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Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)

Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)

Titel: Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)
Autoren: Jutta Richter
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musste.
    Irgendwo weit weg rief eine Eule. Der Kater Huckleberry streckte sich langsam und sprang vom Bett. Er schlich lautlos zum Fenster, war mit einem Satz auf der Fensterbank und verschwand in der Nacht.
    Morgen werden wir unser Baumschiff weiterbauen, dachte ich.
    Über die Weltmeere werden wir segeln … über die Weltmeere …
     
    »Über die Weltmeere werden wir segeln, hast du gehört, Katharina!«
    Beim ersten Schrei von Long  John Silver war Ole aus dem Bett gesprungen.
    »Wir müssen nur noch die Seitenwände annageln und den Anker anbringen und wir nehmen die Strickleiter aus dem Kirschbaum, die ziehen wir hoch, wenn der Tätowierte das Schiff entern will! Ich hab das alles geträumt, Katharina! Alles! Und die Mundharmonika kommt mit!«
    Er blies einen Tusch.
    »Bist du wahnsinnig? Du weckst ja das ganze Haus auf. Es ist noch viel zu früh!«
    Ich wollte die Bettdecke über den Kopf ziehen, aber Ole riss sie mir weg.
    »Wir können doch schon vor dem Frühstück anfangen! Komm jetzt! Schlafen kannst du im Winter! Es gibt noch so viel zu tun!«

 
    SECHZEHNTES KAPITEL,
     
    in dem Onkel Fiete uns
    eine Flagge schenkt
     
    Die Wiese glitzerte in der Morgensonne. Millionen kleiner Tautropfen hatten sich über Nacht an die Grashalme gehängt. Es fühlte sich an, als ob wir durch kniehohes Wasser waten würden. Unsere Sandalen quietschten bei jedem Schritt.
    »Das ist das beste Wiesenmeer der Welt!«, sagte Ole.
    Um uns herum summten die Hummeln, und wenn ich blinzelte, sahen die Schwalben wie Möwen aus.
    Ich hielt die Leiter, die wir im Schuppen gefunden hatten, Ole schlug die Nägel ins Holz. Die Hammerschläge hallten über die Wiese und Long  John Silver versuchte dagegen anzukrähen. Während die Sonne immer höher stieg, wurde die Plattform zum Baumschiff.
    Als der letzte Nagel eingeschlagen war, stieg Ole von der Leiter. Wir traten zwanzig Schritte zurück und betrachteten unser Werk. Es war das großartigste Baumschiff, das Betenbüttel je gesehen hatte. Es sah wirklich aus wie ein Schiff. Es hatte die richtige Form, es hatte die richtige Größe, es war einfach perfekt!
    »Das Einzige, was fehlt, ist ein Segel«, sagte Ole.
    »Und ein Name!«
    Onkel Fiete stand plötzlich hinter uns, als wäre er aus dem Boden gewachsen. Er hatte die Seemannskappe auf dem Kopf, trug einen großen Korb in der rechten und einen Klappstuhl in der linken Hand. Der Hund, der Freitag hieß, wedelte freundlich.
    Wir guckten auf unsere Füße und warteten auf das Strafgericht. Wir hatten ja nicht einmal gefragt, ob wir das Holz verbauen durften. Aber das Strafgericht kam nicht.
    Im Gegenteil! Onkel Fiete nickte anerkennend und klopfte Ole und mir auf die Schulter.
    »Wie heißt das Schiff?«
    »Pequod!«, sagte Ole.
    »Pequod also! Ziemlich großer Name! Aber gar nicht so schlecht für zwei Landratten! Da haben wir schon auf ganz anderen Seelenverkäufern angeheuert, nicht wahr, Queequeg?«
    Er drehte den Kopf zur Seite, während er »Queequeg« sagte, so als ob da noch jemand stehen würde. Jemand, den wir nicht sehen konnten, jemand, den nur Onkel Fiete sah. Das war etwas unheimlich, aber wir waren trotzdem mächtig stolz, dass der alte Mann unser Schiff gut fand.
    »Die Flagge haben wir euch mitgebracht.«
    Onkel Fiete kramte im Korb und zog eine blaue Fahne heraus. Er überreichte sie Ole mit einer feierlichen Verbeugung.
    »Das ist der blaue Peter. Wenn du den blauen Peter hisst, wissen alle, dass ihr in den nächsten vierundzwanzig Stunden auslauft! Ihr wollt doch auslaufen, oder!«
    »Und ob!«, sagte Ole.
    »Wohin geht die Fahrt?«
    »Kap der Guten Hoffnung!«, sagte Ole.
    »Dann mal rauf auf den Kahn!«
    »Aye, aye, Sir!«, sagte Ole.
    Mein Bruder und ich kletterten aufs Baumschiff. Ole machte sofort die blaue Fahne fest.
    Onkel Fiete reichte mir den Korb an.
    »Die Frau hat Proviant gemacht, damit ihr nicht verhungert. Was sagst du, Queequeg?« Er drehte wieder den Kopf zur Seite. »Ach so! Queequeg meint, im Korb wäre das Segel. Das hätte ich fast vergessen!«
    Tatsächlich, ganz unten im Korb, unter den Butterbroten, den hart gekochten Eiern, den Limonadenflaschen und den Plastikbechern lag ein schneeweißes, sauber gefaltetes Bettlaken.
    »Wir bleiben dann mal ein bisschen hier!«
    Onkel Fiete klappte den Klappstuhl auf und setzte sich in den Baumschiffschatten.
    Der Hund, der Freitag hieß, drehte sich dreimal um die eigene Achse und legte sich zu seinen Füßen ins Gras.
    Wir knoteten das Segel an den
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