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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt
Autoren: Jo Hanns Roesler
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Ihnen zwei kräftige Maulschellen zu verabreichen.“
    Er tat dies auch. Dann ging er ruhig zu seinem Tisch zurück.
    Otto floh über alle Berge.
    Als die Freunde allein waren, faßte sich einer das Herz, trat zu dem Tisch des Fremden und sagte höflich:
    „Kränken Sie sich nicht! Wie wir Otto kennen, hat er weder Ihre noch überhaupt eine Frau in Budapest geküßt. Er prahlt nur gern. Sie müssen sich also keine Gedanken über Ihre Frau machen, mein Herr.“
    „Ich mache mir auch keine Gedanken — ich bin nämlich nicht verheiratet.“
    „Nein?“
    „Nein. Ich bin auch nicht aus Budapest.“
    „Aber warum haben Sie dann - -?“
    „Warum? — Einer muß es doch tun!“

Juwelenraub

    „Juwelendiebe sind Faulpelze“, meinte Burt, der Juwelenhändler, „es gibt nur drei Methoden, einem Goldschmied ein Schmuckstück abzujagen. Diese drei Methoden stammen bereits aus den Vorkriegsjahren der Kreuzzüge, und die Juwelendiebe werden nicht müde, immer wieder diese abgegriffenen Drehs zu verwenden. Sie werden darin nur noch von den Herstellern spannender Kriminalfilme übertroffen. Ein Juwelier braucht nur alle erreichbaren Kriminalromane zu lesen — ich gebe zu, es ist zwar ein sehr langweiliges Studium, und man leidet heftig unter den immer wiederkehrenden Wiederholungen —, um gegen alle Gaunereien durch sein Wissen gefeit zu sein. Ich persönlich lese jedenfalls seit meiner frühesten Jugend nur Kriminalromane und ich bin überzeugt, daß mir in meinem Geschäft nicht die geringste Überraschung geschehen kann.“
    In diesem Punkt aber irrte Burt, der Juwelier.

    *

    „Eines Tages erschien bei mir eine elegante junge Dame, die sich als Gräfin Nerajewa vorstellte“, erzählte Burt einige Wochen nach dem denkwürdigen Vorfall, „sie gab an, mit ihrem Vater im Hotel zu wohnen und ein Schmuckstück kaufen zu wollen, das sie vor ein Paar Tagen in meiner Auslage gesehen hatte. Der Wert des Schmuckstückes betrug weit mehr als die zehntausend, die ich dem Goldschmied dafür bezahlt hatte. Ich hatte zunächst kein Bedenken, es ihr vorzulegen, jedoch machte mich bald ihre nervöse Art stutzig, um so mehr, als sie plötzlich erklärte, kein Geld bei sich zu haben, jedoch den Schmuck unbedingt sofort mitnehmen zu wollen. Meine Begleitung lehnte sie strikt ab. Als ich darauf bestand, griff sie empört und hastig nach ihrer Handtasche und wollte mein Geschäft verlassen. Ich bat sie, zu bleiben, bis ich mich überzeugt hatte, daß alle dem Safe entnommenen Schmuckstücke vorhanden waren. Nicht umsonst hatte ich meinen Verstand an kriminalistischen Romanen geschärft, ich hatte es unzählige Male gelesen, wie gern ein Schmuckstück in der Aufregung einer Szene verschwindet. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und ein Offizier in der Uniform eines fremden Staates trat ein.“
    „Vincent, helfen Sie mir! Man hat mich beleidigt!“ rief die junge Dame leidenschaftlich und eilte auf den Offizier zu. Der Offizier sah mich einen Augenblick an und sagte:
    „Wollen Sie mir eine Erklärung geben, mein Herr?“
    Ich gab sie ihm. Er fand für meine Lage Verständnis. Er meinte nur: „Ich kenne die Gräfin Nerajewa , ich war oft auf dem Schloß ihres Vaters zu Gast. Vertrauen Sie ihr den Schmuck an. Genügt Ihnen mein Wort als Offizier?“
    Ich bedauerte. Von falschen Uniformen hatte ich zu viel gelesen. „Ich habe nicht das Vergnügen, Sie zu kennen“, sagte ich.
    Er fuhr auf. Warf seine Legitimation auf den Tisch. Es war ein bekannter Name, von der Gesandtschaft bestätigt. Ohne meine Antwort abzuwarten, händigte er der Gräfin den Schmuck aus, führte sie zur Tür.
    „Wann wollen Sie zurück sein?“
    „In zehn Minuten.“
    Der Offizier küßte ihr die Hand. Sie ging.
    Er kam zu mir zurück:
    „Ich bleibe als Pfand bei Ihnen.“

    *

    Was blieb mir übrig? Ich wußte, ich saß in einer Falle. Ich kannte dieses alte Spiel, ich hatte es unzählige Male gelesen, ich hatte wiederholt heftig im Kino darüber gegähnt. Das Ganze war natürlich ein abgekartetes Spiel. Aber mir waren die Hände gebunden. Es konnte ebensogut wahr sein, die Uniform konnte echt sein, und ich durfte es mir als einer der größten Juweliere des Landes nicht leisten, meinen Ruf aufs Spiel zu setzen. Ich versuchte also, die Peinlichkeit der Lage zu überbrücken. Der Offizier kam mir sichtlich dabei entgegen, zog seine goldene Tabatiere aus der Tasche und bot mir eine seiner selbstgedrehten Zigaretten an. Ich lehnte in ständigem Mißtrauen
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