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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind
Autoren: Anne Alexander
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von mir glauben?"
    Sie fuhren aus dem Parkplatz heraus und schlugen die Straße nach Cornwall ein.
    "Ihr Bruder Samuel kam durch einen Unfall ums Leben, dessen Umstände bis heute nicht geklärt sind. Auf David wurden mehrere Anschläge verübt. Laura hat sehr viel für Sie übrig, Jonathan. Leider muß ich zugeben, daß sie sich wahrscheinlich sogar in Sie verliebt hat, aber sie konnte Ihnen nicht vertrauen."
    "Klingt, als würden Sie Miß Newman lieben", bemerkte Jonathan Thorburn.
    "Es klingt nicht nur so", gab Roy zu. "Allerdings weiß ich auch, daß meine Liebe zu ihr aussichtslos ist."
    Schweigend fuhren sie weiter. Jeder der beiden Männer hing seinen eigenen Gedanken nach. Schließlich sagte Jonathan: "Es ist nicht so, daß ich mir über den Unfall meines Bruders keine Gedanken gemacht hätte, aber es gab kein Motiv für einen Mord. Natürlich machte ich mir auch Gedanken über den Bootsunfall und die Schüsse. Ich zog insg e heim Erkundigungen über die Taucher in unserer Gegend ein."
    "Haben Sie jemals daran gedacht, daß Ihre Schwägerin hinter den Anschlägen stecken könnte? Sie und Ihr Bruder Niklas scheinen g e meinsame Sache zu machen."
    "Ireen?" Davids Onkel schüttelte den Kopf. "Was würde meine Schwägerin gewinnen, wenn David etwas zustößt? Sie weiß genau, daß sie von mir nichts zu erwarten hat. Außerdem gehört immerhin einiges dazu, den eigenen Sohn ermorden zu lassen.
    "David ist nicht der leibliche Sohn Ihrer Schwägerin", antwortete Roy.
    "Was sagen Sie da?" Jonathan Thorburn hielt am Straßenrand. "Das ist unmöglich. David..." Er schüttelte den Kopf. "Sie meinen, Samuel und Ireen haben heimlich in der Schweiz ein Kind adoptiert?"
    "Nein, David ist Samuels Sohn", widersprach Roy Winslow. "Doch seine Mutter ist Laura Newman." Er berührte Jonathans Schulter. "Es ist eine lange Geschichte und eine sehr tragische dazu. Laura ist nur durch Zufall dahintergekommen, daß ihr Sohn noch lebt. Jedenfalls einer ihrer Söhne. Es waren nämlich Zwilli n ge."
    "Manuel!" stieß Jonathan heiser hervor und umklammerte Roys Arm. "Hieß der andere Junge Manuel?"
    "Ja, so hatte sie das tote Kind genannt", antwortete der junge I m mobilienmakler.
    23.
    "Wie lange müssen wir noch hierbleiben, Miß Laura?" fragte David und schaute aus dem Turmfenster auf die umliegenden Hügel. "Hier ist es so langweilig. Manuel findet das auch. Es macht überhaupt keinen Spaß." Er preßte seinen Löwen an sich. "Onkel Niklas hat gesagt, daß er uns bald wieder abholen wird. Warum holt er uns nicht ab?"
    "Wir müssen noch etwas Geduld haben, David", erwiderte die ju n ge Frau. Sie bereitete gerade das Abendessen. Vor drei Tagen war Niklas Thorburn zum letzten Mal bei ihnen gewesen. Er hatte ihr e r zählt, daß er nur noch ein paar Beweise brauchte, um Jonathan des Mordes an Samuel belangen zu können.
    "Wir dürfen nichts überstürzen", hatte er gesagt. "Wenn meine B e weise nicht hieb- und stichfest sind, wird kein Gericht meinen Bruder zur Verantwortung ziehen, und David ist weite r hin in Gefahr."
    Warum tat es nur so weh, sich Jonathan als Mörder vorzustellen? Alles in Laura sträubte sich dagegen, obwohl sie ihm ja selbst mißtraut hatte. Zudem sehnte sie sich entgegen jeder Vernunft nach ihm. Sie vermißte es, mit ihm zu sprechen, ihn mit David zu beobachten.
    "Du bist eine dumme Gans", sagte sie leise auf italienisch zu sich.
    David drehte sich um. "Was haben Sie denn gesagt, Miß Laura?" fragte er.
    "Oh, nichts von Bedeutung", meinte sie und trocknete sich die Hände ab. Ihr Blick fiel auf das Radio. Es war verrückt gewesen, ein Radio mitzunehmen und nicht an frische Batterien zu denken. Als sie den Apparat zum ersten Mal hatte einschalten wollen, war er stumm geblieben.
    "Gehen wir nach dem Essen noch ein Stückchen spazieren?" David griff nach einem sa u ren Gürkchen.
    "Nein, dazu ist es schon zu spät. Ich werde dir wie jeden Abend e i ne Geschichte erzählen und dann wirst du ganz rasch einschlafen."
    Der Kleine lutschte an seiner Gurke. "Warum kommt uns Onkel Jonathan nicht besuchen?"
    "Er hat sehr viel zu tun", behauptete Laura. "So, jetzt geh dir die Händchen waschen. Wir essen gleich."
    Resignierend trottete der kleine Junge zur Waschschüssel. "Das Wasser ist kalt", klagte er und benetzte nur die Fingerspi t zen.
    "Robin Hood hatte sicher auch kein warmes Wasser", scherzte La u ra. Sie war schon froh, daß sie überhaupt Wasser hatten. Vor drei Ja h ren hatten einige junge Leute versucht, in den
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