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DAS SCHLOSS

DAS SCHLOSS

Titel: DAS SCHLOSS
Autoren: Tim Svart
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sicher sein, dass ich es nicht herumerzählen werde? Zum Beispiel, weil ich vor Stolz fast platze.“
    „Weil du mir unterschreiben wirst, dass du nicht weitererzählst, wie es zu dem Treffen gekommen ist.“
    „Und wenn ich mich weigere? Ich unterschreibe nie einen Vertrag, ohne meinen Anwalt zu konsultieren.“
    „Dann gibt es keine Fotos. Ich zahle deine Coke und wir vergessen das Ganze. Hast du ein Problem damit, zu schweigen?“
    „Nein. Überhaupt nicht. Ich war nur neugierig, wie du dich absicherst.“
    „Du wirst außerdem unterschreiben, dass du freiwillig zu diesem Shooting gekommen bist und dass du alles, was auf den Bildern zu sehen ist, aus freiem Willen gemacht hast.“
    Vanessa leerte ihre Cola. Ihr missfiel der plötzliche Stimmungswechsel des Gespräches. Gerade eben hatte sie noch den Eindruck gehabt, aufs Heftigste mit einem der begehrtesten und erfolgreichsten Fotografen und Videoproduzenten zu flirten. Nun saß sie einem Geschäftsmann gegenüber, der ihr knallhart seine Bedingungen um die Ohren schlug. Auf der anderen Seite war es vermutlich völlig normal für jemanden wie ihn, sich auf diese Art und Weise Sicherheit zu verschaffen und nicht in das offene Messer einer durchgeknallten Tussi zu laufen, die er im Internet aufgegabelt hatte.
    „Und die Rechte an den Bilder muss ich vermutlich auch abtreten?“
    „Musst du nicht.“ Nun lächelte er und sein Gesicht nahm wieder diesen warmen Ausdruck an. Einen Ausdruck, der so gar nicht zu der Art von Fotographien passen wollte, mit denen er sich einen Namen gemacht hatte.
    „Muss ich nicht?“ Sie war überrascht.
    „Ich bin der Fotograf. Die Rechte der Bilder liegen ohnehin bei mir. Dafür braucht es keinen Vertrag. Du unterschreibst nur, dass ich die Bilder, die dich zeigen, auch benutzen darf. Wegen der Persönlichkeitsrechte.“
    „Hätte ich mir ja denken können. Gibt es noch etwas, das ich wissen muss? Vielleicht zum Shooting selbst?“
    „Vergiss das Codewort nicht.“
    „Du meinst das Safeword ?“
    Jonas nickte. „Wenn du das Shooting zu irgendeinem Zeitpunkt beenden möchtest, völlig egal, aus welchem Grund, sagst du es. Wir brechen dann sofort ab.“
    Vanessa nickte. „Wie lautet es?“
    „Such dir was aus. Sieh zu, dass es nichts ist, das dir im Eifer des Gefechts herausrutscht, obwohl du es nicht so meinst. Das kann unter Umständen die Stimmung eines kompletten Shootings killen. Gleichzeitig sollte es etwas sein, dass du im entscheidenden Moment auf keinen Fall vergisst.“
    „Gänseblümchen.“
    „Gänseblümchen?“
    „Ja.“
    „Benutzt du dieses Wort immer?“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Die meisten, für die es das erste Mal ist, wirken sehr überrascht und stellen viele Fragen. Dann sind sie so verlegen, dass sie wenigstens eine Minute für den ersten Vorschlag brauchen.
    „Okay, du hast mich ertappt. Ich habe schon öfter mit diesem Notausgang operiert.“
    „Das ist gut. Ich glaube, es wird großartig werden. Ich habe ein richtig gutes Gefühl. Und meine Intuition täuscht mich nur sehr selten. Eigentlich nie.“
    Er griff nach seiner Kamera und fummelte an einigen der zahlreichen Knöpfe herum. Dann entfernte er den Deckel vom Objektiv und pustete unsichtbare Staubkörner weg.
    „Bist du Single?“, fragte er schließlich, ohne sie anzusehen.
    „Wie bitte?“ Sie war so überrascht, dass ihre Gegenfrage deutlich aufbrausender klang, als sie es tatsächlich meinte.
    „Entschuldige, ich hätte dich das nicht fragen sollen. Es gehört nicht hierher. Die Tatsache, dass du zu dieser Verabredung erschienen bist, verrät mir alles, was ich für das Shooting wissen muss. Vergiss es einfach.“
    „Glaubst du im Ernst, ich hätte mich auf eine derartige Verabredung eingelassen, wenn ich zu Hause einen Freund sitzen hätte?“
    Sie klang leicht amüsiert und er musste sich eingestehen, dass ihre Reaktion ihn erleichterte. Und er sah ein, dass seine Frage wohl nicht sonderlich clever gewesen war.
    „Ich habe ein Zimmer für uns gebucht.“ Er schob einen Schlüssel über die weiße Tischdecke, der an einem goldenen Anker befestigt war. Auf dem Anhänger war die Nummer 108 eingraviert.
    „ Ein Zimmer?“
    „Wenn es dir nicht recht ist, kann ich gerne…“
    „Nein. Kein Problem.“
    „Sicher?“
    Vanessa nickte. „Dann lass uns hochgehen. Ich möchte mich noch umziehen.“
    „Mir gefällt, was du anhast.“ Und vor allem, was du nicht anhast. „Von mir aus kannst du es anbehalten.“
    „Dann warte
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