.“
    Der Photograph machte die Aufnahme.
    Er versprach, die Bilder in acht Tagen zu schicken.
    Er hielt sein Versprechen.
    Als Oswin den Umschlag aufriß— —
    „Das soll ich sein?“
    Er betrachtete sich lange.
    Dann gefiel er sich.
    Er lief in die
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