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DAS SCHLOSS

DAS SCHLOSS

Titel: DAS SCHLOSS
Autoren: Tim Svart
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Dennoch kamen ihm keine Zweifel, dass sie noch erscheinen würde.
    Seine Menschenkenntnis hatte ihn bisher nur selten getäuscht und in ihrem Fall war er verdammt sicher gewesen, eine gute Wahl getroffen zu haben. Und auch die Location, die er am Rand dieses Kaffs aufgetan hatte, war perfekt. Es würde grandios werden. Davon war er überzeugt.
    Dann wurde seine Aufmerksamkeit von dem kleinen Glöckchen über der Eingangstür geweckt.
    Sein Blick fiel auf eine in Schwarz gekleidete Frau. Er schätze sie auf höchstens Ende, eher Mitte zwanzig. Ihr braunes Haar fiel offen über ihre Schultern. Lange Beine steckten in kniehohen Wildlederstiefeln mit gut und gerne zehn Zentimeter hohen Absätzen. Dazu trug sie schicke Nylonstrümpfe und einen verdammt kurzen Rock.
    Die Dicke schob sich in sein Sichtfeld und stellte ihm wortlos einen randvollen Kaffeepot auf den Tisch, bevor sie ebenso wortlos wieder abzog.
    Die junge Frau näherte sich seinem Tisch. Kurz bevor sie ihn erreichte, knöpfte sie ihre Lederjacke auf. Unter ihrer Bluse zeichneten sich ihre Brustwarzen ab. Es bestand kein Zweifel, dass sie keinen BH trug.
    „Vanessa?“
    Die junge Frau kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Sören, nehme ich an?“
    Er nickte. „Freut mich, dass Sie noch gekommen sind.“
    „ Mich freut es, dass Sie noch da sind. Normalerweise bin ich nicht so unpünktlich. Da ist wohl mindestens eine dicke Entschuldigung fällig.“
    „Kein Problem. Vergessen Sie es einfach.“
    Er deutete ihr mit der Hand, auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz zu nehmen.
    „Wollen wir das Sie nicht weglassen? Ich fühle mich dann so schrecklich alt.“
    „Das sagen ausgerechnet Sie? Aber von mir aus gerne. Ich finde es für die Zusammenarbeit ohnehin besser, wenn man per Du ist.“
    Sie reichte ihm die Hand.
    Ihm fielen ihre gepflegten Fingernägel auf. Wahrscheinlich war ihre Verspätung auf eine Sitzung im Nagelstudio zurückzuführen.
    „Das freut mich. Also noch einmal. Offiziell, sozusagen.“
    Ihr Lächeln gefiel ihm. Es wirkte offen, sympathisch. Und irgendwie kumpelhaft.
    „Vanessa.“
    Er reichte ihr ebenfalls die Hand, doch bevor er etwas sagen konnte, tauchte der grauhaarige Pinguin wieder an ihrem Tisch auf.
    „Möchten Sie was bestellen? Wir haben hausgemachten Apfelstrudel im Angebot.“
    „Nein danke. Aber eine Cola light wäre super.“
    „Natürlich. Ich dachte mir schon so was.“ Dann verschwand sie wieder.
    „Was ist denn mit der los?“, fragte Vanessa und sah zu, wie die Kellnerin in einer Tür mit der Aufschrift Privat verschwand.
    „Mach dir nichts draus. Die Dame hat einen schlechten Tag.“ Er zögerte kurz, bevor er weiter sprach. „Vanessa, ich fürchte, ich muss dir etwas gestehen. Ich habe dich angelogen.“ Er betrachtete die Falten, die sich auf Vanessas Stirn bildeten, als sie die Augen zusammenkniff und fügte schnell hinzu: „Es ist nichts Schlimmes. Ich habe mir nur abgewöhnt, im Internet meinen richtigen Namen zu verwenden.“
    „Du meinst, du heißt nicht Sören ?“
    „Nein. Was meinst du? Kommst du damit zurecht?“
    „Kommt auf deinen richtigen Namen an.“
    „Ich meinte eigentlich damit, dass ich dich angelogen habe.“
    „Schon vergessen. Solange du mir jetzt reinen Wein einschenkst. Also, wie heißt du wirklich?“
    „Willst du raten?“
    „So wie bei Rumpelstilzchen?“
    „Soviel kann ich dir verraten. Rumpelstilzchen ist es nicht.“
    „Dann sag schon. Wie heißt du?“
    „Jonas.“
    Die Kellnerin kam zurück und stellte die Cola übertrieben heftig vor Vanessa auf dem Tisch ab. Eiswürfel schlugen gegeneinander und etwas von der dunklen Flüssigkeit schwappte über den Rand des Glases. Auf der weißen Tischdecke bildete sich ein brauner Kringel.
    Vanessa griff nach dem Glas, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und trank einen Schluck. Einige Sekunden lang betrachtete sie Jonas, ohne etwas zusagen.
    Er spürte ihren Blick über sein Gesicht wandern. Über seine hellblauen Augen, die einen so krassen Kontrast zu seinen dunklen Haarstoppeln bildeten. Über seinen Dreitagebart, der zu so etwas wie einem Markenzeichen geworden war, über das schmale Kinn und über die für seinen Geschmack ein wenig zu markante Nase.
    Schließlich brach sie das Schweigen.
    „Doch nicht etwa der Jonas, oder?“
    Er sah sie fragend an.
    „Jonas Lundqvist. Der Fotograf.“
    Jetzt lächelte er und griff in die schwarze Tasche, die neben seinem Stuhl auf dem Boden stand. Abgesehen von gewissen Accessoires für
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