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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt
Autoren: Jo Hanns Roesler
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Luftkanal.
    „Fertig?“
    „Ja.“
    „Los!“
    Die Platte lief.
    Sebastian flötete.
    Sebastian flötete lange und laut.
    Dann setzte er die Flöte ab.
    „Ich bin zu Ende.“
    „Bravo! Bravo!“
    „Ich danke Ihnen!“
    „Wollen Sie jetzt die Platte hören?“
    „Ich bitte darum.“
    Der Vertreter legte die Platte auf.
    Im Raum ertönte Sebastians Flötensolo.
    „Genau als ob Sie im Zimmer bliesen!“ lobte der Fremde.
    „So klingt das?“
    „Genauso. Täuschend ähnlich.“
    „Unheimlich! Das hätte ich nie geglaubt!“ sagte Sebastian.
    „Was? Da staunen Sie?“
    „Ja. Da staune ich.“
    „Darf ich also dem Herrn den Apparat verkaufen?“
    „Nein. Aber ich werde Ihnen etwas verkaufen.“
    „Was?“
    Sebastian sagte demütig:
    „Die Flöte.“

Spiegelkarpfen

    Otto stürmte die Treppen empor.
    „Der Karpfen, Ottilie!“
    „Ja, ja, Otto.“
    „Alles fix und fertig? Die Butter zerlassen? Den Meerrettich gerieben? Die Kartoffeln geschwenkt? Die Teller gewärmt und ein frisches Tischtuch aufgelegt?“
    „Ja, ja, Otto.“
    Otto rieb sich vergnügt die Hände.
    „Dann kann der Schmaus beginnen! Du hast keine Ahnung, wie ich mich auf den Karpfen freue! Karpfen, Spiegelkarpfen, blau mit Meerrettich! Die höchste Wonne meines Gaumens, Ottilie! Wie groß ist denn der Fisch?“
    „Zwei Pfund, Otto.“
    Otto ließ die Lippen sinken.
    „Was? Nur zwei Pfund? So ein kleiner Fisch? Der reicht doch nicht hinten und nicht vorne? Da werde ich nicht satt und nicht froh, und du, wo bleibst du, Ottilie?“
    Ottilie lächelte freundlich:
    „Ich mache mir nicht viel aus Fisch, Otto — du kannst ihn ganz allein essen, ohne Bedenken, Otto —“
    Dies schien Otto wieder ein wenig zu beruhigen.
    „Zwei Pfund sind nicht die Welt“, brummte er noch, „aber es ist wenigstens Karpfen, Spiegelkarpfen! Komm, Ottilie, zu Tisch, zu Tisch!“
    Ottilie lief.
    „Ich bringe ihn, Otto.“
    Der Karpfen wurde aufgetragen. Wie ein blaues Märchen lag er auf dem weißen Teller. Gelbe Zitronen würzten den Anblick, braune Butter verbreitete köstliches Behagen, selbst die runden Kartoffeln trugen festlichen Glanz. Ja, so ein Spiegelkarpfen ist kein gewöhnlicher Fisch!
    Otto lief ein Pfützchen auf der Zunge zusammen.
    Er faltete die Serviette auseinander.
    Da läutete es.
    Otto erschrak.
    „Es hat geläutet!“
    „Wer kann es sein?“
    „Keine Ahnung!“
    „Hoffentlich kein Besuch!“
    Ottilie schlich zur Tür. Leise kam sie zurück.
    „Fabians kommen!“
    „Fabians?“
    „Ja.“
    „Gerade heute!“ fluchte Otto.
    Dann warf er die Serviette auf den Tisch und öffnete.
    „Das ist aber reizend von euch, daß ihr euch einmal anschauen laßt!“ rief er. „Kommt, legt ab, tretet ein in die gute Stube!“
    Sie traten ein.
    „Wir stören doch nicht?“ fragte Fabian.
    Otto brummte:
    „Nein, nein, wir sind nur beim Essen. Ihr habt doch wohl schon gegessen?“
    „Gewiß“, antwortete Emilie Fabian.
    Sie hatte die Rechnung ohne ihren Mann gemacht.
    „Du sollst nicht lügen, Emilie!“ sagte er, „unter alten Freunden gleich gar nicht! Wir haben nämlich noch nicht gegessen, Otto — wir haben gedacht, wenn wir zu euch kommen — ein Löffel Suppe ist allemal noch da. Stimmt’s?“
    Ottilie wackelte mit den Bestecken.
    „Suppe allerdings nicht“, sagte sie, „aber ein Stück Karpfen werdet ihr bestimmt nicht verschmähen?“
    „Gewiß nicht. Gewiß nicht.“
    Otto warf ein Stoßgebet zum Himmel.
    „Zu viert einen Fisch!“ rief er, „Karpfen ist nicht jedermanns Geschmack!“
    Fabian winkte gemütlich ab.
    „Macht keine Umstände, wir essen alles! Und Karpfen zumal! Ihr hättet es gar nicht besser treffen können, Karpfen ist meiner Emilie ihre Leibspeise, da wird sie schön in die Schüssel leuchten!“
    Und schon saßen Fabians um den Tisch. Und schon war Otto in Todesnöten um den heißgeliebten Karpfen. Er blickte nach allen Seiten, von wo ihm Rettung käme. Sollte ihm der Karpfen wirklich davonschwimmen? Da fiel sein Blick auf die Zeitung.

    *

    Ottilie reichte Emilie die Schüssel.
    „Bitte, bedient euch!“ sagte sie.
    Da begann Otto: „Eigentlich ist es gewagt —“
    „Was, Otto? Was ist gewagt?“
    „Fisch zu essen.“
    Fabian schaute schief.
    „Sei doch nicht komisch, Otto“, sagte er, „warum soll denn das gewagt sein?“
    Otto richtete sich auf. Er griff nach der Zeitung.
    „Habt ihr nichts von dem gräßlichen Unglück gelesen?“
    „Welches Unglück?“
    „Die Fischvergiftung in der
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