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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug
Autoren: Arthur W. Upfield
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nicht«, entgegnete Nettlefold ruhig und nicht im geringsten erschüttert vom Grimm des Sergeant. »Ich erkläre es Ihnen gern.«
    Er berichtete in aller Kürze von seinem Fund am Emu Lake und erkundigte sich dann nach Einzelheiten des Diebstahls.
    »Also, das ist ja wirklich eine höchst merkwürdige Geschichte, Mr. Nettlefold«, sagte Cox sehr amtlich. »Dieser Fliegerzirkus – so nennt ihn Captain Loveacre, der die Sache leitet – ist seit drei Tagen hier. Sie haben eine zweimotorige de Haviland Passagiermaschine für Rundflüge mit Gästen und den roten Eindecker, den der Captain selbst fliegt. Die große Maschine wird von seinen zwei Mitarbeitern geflogen. Wir haben hier, wie Sie wissen, keinen richtigen Flugplatz, aber das Gelände ist so flach, daß es sich zum Fliegen gut eignet.
    Gestern abend standen die beiden Maschinen wie immer direkt hinter dem Hotel, und heute morgen um ein Uhr zweiundvierzig wurden alle vom Dröhnen eines Motors aus dem Schlaf gerissen. Captain Loveacre sagte, er erkannte sofort das Motorengeräusch seines Eindeckers, aber noch ehe er oder einer der anderen draußen war, hatte die Maschine schon abgehoben und flog in östlicher Richtung davon.«
    »Sie wissen also nicht, ob der Dieb ein Mann oder eine Frau war, Sergeant?«
    »Nein. Ist die Frau, von der Sie erzählt haben, sehr krank?«
    »Wir stehen vor einem Rätsel«, antwortete Nettlefold. »Passen Sie auf, es ist jetzt erst kurz nach sechs. Glauben Sie, Sie könnten Knowles überreden, noch heute abend zu uns herauszufliegen und sich die Frau anzusehen? Wir haben immerhin noch zwei Stunden Tageslicht.«
    »Oh – er kommt bestimmt«, versicherte Cox mit Überzeugung. »Der würde auch fliegen, wenn er eine Nachtlandung machen müßte. Mich wundert’s wirklich, daß er noch am Leben ist. Je mehr er getrunken hat, desto besser fliegt er. Vielleicht komme ich gleich mit.«
    »Tun Sie das. Wir können Sie beide unterbringen. Dann könnte ich gleich morgen früh mit Ihnen zum Emu Lake fahren. Sagen Sie Knowles, daß er am besten auf dem weißen Lehmstreifen ungefähr einen Kilometer nördlich der Farm landen kann. Ich komme mit dem Wagen hin, und falls es bei der Landung schon dunkel sein sollte, lasse ich an den Buschrändern ringsum Feuer anzünden. Rufen Sie mich an, wenn Sie wissen, ob und wann Sie kommen?«
    »Mach’ ich. Aber er kommt bestimmt«, versicherte Cox noch einmal. »Wenn er mir das Genick bricht – tja, dann hab’ ich wohl Pech gehabt.«
    »Sie sind jedenfalls sehr mutig. Ich würde Knowles mein Leben nicht anvertrauen – in der Luft, meine ich.«
    Cox lachte und legte auf.
    »Pack mir ein paar Sachen, Vi«, sagte er zu seiner Frau, als er wieder in die Küche trat. »Ich muß nach Coolibah.«
    »Für wie lange?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber ich denke, nur für eine Nacht.«
    »Haben sie das gestohlene Flugzeug gefunden, Dad?« fragte sein Sohn, ein blonder, blauäugiger Junge von fünfzehn Jahren.
    »Ja, Jack.« Cox nickte. »An einem Ort namens Emu Lake, auf dem Gebiet von Coolibah. Gib mir doch mal das Brot rüber. Warum soll ich nicht in Ruhe fertig essen, während deine Mutter meinen rosarot gestreiften Besuchspyjama raussucht?«
    »Und wer hat das Flugzeug gestohlen, Dad?« fragte der Junge.
    »Das wissen wir noch nicht. Aber du kannst dich drauf verlassen, daß dein Vater es herausfinden wird.«
    Das breite Gesicht wirkte jetzt eher rosig als rot und gar nicht mehr streng. Sergeant Cox hatte eine sehr weiche Seite, die fast nur seiner Frau und seinem Sohn bekannt war.
    »Ich kann dir heute abend nicht bei den Hausaufgaben helfen, also setz dich jetzt lieber gleich hin und mach sie.«
    »In Ordnung, Dad.«
    »Und gib dir Mühe.«
    »Das tut er bestimmt, Pops«, sagte Vi, die gerade wieder in die Küche kam. »Wer fährt dich nach Coolibah? Oder fährst du selbst?«
    »Ich fliege mit Dr. Knowles.«
    »Was? Mit diesem Verrückten! Ach, Pops!«
    »Pops« lachte, stand vom Tisch auf, gab seiner Frau einen Kuß und setzte seinen Hut auf. Er war in Zivil, doch mit dem Filzhut auf dem Kopf war er nicht mehr »Pops«, sondern Sergeant Cox.
    »Wenn Dr. Knowles eine Bruchlandung mit mir macht«, sagte er streng, »nehme ich ihn wegen Trunkenheit am Steuer fest.«
    »Aber du kannst dabei umkommen, Pops.«
    »Dad passiert schon nichts, Mama. Dr. Knowles kann ja sogar unter den Telefondrähten durchfliegen«, erklärte Jack.
    »Keine Angst, ich komme nicht um«, versicherte Cox. »Und wenn Dr. Knowles abstürzt,
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