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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind
Autoren: Anne Alexander
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widerstandslos von ihr anziehen und prot e stierte auch nicht, als sie ihn aus dem Zimmer trug.
    Leise ging sie mit dem Jungen im Arm zur Geheimtreppe. Niklas hatte ihr amüsiert erzählt, daß diese Treppen gewöhnlich in die Häuser eingebaut wurden, um es dem Hausherrn zu erleichtern, seine Geliebte aufzusuchen. Sie stellte David zu Boden und öffnete vorsichtig die Tapetentür, von der sie bis zu diesem Tag keine A h nung gehabt hatte.
    "Wo gehen wir hin?" fragte David, als sein Blick auf die schmalen, dunklen Stufen fiel.
    "Zu deinem Onkel. Niemand darf wissen, daß wir das Haus verla s sen", flüsterte sie ihm zu. "Es ist es ein Geheimnis." Laura leuchtete mit der Taschenlampe die Stufen hinunter. "Schau, Manuel läuft uns voraus", lockte sie.
    "Ich kann ihn nicht sehen", protestierte David. "Ich mag diese Treppe nicht. Ich habe Angst."
    "Bitte, David."
    Der Kleine zauderte, dann nickte er. "Gut, Miß Laura", meinte er weinerlich und machte sich daran, die Stufen hinu n terzusteigen.
    Wieder fragte sich die junge Frau, ob es richtig war, was sie taten. Am liebsten wäre sie umgekehrt, aber Niklas wartete im Wald auf sie, um sie zur Burgruine zu bringen. Das Gepäck hatte er sicher schon abgeholt.
    "Du mußt keine Angst haben, David", sagte sie und versuchte, sich selbst Mut zu machen. "Du magst doch Abenteuer. Jetzt werden wir ein richtiges erleben."
    "Ich bin müde", klagte David. "So müde." Verdrossen ging er we i ter.
    22.
    Jonathan Thorburn wartete ungeduldig in der Ankunftshalle des Londoner Flughafens auf die Maschine aus Neapel. Er stand vor einem Zeitungskiosk. Sein Blick fiel auf die Schlagzeile. Erbittert ballte er die Hände zu Fäusten. Er konnte und er wollte nicht glauben, daß Laura Newman seinen Neffen entführt hatte, aber alle Tatsachen sprachen gegen sie.
    Die Maschine landete mit einiger Verspätung. Jonathan ging zum Informationsschalter. Ungeduldig beobachtete er die Passagiere, die durch die Zollkontrolle kamen. Es war Jahre her, seit er Roy Winslow zuletzt gesehen hatte. Damals war Roy noch ein kleiner Junge gew e sen, er selbst sieben Jahre älter.
    Ein schwarzhaariger Mann mit einem Pilotenkoffer und einer U m hängetasche kam auf den Informationsschalter zu. Er machte einen überaus eleganten Eindruck. "Ich bin hier mit Mister Thorburn vera b redet", sagte er zu der jungen Dame am Schalter.
    "Ich bin Jonathan Thorburn, Roy." Jonathan reichte ihm die Hand. "Willkommen in England. Ich wünschte nur, die Umstände wären anders."
    "Ja, das wünschte ich mir auch, Jonathan", erwiderte Roy. "Gibt es etwas Neues?"
    "Bis jetzt noch nicht", antwortete der Verwalter von Thorburn Hall. "Meine Schwägerin ist völlig verzweifelt. Es liegt ihr nichts an David, aber immerhin ist er der Nachfolger meines Bruders."
    "Ihre Schwägerin scheint mir eine perfekte Schauspielerin zu sein, Jonathan", meinte Roy Winslow. "Ich sagte Ihnen ja bereits am Tel e fon, daß Laura den Kleinen nicht entführt hat."
    Jonathan nickte. "Sie sprachen von Bewe i sen."
    "Gehen wir schon immer zu Ihrem Wagen, Jonathan", schlug der Immobilienmakler vor. "Auf der Fahrt nach Cornwall können wir uns in Ruhe über alles unterhalten. Ich bin überzeugt, daß Laura und David so schnell wie möglich unsere Hilfe bra u chen."
    "Sie baten mich, weder mit meiner Schwägerin noch mit Niklas über Ihre Ankunft zu sprechen", sagte Jonathan auf dem Weg zum Parkplatz. "Halten Sie denn beide für schu l dig?"
    "Ja", erwiderte Roy. Er wartete, bis Jonathan seinen Wagen aufg e schlossen hatte und sie sich hineingesetzt hatten, dann gab er ihm La u ras Brief. "Leider erhielt ich ihn erst gestern. Die Post von England nach Italien läßt manchmal zu wünschen übrig."
    "Er wurde vor eine Woche aufgegeben", bemerkte Davids Onkel nach einem Blick auf den Poststempel. Er hob den Kopf. "Das war kurz bevor Miß Newman und David verschwanden." Er zog das Schreiben aus dem Umschlag. Bestürzt las er, was die junge Frau den Winslows geschrieben hatte.
    "Jetzt dürfte Ihnen klar sein, weshalb ich Laura nicht für schuldig halte", sagte Roy. "Ihr Bruder und Ihre Schwägerin wußten, daß sie David in Sicherheit bringen wollte. Ihr Bruder redete Laura sogar ein, daß Sie David nach dem Leben trachten würden, um Lord Thorburn zu we r den."
    "Aber das ist doch unmöglich", stieß Jonathan entgeistert hervor. "Ich liebe David. Ich habe niemals gegen ihn die geringste Aversion empfunden." Er umklammerte das Lenkrad. "Wie konnte Miß N e wman nur so etwas
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