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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein
Autoren: Boris Pfeiffer
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konnte, an den Rand des Floßes. Gemeinsam bildeten sie eine Menschenkette.
    Dann konnte Anselm Bents Hand packen.
    »Danke!«, keuchte der rothaarige Lockenkopf. »Mann, das war knapp. Ich hätte mich nicht mehr lange am Baumstamm festhalten können.«
    Bent klopfte ihm auf die Schulter und die Lehrlinge krabbelten wieder an Bord.
    Rufus lag auf dem Bauch und blickte auf das unendlich scheinende Wasser. Der schwarze Punkt war fast außer Sicht. Und auch der Baum schwamm schon in einiger Entfernung. Was für Kräfte waren das gewesen, die einen ganzen Baum mit sich rissen? Im nächsten Augenblick verblasste das Bild, und eine Sekunde später war es verschwunden.
    Die Lehrlinge befanden sich mit dem Floß wieder auf dem trockenen Grund des Kanals und vor ihnen stand Direktor Saurini mit dem Buch in der Hand.
    »Die Flut ist weg!«, rief Filine.
    »Ihr habt das Buch losgelassen und die Flut unterbrochen«, erklärte Direktor Saurini. »Aber ihr habt euren Flutkameraden gerettet, wie ich gehört habe. Hättet ihr das nicht getan, wäre die Flut ganz sicher auch zu Ende gewesen. Außerdem scheint ihr sie für einen Augenblick auch noch ohne das Buch gehalten zu haben. Ihr müsst also auf dem richtigen Weg gewesen sein. Zumindest einer von euch. Sehr gut! Einen Erkenntnispunkt für jeden. Was hättet ihr denn als nächsten Anhaltspunkt gewählt?«
    »Den schwarzen Punkt auf dem Wasser«, sagte Rufus, ohne zu zögern.
    »Die Windrichtung oder die Strömung«, sagte Anselm.
    »Den Baumstamm«, erklärte Filine. »Er hat uns ja fast von selbst mit sich gerissen.«
    Direktor Saurini überlegte. »Mich hat damals auch der Stamm vom Floß gerissen und ich habe versucht, mich an ihn zu klammern. Einen schwarzen Punkt auf dem Wasser habe ich leider nicht gesehen. Ich habe diese Flut genauso wenig zuende gebracht wie die Gebrüder Micheluzzi oder sonst wer. Ich bin damals nämlich nach einiger Zeit vom Stamm abgeglitten und untergegangen.«
    Er sah Rufus an. »Ihr habt jetzt die Möglichkeit, es besser zu machen. Rufus, leg bitte diesmal du deine Hand auf das Buch. Ihr anderen haltet euch an ihm fest.«
    Rufus ging auf das Buch zu und streckte die Hand aus. Er wartete, bis sich die anderen in eine Reihe gestellt hatten und No, der diesmal direkt hinter ihm stand, ihm seine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Dann legte Rufus selbst die Finger auf die offenen Buchseiten. Sofort war das Wasser wieder da. Es strömte schwarz auf ihn zu und im nächsten Moment trieben die Lehrlinge auf dem Floß über die Wellen.
    »Haltet Ausschau!«, rief Bent.
    Kaum hatte der hagere Junge gerufen, ertönte eine andere Stimme. Sie schien irgendwo aus dem Himmel zu kommen und rief undeutlich: »Direktor Saurini! Können Sie bitte sofort in Ihr Büro kommen?! Es wartet Besuch auf Sie.«
    »Aber ich bin mitten im Unterricht«, hörte man Saurini antworten.
    Rufus sah auf. Aber solange er das Buch festhielt, konnte er weder Gino Saurini noch den zweiten Sprecher sehen. Rufus blickte sich um. Von dem schwarzen Punkt auf dem Wasser war keine Spur zu erkennen.
    »Herr Direktor!«, rief die Stimme wieder. Und diesmal war sie etwas deutlicher zu hören. Es war Meisterin Iggle, die Magistra Bibliothecaria. »Sie müssen trotzdem kommen. Und Rufus bitte auch!«
    Rufus zuckte zusammen.
    Er sollte in Saurinis Büro kommen?! Was hatte das zu bedeuten? Besuch!? Dabei konnte es sich eigentlich nur um seine Mutter handeln, wer sonst hätte ihn in der Akademie besuchen sollen. Außer ihr gab es niemanden von außerhalb, der überhaupt davon wusste, dass er hier zur Schule ging. Auch wenn seine Mutter natürlich glaubte, dass es sich bei der Akademie um ein schickes Eliteinternat handelte. Oder war es vielleicht sein Vater? Rufus schüttelte den Kopf. Nein, der lebte schon lange von ihnen getrennt in einer fremden Stadt. Außerdem hatte er sich schon mehrere Jahre nicht mehr um Rufus gekümmert.
    Aber wenn es sich wirklich um seine Mutter handelte, was wollte sie dann hier? Das letzte Mal hatte er sie auf dem Flutmarkt vor einigen Wochen gesehen. Und dort hatte Coralia irgendwie dafür gesorgt, dass sie ein sehr wertvolles Artefakt gekauft hatte. Danach war Coralia noch zu ihm ins Zimmer gekommen und hatte irgendwelche dunklen Andeutungen über Traumfluten gemacht und wie gut sich mit Artefakten, die sich in Traumfluten offenbarten, Geschäfte machen ließen, wenn man nur wollte und skrupellos genug war.
    Kurz entschlossen ließ Rufus das Buch los.
    »He!«, rief No
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