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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind
Autoren: Anne Alexander
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auf die Bank, die in der Nähe des Tennisplatzes stand.
    "Einen Augenblick, David." Den Schläger in der Hand ging Laura zu Niklas. "Ich muß Sie dringend sprechen, Mister Thorburn", sagte sie. "Haben Sie nachher etwas Zeit?"
    "Für Sie immer, Miß Newman", erwiderte er mit einem charmanten Grinsen. "Übrigens spiele ich auch Tennis. Wie wäre es mit einem Match?"
    "Heute nicht." Sie schüttelte den Kopf.
    "Sie scheinen ziemlich durcheinander zu sein", b e merkte er.
    "Ja, das bin ich auch", gab sie zu und kehrte zu David zurück. So schnell es ging beendete sie den Unterricht, obwohl David am liebsten noch länger gespielt hätte. "Morgen", vertröstete sie ihn, als er sie bat, mit ihm noch etwas zu üben.
    "Aus dir wird noch ein richtiger Tennisstar", meinte Niklas, als er mit seinem Neffen und Laura durch den Park ging.
    "Manuel spielt auch prima", behauptete D a vid.
    "Wie könnte es auch anders sein", scherzte sein Onkel. Sie hatten den Spielplatz erreicht. Während David zu den Klettergerüsten lief, setzten sie sich auf eine der Bänke.
    "Was macht Ihr Bein?" fragte Laura. Sie hoffte, daß man sie und Niklas nicht zusammen beobachtete. Wer immer während der Nacht in Davids Zimmer gewesen war, er wußte, daß sie das Kissen gefunden hatte und mußte damit rechnen, daß sie darüber sprach.
    "Es tut kaum noch weh", erwiderte der Geologe. "Also, Miß N e wman, heraus mit der Sprache, was ist passiert?" Er setzte sich so, daß er ihr ins Gesicht blickten konnte. "Irgend etwas geht auf Thorburn Hall vor sich, von dem ich noch keine Ahnung habe. Ich nehme an, daß Sie es auch spüren und sich Sorgen m a chen."
    "Ja, das ist wahr", gestand Laura. Sie erzählte ihm von dem Ta u cher, der ihr Ruderboot zum Kentern gebracht hatte, von den Schüssen und dem Kissen, das sie neben Davids Bett gefunden hatte. "Jemand trachtet David nach dem Leben", fügte sie hinzu. "Ich habe Angst, ihn auch nur für fünf Minuten alleine zu la s sen."
    "Das kann ich sehr gut verstehen", sagte Niklas Thorburn. "Ich möchte ehrlich mit Ihnen sein, Miß Newman, denn Ihnen scheint viel an meinem kleinen Neffen zu liegen. Es gibt nur einen einzigen Grund, aus dem ich nach England zurückgekehrt bin. Ich fürchte um Davids Leben."
    "Also, doch."
    Er nickte. "Sehen Sie, als ich zur Beerdigung meines Bruders nach Thorburn Hall kam, erschien mir einiges an diesem Unfall, dem er zum Opfer gefallen ist, merkwürdig. Ich sprach auch mit Miß Eden. Wäre David nicht ungezogen gewesen, er würde sicher heute nicht mehr leben. Schweren Herzens kehrte ich nach Kenia zurück, um meine Arbeit dort abzuschließen, doch dann schrieb mir Ireen."
    "Lady Thorburn hat Ihnen wegen David geschrieben?" fragte Laura überrascht.
    Ein flüchtiges Lächeln erhellte sein Gesicht. "Ja." Niklas nickte. "Sehen Sie, meine Schwägerin mag manchmal etwas schwierig sein, doch sie liebt ihren Sohn, auch wenn sie nicht mit ihm umgehen kann. Sie sprach von ihrer Sorge um David und auch von dem Taucher, der Ihr Boot zum Kentern brachte. Sie bat mich nach England zurückz u kehren."
    "Das hätte ich nie erwartet", gestand die ju n ge Frau.
    "Menschen sind vielschichtige Wesen. Man sollte nicht immer nach dem äußeren Anschein gehen." Der Geologe atmete tief durch. "Sie mögen meinen Bruder, Miß Newman, das habe ich gleich gemerkt. Dennoch wird mir nichts anderes übrigbleiben, als Ihnen die Wahrheit über Jonathan zu gestehen."
    "Die Wahrheit?" Unwillkürlich hielt Laura den Atem an. "Was für eine Wahrheit?" Am liebsten wäre sie davongelaufen, hätte sich i r gendwo verborgen. Sie wollte nicht die Wahrheit über Jonathan hören.
    Niklas ergriff ihre Hand. "Man könnte Jonathan schizophren ne n nen", sagte er, "denn in seiner Brust kämpfen zwei Seelen miteinander. Schon mit fünfzehn hat Jonathan unseren Bruder Samuel glühend um dessen Stellung beneidet. Als es aussah, als würde Ireen niemals in der Lage sein, ein Kind zu bekommen, begann er darauf zu hoffen, doch eines Tages Lord Thorburn zu werden. Aber dann ließ sich Ireen in der Schweiz behandeln und wurde schwanger. Es war eine sehr schwierige Schwangerschaft, deshalb kehrte sie fünf Monate später in die Schweiz zurück und blieb dort bis zu Davids G e burt."
    "Dann muß Davids Geburt ein großer Schock für Ihren Bruder g e wesen sein", meinte Laura niedergeschl a gen.
    "Ja." Niklas seufzte auf. "Nach Samuels angeblichem Unfalltod steht jetzt nur noch David den Plänen meines Bruders im Wege."
    "Aber was können wir
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