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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind
Autoren: Anne Alexander
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Ruinen eine Imbißstube zu betreiben. Damals hatte man eine Wasserleitung in die Ruine gelegt. Zum Glück hatte bis jetzt noch niemand daran gedacht, sie wieder zu kappen.
    An diesem Abend brauchte David besonders lange zum Einschl a fen. Es dauerte fast eine Stunde, bis er endlich zusammengerollt auf dem Feldbett lag. Laura strich ihm durch die blonden Haare. Sie ve r suchte gegen ihre Niedergeschlagenheit anzukämpfen, aber es gelang ihr nicht. Immer wieder fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, Niklas' Plan zuzusti m men.
    Müde stieg sie die ausgetretene Turmtreppe zum Söller hinauf und setzte sich auf die Brüstung. Ihr Blick über das Land wurde von den Hügeln begrenzt. Das nächste Dorf lag etwa drei Kilometer von hier entfernt. Mehr als einmal hatte sie schon überlegt, ob sie nicht ins Dorf gehen sollte, um die Winslows auf Capri anzurufen. Aber Niklas hatte sie extra angewiesen, niemanden ihre Anwesenheit zu ve r raten.
    "Sie wollen doch nicht, daß David etwas geschieht", hatte er sie b e schworen, als sie bei seinem letzten Besuch angedeutet hatte, daß sie nicht ewig in der Ruine bleiben konnten. Gut, sie hatte den einzigen, noch wirklich erhaltenen Raum etwas wohnlich einrichten können, aber so ging es einfach nicht weiter.
    Plötzlich spürte sie, daß sie nicht mehr alleine war. Langsam drehte sie sich um. Manuel stand am Eingang zum Söller. Obwohl sie wie meist seine Gestalt fast nur erahnen konnte, glaubte sie, Angst in se i nen Augen zu sehen.
    "Mommy, du muß mit David fliehen", sagte er laut und deutlich. "Ihr seid in Gefahr. Niklas will euch töten."
    "Niklas?" Laura sprang auf. "Manuel..."
    Die Gestalt löste sich auf.
    Wie kam Manuel dazu, sie vor Niklas zu warnen? Weshalb sollte ihnen ausgerechnet Niklas ein Leid antun? Dafür gab es doch keinen Grund. Durch Davids Tod konnte er nichts gewi n nen.
    "Flieht!" glaubte sie, Manuel rufen zu hören.
    Die junge Frau preßte verzweifelt die Hände gegen ihr Gesicht. Was sollte sie nur tun? Noch einmal mitten in der Nacht David aus dem Bett reißen?
    Laura ließ die Hände sinken. Hatte Manuel sie jemals ohne Grund gewarnt?
    Sie stand auf und stieg die Turmtreppe hinunter. Drei Kilometer waren keine unüberwindliche Strecke, doch mit einem verschlafenen Kind konnte sie endlos werden. Dennoch mußte sie versuchen, mit David das Dorf zu erre i chen.
    David schlief fest, als Laura das Turmzimmer betrat. Im Licht der schwachen Petroleumlampe, die ihnen Niklas dagelassen hatte, wirkten seine Wangen rosig angehaucht. Es fiel ihr schwer, ihn zu wecken, aber sie mußte es tun.
    "Ich will nicht", maulte der kleine Junge, als sie ihm sagte, daß sie zum Dorf laufen würden. "Es ist dunkel. Ich bin müde."
    "Aber im Dorf kannst du in einem richtigen Zimmer schlafen. A u ßerdem werden wir deinen Onkel Jonathan anrufen", lockte Laura. Im selben Moment wurde ihr bewußt, daß Jonathan mit den Anschlägen auf David wahrscheinlich nichts zu tun hatte und daß sie ihn völlig umsonst verdächtigt hatte. Er würde außer sich vor Sorge um David sein. Gut, daß wenigstens Lady Ireen wußte, wo sich der Kleine b e fand. - Und wenn Niklas ihr nicht verraten hatte, wohin sie geflohen waren? Vermutlich wurden sie schon überall gesucht. Erschrocken machte sich die junge Frau klar, wie leichtsinnig es gewesen war, ei n fach dem Geologen zu gla u ben.
    Endlich hatte sie David warm angezogen. Sie nahm nur ihre Han d tasche und eine Lampe mit, weil sie sich nicht mit Gepäck belasten wollte. Der Junge konnte unmöglich die drei Kilometer laufen. Also würde sie ihn einen Großteil der Strecke tragen müssen.
    Hand in Hand verließen sie den Turm. Aber sie kamen nicht weit. Sie hatten gerade die Mitte des Hofes erreicht, als Niklas' Wagen durch das Tor bog. Die Kegel seiner Scheinwerfer erfaßten sie. Bevor sie sich noch von ihrem Schrecken erholt hatte, stieg Jonathans Bruder bereits aus. Er hielt eine Pistole in der Hand.
    "Hallo, Onkel Niklas", sagte David schläfrig. "Wir wollen ins Dorf laufen und Onkel Jonathan anrufen."
    "Vertrauen Sie mir etwa nicht mehr, meine Liebe?" fragte Niklas spöttisch. "Was habe ich getan, um Ihr Mißfallen zu erregen?" Er lachte auf. "Tut mir leid, Miß Newman, es ist zu spät. In einigen Tagen wird man Ihre und Davids Leiche finden. Es wird aussehen, als hätten Sie erst David getötet und dann Selbstmord ve r übt."
    "Kein Mensch wird so eine Geschichte glauben", sagte Laura und wich mit dem Kleinen zurück.
    "Die Leute glauben
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