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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug
Autoren: Arthur W. Upfield
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der herzzerreißende Ausdruck in ihnen gewesen, das Gesicht hätte aus Stein gemeißelt sein können.
    »Können Sie nicht sprechen?« fragte Elizabeth leise.
    Als sie darauf keine Antwort erhielt, hob sie den Becher mit dem Wasser und setzte ihn wieder an die reglosen Lippen. Die junge Frau rührte sich nicht und machte keine Anstrengung zu trinken.
    »Ach Gott, Sie Arme! Was ist Ihnen geschehen?«
    »Öffne ihre Lippen ein bißchen weiter. Vielleicht trinkt sie, wenn du ihr das Wasser vorsichtig einflößt«, schlug Nettlefold vor.
    Elizabeth versuchte es, und gleich darauf sahen sie, daß die junge Frau schluckte. Ihre Augen waren feucht geworden, und Tränen rannen ihr über die Wangen, die Elizabeth mit dem Taschentuch wegtupfte.
    »Wollen Sie nicht versuchen zu sprechen?« fragte sie leise. »Können Sie nicht sprechen? Können Sie die Augen schließen? Versuchen Sie es – versuchen Sie es nur einmal. Nein?« Zu ihrem Vater sagte sie: »Ich versteh’ das einfach nicht. Sie scheint völlig klar zu sein, und trotzdem schafft sie es nicht einmal, ihre Lider zu bewegen. Ich bin ganz sicher, daß sie uns hören und verstehen kann.«
    »Ja, das glaube ich auch«, stimmte er zu. »Das einzige, was wir tun können, ist, sie so schnell wie möglich nach Hause zu bringen. Dann rufen wir Dr. Knowles an. Er wird uns sicher sagen können, was ihr fehlt. Komm, fahren wir. Hier können wir nichts tun.«
    »Gut. Trag du sie zum Wagen. Ich setze mich auf den Rücksitz, und dann reichst du sie mir nach hinten«, ordnete Elizabeth an. Zu der jungen Frau sagte sie: »Ich mache Ihnen jetzt die Augen zu wegen der Sonne. Haben Sie keine Angst – mein Vater und ich kümmern uns um Sie und werden versuchen, Ihre Freunde ausfindig zu machen. Und Dr. Knowles ist ein guter Arzt, wirklich.«
    Während der ganzen Fahrt nach Hause hielt Elizabeth die junge Frau ruhig und geduldig halb auf ihrem Schoß und versuchte, die Stöße abzufangen, die sich trotz der vorsichtigen Fahrt nicht vermeiden ließen.
    Ted Sharp und seine Leute waren mit der Rinderherde von der weiten grauen Ebene verschwunden, und Kilometer um Kilometer rollte der Wagen mit gleichmäßig brummendem Motor in östliche Richtung, einem der ungewöhnlichsten Flüsse Australiens entgegen. Um diese Zeit floß kein Wasser in den vielverzweigten Kanälen und Seitenarmen der Diamantina. Hier hatte der Strom keinen Hauptarm, sondern bestand aus einem wahren Labyrinth gewundener Wasserläufe. Westlich vom Coolibah–Gehöft erreichen die Kanäle, die den Strom bilden, eine Breite von fast fünfundzwanzig Kilometern, und wenn sich aus den bergen im Norden die großen Fluten herunterwälzen, sind nur noch die Wipfel der Coolibah–Bäume zu sehen.
    Der Weg durch den Fluß verlief in zahllosen Haarnadelkurven, für Elizabeth mit ihrer Bürde der anstrengendste Teil der langen Fahrt. Schmale Kanäle und breite Kanäle; schmale Ufer und breite Ufer; ständig ging es auf und ab rie auf wildbewegter See. Schon lange vor ihrer Ankunft konnten sie im Sonnenschein leuchtend die weißgestrichenen Häuser der Farm mit ihren roten Dächern sehen. Unzählige Male tauchte das Gehöft vor ihren Blicken auf und versank wieder, bis sie endlich die östliche Ebene erreichten und nach kurzer ruhiger Fahrt zum Tor der großen Pferdekoppel gelangten. Von dort aus ging es zum Haus, das zusammen mit den übrigen Gebäuden auf einer kleinen Anhöhe stand.
    Noch ehe der Wagen vor der Gartenpforte auf der Südseite angehalten hatte, trat eine Frau aus dem Haus und lief ihnen entgegen. Sie war groß und mager, kräftig und von schlichtem Aussehen. In ihrem steifen weißen Leinenkittel erinnerte sie an eine Krankenschwester. Hetty Brown, die vor Jahren von ihrem Mann, einem Viehhüter, verlassen worden war, war die Haushälterin von Coolibah.
    »O Mr. Nettlefold! Miss Elizabeth! Stellen Sie sich nur vor!« rief sie, die leicht vorstehenden hellgrauen Augen weit aufgerissen vor Aufregung. »Kurz nachdem Sie heute morgen abgefahren waren, rief Sergeant Cox an und sagte, daß gestern abend jemand in Golden Dawn ein Flugzeug gestohlen hat. Er sagte, er hätte schon früher anrufen wollen, aber die Leitung wäre gestört gewesen. Er wollte wissen, ob wir das Flugzeug gehört oder gesehen hätten. Es gehört – oh, Miss Elizabeth, wer ist denn das?«
    »Das ist eine junge Frau, die wir unterwegs unter sehr sonderbaren Umständen gefunden haben, Hetty, und wir müssen sie schleunigst zu Bett bringen«, sagte
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