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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein
Autoren: Boris Pfeiffer
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hast eher gewirkt wie ein Stein.«
    »Ihr habt es alle gut gemacht!«, rief Saurini. »Anselm, prima, wie du das Buch festgehalten hast.«
    »Danke!«, erwiderte Anselm konzentriert und hielt das Buch weiterhin umklammert.
    »Die Flut, die ihr gerade erlebt«, fuhr Saurini fort, »beschreiben die Brüder Micheluzzi in einem der letzten Kapitel. Ihrer Meinung nach ist es die sogenannte Sintflut. Angeblich haben die drei Perlmuttfragmente, die in der Eingangshalle ausgestellt sind, mit ihr zu tun. Aber niemand weiß bisher wirklich Genaues darüber. Vielleicht ist es nur eine Legende. Jedoch eignet sich die Flut hervorragend für den Flutkundeunterricht, da sie das unvermittelte Hereinbrechen des Wassers sehr gut erlebbar macht!«
    Rufus dachte an die drei weißen Muschelschalen, die er bei seiner Ankunft in der Akademie zum ersten Mal gesehen hatte. Es war ein seltsames Erlebnis gewesen, denn diese Scherben hatten ihn wie magisch angezogen. Und um die ging es jetzt in dieser Flut?
    Die Stimme des Direktors holte ihn zurück. »Passt gut auf! Das Wasser kommt schnell und steigt bald noch weiter. Eure Aufgabe ist es, euch zu retten und zu beschreiben, was ihr seht.«
    Rufus sah sich um. Saurini hatte recht. Das Wasser bewegte sich immer noch auf sie zu, auch wenn die Wellen jetzt sanfter und länger waren. Dann und wann trieben Holzstücke oder entwurzelte Pflanzen vorbei.
    Er sah über sich. Ganz in der Nähe waren zwei Leitern an die Hausmauern gekettet. Rufus zog Oliver zu sich.
    »Auf die Leiter!«
    Oliver schüttelte den Kopf. Er deutete auf das Floß und machte eine Wellenbewegung mit der Hand. Dann deutete er auf die Leiter und ließ seine Hand in die Höhe fahren, bis sie über seinem Kopf war.
    »Eine sehr gute Entscheidung, Oliver!«, rief Direktor Saurini. »Die höchste Leiter kann niemals ein schwimmendes Gefährt ersetzen, wenn das Wasser noch weiter steigt!«
    Nach und nach erklommen alle Lehrlinge triefnass das Floß.
    Rufus wischte sich eine rote Haarsträhne aus der Stirn. Er blickte zu Gino Saurini. »Was schreiben die Brüder über diese Flut?«
    Saurini lachte.
    »Auch eine Möglichkeit, sich in dieser Flut zu bewegen. Einfach weiterlesen … Aber sie haben sie nicht beendet. Sie schreiben nur noch, dass sie im Wasser über die Wipfel von großen Bäumen trieben.«
    Filine schob sich an den Rand des Floßes und sah ins Wasser. »Hier im Wasser ist alles nur schwarz.«
    »Was gibt es für Zeichen?«, rief Bent. »Wohin sollen wir gehen? Es gibt immer einen Hinweis!«
    Rufus zuckte zusammen. Bents Fragen waren genau richtig. Wenn sie die Flut nicht verlieren wollten, mussten sie der Spur folgen, die diese für sie legte.
    Die Lehrlinge sahen sich um. Vor und hinter ihnen war nur noch Wasser. Und jetzt verschwanden auch die Hausmauern. Die Flut schien sich immer weiter auszubreiten. Auch Direktor Saurini verschwand plötzlich.
    Rufus schluckte. Die Wasserfläche wurde tatsächlich immer größer und bald reichte das Wasser bis zum Horizont.
    »Wo soll denn hier eine Spur sein?«, fragte Filine. »Es gibt überhaupt nichts zu sehen!«
    »Vielleicht der Wind«, schlug Anselm vor. »Wir könnten der Windrichtung folgen. Oder der Strömung.«
    No zuckte die Schultern. »Das ist kein wirklicher Anhaltspunkt. Muss es nicht eher was sein, das wir wirklich sehen können? Ein Gegenstand oder ein Lebewesen?«
    »Da!«, rief Bent und zeigte auf einen schwarzen Punkt, der in einiger Entfernung auf dem Wasser auftauchte. »Was ist das?«
    No legte die Hand über die Augen. »Könnte ein Baumstamm sein oder ein kleines Boot.«
    Rufus starrte ebenfalls in die Richtung. Doch ehe er ausmachen konnte, um was es sich handelte, ertönte hinter ihm Anselms aufgeregte Stimme:
    »Achtung! Aufpassen!«
    Rufus fuhr herum. Wie aus dem Nichts trieb plötzlich ein riesiger entwurzelter Baumstamm auf ihr Floß zu. Die Äste ragten wie mächtige Greifarme auf und dann riss auch schon einer der Äste Anselm das Buch unter den Fingern weg.
    Anselm schrie auf und stürzte vom Floß auf den Baumstamm. Langsam wurde er mit dem Stamm abgetrieben.
    »Helft mir!«, brüllte er.
    Rufus ging in die Knie und klammerte sich mit einem Arm an die Seile, die das Floß zusammenhielten. »Bent, No, Filine, Oliver, springt ins Wasser. Wir bilden eine Kette! Ich halte euch!«
    Bent zögerte nicht. Er sprang und streckte den Arm nach Anselm aus. Hinter ihm folgten Filine, Oliver und No. Rufus legte sich flach auf den Bauch und robbte, so weit er
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