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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein
Autoren: Boris Pfeiffer
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während dieser Anselm berührte. Jetzt fehlte nur noch Rufus. Er stellte sich als Letzter hinter Oliver auf und ließ seine Hand auf dessen Schulter sinken.
    »In Ordnung.« Direktor Saurini sah alle noch einmal an. »Anselm, berühr jetzt das Buch!«
    Der Direktor schlug den dicken Band an einer mit einem Lesezeichen gekennzeichneten Stelle auf und Anselm legte eine Hand auf die Seiten.
    Im selben Augenblick hörte Rufus ein Rauschen. Es klang wie das ferne Grollen eines Gewitters. Aber es war kein Gewitter. Kaum hatte er das Geräusch vernommen, fiel sein Blick auf eine gewaltige Wasserwand, die wie aus dem Nichts aus der Tunnelöffnung auf die Lehrlinge zufloss. Nein, nicht floss, das Wasser schoss ihnen geradezu entgegen!
    Rufus riss die Augen auf. Er fühlte Panik in sich aufsteigen. Eine gewaltige schwarze Woge schob sich wie eine Wand zwischen den Häusern auf sie zu.
    »Viel Wasser auf einmal wirkt gefährlich!«, rief Direktor Saurini. »Aber fürchtet euch nicht. Es ist nur die erste Welle, die nächsten werden etwas weniger gewaltig sein.«
    Rufus krallte sich trotzdem mit aller Kraft in Olivers Schulter. Der stumme Lehrling zuckte zusammen und fuhr herum. Dabei ließ er Filine vor sich los.
    Im selben Moment war das Wasser verschwunden.
    »He!«, brüllte Rufus. Aber Oliver hatte schmerzhaft das Gesicht verzogen und hörte ihn nicht. Rufus beugte sich vor und rief: »Entschuldige, ich hatte Angst vor dem Wasser! Ich wollte dir nicht wehtun! Ich passe jetzt besser auf!«
    Oliver sah ihn an und nickte. Er fasste Filine wieder an. Sofort kehrte die Woge zurück. Rufus kniff die Augen zusammen. Das dunkle Wasser tobte und strudelte jetzt nur noch ein paar Meter vor ihnen und kam weiter auf sie zu.
    »Echt der Hammer!«, hörte er No rufen.
    Dann kam das Wasser über sie und drückte das Floß unter Wasser. Rufus schnappte nach Luft.
    »Nicht loslassen, lasst nicht los!«, rief Saurini von ferne. »Bleibt zusammen. Flutgruppen, deren Mitglieder sich zu weit voneinander entfernen, verlieren die Flut, wie ihr wisst. Wenn ihr das nicht wollt, trennt euch nicht!«
    Rufus riss die Augen unter Wasser weit auf. Es war ziemlich kalt und er sah nur Schatten. Schnell packte er Oliver wieder fester an der Schulter. Losgerissene Algen, Sand und kleine Kiesel wirbelten vor ihm auf, dann zog ihn eine Welle nach oben.
    Rufus verlor den Halt auf dem Floß. Warum schwamm das verdammte Ding denn nicht? Der Druck des Wassers musste zu stark sein. Rufus wollte atmen, aber das Wasser war jetzt überall um ihn herum. Es zerrte an ihm und schob ihn, wohin es wollte. Er hatte große Mühe, den Kontakt zu Oliver zu halten. Dann wurde es plötzlich still. Schnell zog Rufus die Knie an und ließ sich sinken, bis er das Floß wieder unter sich spürte. Im nächsten Augenblick drückte er sich mit einem kräftigen Stoß von den Holzstämmen ab.
    Das Manöver gelang. Wie durch ein Wunder stieg er empor und durchbrach die Wasseroberfläche.
    Rufus spuckte und schnappte nach Luft.
    Dann spürte er, wie etwas von unten an ihm zog. Oliver! Er hatte Rufus’ freie Hand gepackt und paddelte unter ihm. Rufus zog ihn zu sich nach oben und schwamm dann mit ihm zu einem kleinen Holzkahn, der nah der nächsten Hauswand auf dem Wasser schaukelte.
    Die wilde Bewegung der Wellen war jetzt einem Strömen gewichen. Rufus streckte eine Hand aus und packte die Bordwand. Er sah sich um. Nach und nach erschienen die Köpfe der anderen auf dem Wasser. Den Lehrlingen hingen die nassen Haare in die Stirn. Dann tauchte mit einem Gurgeln auch das Floß aus den Fluten auf. Direktor Saurini stand darauf mit dem Buch in der Hand.
    Im Gegensatz zu den Lehrlingen war er vollkommen trocken.
    Der Direktor lächelte. »Ihr denkt sehr wahrscheinlich, dass ich auf dem Floß stehe und mit diesem auf dem Wasser treibe. Aber das seht nur ihr so. Für mich steht ihr immer noch am Grund des trockenen Kanals vor mir. Leider bin ich wirklich zu alt, um die Fluten auszulösen, und sehe sie auch nicht mehr so häufig. Die Gummistiefel waren wieder mal umsonst.«
    Bedauernd blickte er an sich herab.
    »Mann, das kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis wir endlich aufgetaucht sind!«, keuchte No. »Ich konnte kaum noch die Luft anhalten. Aber es war auch echt schwer, Filine nach oben zu drücken und gleichzeitig Bent hinter mir her zu ziehen.«
    »Du hättest mich überhaupt nicht drücken müssen, ich bin selber geschwommen«, japste Filine.
    »Na, davon habe ich nicht viel gemerkt. Du
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