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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug
Autoren: Arthur W. Upfield
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bleib’ ich am Leben und stecke ihn in unsere Zelle. Die Tasche hole ich nachher. Und vergiß die Hausaufgaben nicht, Jack.«
    Sergeant Cox ging durchs Haus nach vorn, überquerte die Veranda, stieg die Stufen hinunter und ging weiter zum Törchen im Gartenzaun. Über dem Tor stand auf einem schmalen Holzbogen das Wort »Polizei«, und auf dem Fliegengitter des Fensters auf der linken Hausseite war ein Schild mit der Aufschrift »Dienststelle« angebracht. Nachdem er seine »Dienststelle« verlassen hatte, wandte sich Sergeant Cox nach links und ging die Hauptstraße von Golden Dawn hinunter.
    Früher einmal war Golden Dawn eine blühende kleine Bergwerksstadt gewesen, und heute noch ragten die Gerüste der Grube einen Kilometer nördlich vom Ort wie die Galgen am Rand einer mittelalterlichen Stadt in den Himmel hinein. Leere Grundstücke säumten beide Seiten der staubigen Straße; die Gebäude, die früher auf ihnen gestanden hatten, waren längst ausgeschlachtet und abgerissen worden.
    Heute wirkte Golden Dawn verlassen; es war wie ein heimatloser alter Mann, der von besseren Zeiten träumte. In der Mitte der Straße tummelten sich die Kühe des Molkereibesitzers, während der gute Mann selbst im allzu günstig gelegenen Hotel saß. Jenseits der leeren Grundstücke dehnte sich die weite Ebene im Norden und Osten zu den blauschwarzen Bergen und im Süden und Westen zum niedrigen Horizont.
    Vor dem Hotel stand Constable Lovitt. »Wer ist drinnen?« fragte Cox.
    Lovitt begann, Namen aufzuzählen, aber Cox unterbrach ihn.
    »Ist Dr. Knowles da?«
    »Nein, Sergeant.«
    »Und Captain Loveacre?«
    »Auch nicht. Der ist vor einer halben Stunde mit Dr. Knowles weggegangen.«
    »Ich fliege heute abend mit Dr. Knowles nach Coolibah und bleibe vielleicht zwei Tage weg«, erklärte Cox in seinem amtlichsten Ton. »Der Betrieb hier scheint ja ein bißchen nachzulassen, da werden Sie nicht viel zu tun haben. Ein Glück, daß Ned Hamlin und Larry Lizard nicht hier sind. Halten Sie möglichst mit der Dienststelle Verbindung. Kann sein, daß ich versuche, Sie telefonisch zu erreichen.«
    »In Ordnung, Sergeant.«
    Cox warf dem Constable noch einen strengen Blick zu und wandte sich zum Gehen. Dann jedoch wurde er weich und drehte sich noch einmal um. »Der Eindecker ist in Coolibah gefunden worden. Von Mr. Nettlefold«, sagte er. »Und drinnen saß eine unbekannte Frau. Sie scheint verletzt zu sein. Sehr seltsam das alles. Kennen Sie hier in der Gegend eine Frau, die ein Flugzeug fliegen kann?«
    »Nein. Keine, Sergeant.«
    »Ich auch nicht. Wer von Bedeutung ist eigentlich noch hier?«
    »Nur Mr. Kane von Tintanoo. Die Greysons sind abgefahren. Und die Olivers von Windy Creek auch.«
    »Gut.«
    Cox ging weiter die Straße hinunter, die paradoxerweise gut instand gehaltene Bürgersteige hatte und zu beiden Seiten von alten Pfefferbäumen gesäumt war – Zeugnisse vergangenen Wohlstands. Nach einer Weile kam er zu einem Tor in einem weiß gestrichenen Zaun, hinter dem ein großes Holzhaus mit breiter Veranda stand. Als er an die offene Haustür klopfte, schien das reine Formalität zu sein; er wartete nämlich, als er von links Stimmen hörte, nicht erst auf eine Aufforderung, sondern ging geradewegs hinein.
    »Guten Abend, Doktor, ‘n Abend, Captain«, begrüßte er die beiden Männer, die am Tisch saßen. Sie hatten offensichtlich gerade das Abendessen beendet.
    »Hallo, Cox. Suchen Sie Captain Loveacre?« fragte Dr. Knowles, ein mittelgroßer Mann mit dunklen Augen und einem schmalen Oberlippenbärtchen.
    »Ich wollte Sie beide sprechen.«
    Captain Loveacre, kaum größter als der Arzt, doch mit glattrasiertem Gesicht, stand auf.
    »Wissen Sie was Neues über meine Maschine?« fragte er begierig.
    »Ja. Sie scheint heil und unversehrt zu sein. – Nein danke, ich habe gerade gegessen. Aber eine Zigarette nehme ich gern.«
    Cox setzte sich und berichtete, was er von Nettlefold gehört hatte.
    »Die junge Frau, die Mr. Nettlefold und seine Tochter vorn im Flugzeug fanden, scheint an einer Art Lähmung zu leiden«, fuhr er fort. »Mr. Nettlefold glaubt nicht, daß sie die Maschine gestohlen hat. Die Landung war anscheinend sauber, und das Flugzeug ist, soweit er feststellen konnte, nicht beschädigt.«
    »Eine reichlich merkwürdige Geschichte«, meinte Dr. Knowles. »Wenn die Frau die Maschine nicht gestohlen hat, wo ist dann der Pilot? Sie sagen, man hat keine Spur von ihm gefunden?«
    »Nein – immer vorausgesetzt, es war
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