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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)
Autoren: John Green
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fertig war, sagten wir alle dieses dämliche Mantra im Chor – UNSER BESTES LEBEN HEUTE LEBEN –, und dann war die Stunde um. Augustus Waters stemmte sich aus seinem Stuhl und kam zu mir herüber. Sein Gang war so schief wie sein Lächeln. Er war viel größer als ich, doch er blieb ein paar Schritte vor mir stehen, damit ich mir nicht den Hals verrenken musste, um ihm in die Augen zu sehen. »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Hazel.«
    »Nein, dein ganzer Name.«
    »Hm. Hazel Grace Lancaster.«
    Er wollte gerade etwas sagen, als Isaac dazukam. »Einen Moment«, sagte Augustus und hob den Finger, dann wandte er sich Isaac zu. »Es war noch schlimmer, als du gesagt hast.«
    »Ich habe dich gewarnt, dass es deprimierend ist.«
    »Warum gehst du überhaupt hin?«
    »Keine Ahnung. Weil es irgendwie hilft?«
    Augustus beugte sich vor, weil er dachte, ich könnte ihn nicht hören. »Ist sie auch immer dabei?« Isaacs Antwort hörte ich nicht, aber Augustus sagte darauf: »Aber hallo.« Dann legte er Isaac die Hände auf die Schultern und trat einen halben Schritt zurück. »Erzähl Hazel von der Klinik.«
    Isaac hielt sich am Tisch mit den Keksen fest und richtete sein riesiges Auge auf mich. »Na ja, ich war heute Morgen in der Klinik und habe zu dem Chirurgen, der mich operiert, gesagt, ich wäre lieber taub als blind. Worauf er antwortete: ›Du kannst es dir nicht aussuchen‹, und ich habe gesagt: ›Ja, das ist mir klar. Ich wollte nur sagen, wenn ich die Wahl hätte, wäre ich lieber taub als blind, wobei mir klar ist, dass ich nicht die Wahl habe‹, und da hat er gesagt: ›Na, die gute Nachricht ist, du wirst nicht taub‹, und ich habe gesagt: ›Toll zu hören, dass man von Augenkrebs nicht taub wird. Es ist wirklich ein Segen, dass eine Koryphäe wie Sie sich dazu herablässt, mich zu operieren.‹«
    »Klingt wie ein Spitzentyp«, sagte ich. »Ich werde versuchen, mir auch Augenkrebs zuzulegen, nur damit ich ihn kennenlernen kann.«
    »Viel Glück. Na gut, ich muss los. Monica wartet auf mich. Ich muss sie viel ansehen die nächsten Tage.«
    »Spielen wir morgen Modern Warfare?«, fragte Augustus.
    »Auf jeden Fall.« Isaac drehte sich um und rannte die Treppe hoch, zwei Stufen auf einmal.
    Jetzt wandte sich Augustus Waters wieder an mich. »Buchstäblich«, sagte er.
    »Buchstäblich?«, fragte ich.
    »Wir sind buchstäblich in Jesus’ Herz«, sagte er. »Ich dachte, wir wären in einem Kirchenkeller, dabei sind wir buchstäblich in Jesus’ Herz.«
    »Jemand sollte Jesus Bescheid sagen«, gab ich zurück. »Ich meine, das muss doch gefährlich sein, lauter krebskranke Kinder im Herzen zu haben.«
    »Ich würde es ihm selber sagen«, sagte Augustus, »nur stehe ich hier blöderweise mitten in seinem buchstäblichen Herzen, und wahrscheinlich würde er mich gar nicht hören.« Ich lachte. Er schüttelte den Kopf und sah mich nur an.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Nichts«, sagte er.
    »Warum siehst du mich so an?«
    Augustus lächelte halb. »Weil du schön bist. Ich sehe gerne schöne Menschen an, und vor einer Weile habe ich beschlossen, dass ich mir die einfachen Freuden des Lebens nicht mehr verkneifen werde.« Es folgte ein kurzes, peinliches Schweigen. Doch Augustus brach es tapfer. »Ich meine, erst recht in Anbetracht der Tatsache, die du so wunderbar ausgeführt hast, dass alles in Vergessen endet und so weiter.«
    Ich räusperte mich oder seufzte oder atmete auf eine Art, die irgendwie gehüstelt klang, und sagte: »Ich bin nicht sch…«
    »Du siehst aus wie die Millenniums-Natalie-Portman. Wie Natalie Portman in V wie Vendetta .«
    »Nie gesehen«, sagte ich.
    »Wirklich? Bildschönes Mädchen mit Kurzhaarschnitt und Abneigung gegen Obrigkeiten verliebt sich rettungslos in einen Jungen, der in Schwierigkeiten steckt. Deine Autobiographie, soweit ich es sehe.«
    Er flirtete mit jeder Silbe. Und ehrlich gesagt fuhr ich voll darauf ab. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass ich in der Lage war, auf Jungs abzufahren – jedenfalls nicht im richtigen Leben.
    Ein jüngeres Mädchen kam an uns vorbei. »Na, wie geht’s, Alisa?«, fragte er. Sie lächelte und murmelte: »Hallo, Augustus.« »Memorial-Kunden«, erklärte er mir. Das Memorial-Hospital war das große Forschungsklinikum. »Wo bist du?«
    »Kinderkrankenhaus«, sagte ich mit unerwartet schwacher Stimme. Er nickte. Unser Gespräch schien beendet. »Na dann«, sagte ich und nickte vage in Richtung der Treppe, die aus Jesus’ Buchstäblichem
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