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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt
Autoren: Jo Hanns Roesler
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„hundert er und hundert Sie!“
    „Ich setze auch hundert!“ rief der Apotheker schnell.
    „Sie auch?“
    „Ja“, sagte der Apotheker, und legte hundert Dollar auf den Tisch.
    „Nun ist es aber genug!“ beschloß Otto, „hier sind dreihundert Dollar von mir, ihr legt eure dreihundert dazu! Und die Wette heißt: ich gehe hinaus, und wenn ich hereinkomme, habe ich keinen Knopf mehr am Anzug.“
    „Ja“, riefen alle, „so lautet die Wette.“
    „Wieviel Knöpfe werden denn verzaubert?“
    „Wir wollen zählen!“
    Otto zog seine Jacke aus.
    Er reichte sie dem Sheriff.
    „Drei — sechs — neun Knöpfe!“
    „Neun Knöpfe?“
    „Neun Knöpfe! Keinen mehr und keinen weniger!“
    Dann ging die Zauberei los.
    Otto stellte sich mitten im Saal auf.
    Der Zauberer baute sich vor ihm auf.
    Er starrte ihm in die Pupillen.
    Er machte hisch , er machte husch.
    Dann krähte er:
    „Jetzt gehen Sie allein zur Tür hinaus, Herr! Zählen Sie draußen langsam bis zwanzig — dann kommen Sie herein und Sie werden keinen Knopf mehr am Rock haben!“
    Otto lachte ungläubig:
    „Das werden wir erst mal sehen!“
    „Still! Schweigen Sie! Gehen Sie!“
    Otto ging.
    Otto zählte langsam bis zwanzig.
    Otto kam siegessicher zurück.
    Die Knöpfe waren noch am Rock.
    „Gewonnen!“ rief Otto.
    „Wieso?“ wieherte vergnügt die Gemeinde.
    Otto protestierte:
    „Ihr habt gewettet, daß ich beim Hereinkommen keinen Knopf mehr am Anzug habe!“
    Die fröhliche Gemeinde klopfte sich lachend auf die Schenkel.
    „Haben Sie auch nicht, guter Herr! Haben Sie auch nicht! Sie hatten vorher neun Knöpfe und jetzt haben Sie auch neun Knöpfe am Rock! Haben Sie also etwa einen Knopf mehr am Rock? Wir haben gewettet, daß Sie keinen Knopf mehr am Rock haben!“
    Otto stand stumm.
    Er starrte in die Schadenfreude.
    „Ja. Stimmt“, sagte er dann.
    „Was? Wieso ja?“
    „Ich habe einen Knopf mehr! Ich habe sogar zwei Knöpfe mehr am Rock!“
    Alles hielt den Atem an.
    Otto schlug den Rock auseinander.
    Drinnen wurden zwei frisch angenähte Knöpfe sichtbar. Der Zwirn war noch warm vom Nähen.
    Otto war nämlich früher schon einmal in Humpeach gewesen.

Der Froschkönig

    Tobias war sichtlich erbost.
    Er schimpfte wie ein Rohrspatz.
    „Nie wieder Märchen!“
    „Warum?“
    „Kein Mensch glaubt mehr an Wunder!“
    „Es gibt mehr Dinge— —“
    „Der Satz steht“, sagte Tobias wegwerfend, „wenn ich Ihnen jetzt eine wundersame Geschichte erzählen werde — ich möchte wissen, ob Sie sie glauben?“
    „Das kommt auf die Geschichte an.“

    *

    „In der Rheinstraße in Krefeld wohnte ein wunderschönes junges Mädchen“, begann Tobias seine Erzählung, „sie hieß Marieluise und war vom lieben Gott mit allen guten Gaben bedacht, die der liebe Gott einem jungen Mädchen zu verschenken hat. Und als das Mädchen vor acht Tagen neunzehn Jahre geworden war, gab ihr die Mutter am Geburtstag einen goldenen Ring. Ach, wie freute sich da Marieluise! Wie floh sie der Schlaf in dieser Geburtstagsnacht, immer wieder zündete sie die Nachttischkerze an, um den goldenen Ring zu betrachten. Und da sie gar keinen Schlaf fand, erhob sie sich aus dem Bett und trat zum offenen Fenster, das goldene Ringlein im Mondschein zu betrachten, wie der Mond sich darin spiegele und was er wohl dazu sage, daß Marieluise jetzt einen goldenen Ring habe. Junge Mädchen sind ja oft übertrieben romantisch, haben Sie das nicht auch erlebt?“
    „Zur Genüge!“
    Tobias lächelte und fuhr fort:
    „Ich vergaß zu erwähnen, daß unmittelbar vor dem Fenster der Rhein vorbeifloß. Wie nun das Mädchen eine Weile an dem Fenster gestanden hatte, machte sie plötzlich eine ungeschickte Bewegung, ihre Finger griffen ins Leere, und sie sah gerade noch, wie ihr goldener Ring mit einem hellen, silbernen Plumpserchen in den Rhein hineinfiel. Da fing Marieluise an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten. Und wie sie so klagte, rief von unten eine Stimme:
    ,Was haben Sie denn, Fräulein?’
    Sie sah hinunter, woher die Stimme käme. Da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken, mächtigen Kopf aus dem Wasser streckte und zu ihr sprach.
    ,Mein goldener Ring ist in den Rhein gefallen/
    ,Beruhigen Sie sich, Fräulein’, antwortete hilfsbereit der Frosch im Wasser, ,ich hole ihn sogleich wieder.’
    Schon tauchte er unter und erschien wieder mit dem goldenen Ring im Maul. Er hüpfte bis zum Fenstersims, wo er den Ring fallen ließ.
    ,Ich bin
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