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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug
Autoren: Arthur W. Upfield
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außer der Frau noch jemand in der Maschine. Könnten Sie sie nicht gleich heute abend noch untersuchen, Doktor?«
    Dr. Knowles lachte und griff nach der Whiskykaraffe. »Ich bin noch nicht betrunken genug, um zu fliegen und bei Dunkelheit eine Landung hinzusetzen.«
    »Dann trinken Sie schleunigst«, sagte Cox in dem Ton, den er anschlug, wenn er jemandem die Leviten las. »Ungefähr einen Kilometer nördlich der Farm ist ein Streifen ebenes Land, wo man eine Maschine ganz gut aufsetzen kann. Wenn wir gleich losfliegen, schaffen wir es noch vor Einbruch der Dunkelheit. Mr. Nettlefold holt uns mit dem Wagen ab.«
    »Wie weit ist es?« fragte Knowles und schenkte sich wieder ein.
    »An die hundertsechzig Kilometer. Wir haben noch anderthalb Stunden Tageslicht.«
    »Also gut. Was ist mit Ihnen, Loveacre?«
    »Ist der Boden da gewalzt?« fragte der berühmte Flieger, der gezwungen war, sich sein Brot als umherziehender Kunstflieger zu verdienen.
    »Nein.«
    »Aber auf diesem Emu Lake könnte ich die de Haviland doch ohne Schwierigkeiten landen, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Knowles. »Ich war zwar selbst nie dort, aber Nettlefold behauptet, das wäre dort der beste natürliche Flugplatz im ganzen Westen von Queensland. – Hallo, Mrs. Chambers!«
    »Sind Sie immer noch nicht betrunken genug?« drängte Cox.
    »Gleich, gleich, Sergeant. – Ach, Mrs. Chambers, bringen Sie mir doch bitte meine schwarze Tasche. Ich bleibe über Nacht weg.«
    »Na, hoffentlich müssen Sie nicht wieder wie eine zerquetschte Tomate reingetragen werden, wenn Sie zurückkommen«, versetzte die alte Haushälterin brummig. »Mitten in der Nacht in der Gegend rumzufliegen!«
    »Schon gut. Holen Sie jetzt meine Tasche, und regen Sie sich nicht auf.«
    Loveacre lachte, und Knowles schenkte sich noch einmal Whisky ein. Cox stand ungeduldig auf, nahm dem Doktor die Karaffe aus der Hand und stellte sie in den Schrank.
    »Wir gehen jetzt«, belferte er.
    Knowles stand leicht schwankend auf.
    »Sie sind ein guter Pfadfinder, Sergeant, aber Sie sind verdammt unhöflich. Das werden Sie mir büßen. Ich werde dafür sorgen, daß Ihnen auf dem Flug speiübel wird.« Seine Artikulation war völlig klar. Zum Captain gewandt, fügte er hinzu: »Kommen Sie mit uns zu meiner Maschine, dann leihe ich Ihnen eine anständige Karte von der Gegend.«
    Sein sonst eher blasses Gesicht war jetzt leicht gerötet. Seine dunklen Augen blitzten. Er schwankte unübersehbar, als er zur Tür ging, doch als er nochmals Mrs. Chambers rief und ihr draußen in ernsthaftem Ton versicherte, sie sei seine Alleinerbin, falls ihm etwas passieren sollte, sprach er mit so leichter Zunge wie stets.
    Loveacre berührte Cox’ Arm. »Kann er noch fliegen?« erkundigte er sich skeptisch.
    Der Sergeant nickte. »Er fliegt betrunken besser als nüchtern«, antwortete er. »In den letzten zwei Jahren hat er drei Unfälle gehabt, und jedesmal war er stocknüchtern. Sie fliegen morgen zum Emu Lake raus?«
    »Ja, ich nehme meine Jungs in der de Haviland mit und fliege dann meine Maschine zurück. Wie groß ist eigentlich der Landeplatz, auf dem Sie heute abend runtergehen?«
    »Keine Ahnung. Ich werd’ Mr. Nettlefold bitten, Sie später anzurufen. Er kann Ihnen alles sagen, was Sie wissen müssen.«
    »Gut. Ich bin im Pub. Ich bin wirklich froh, daß die Maschine noch heil ist. Ich bin ziemlich knapp bei Kasse, und die Versicherung würde einen Totalschaden nicht decken.«
    »Also, kommen Sie. Der Doktor ist soweit. Ich darf Sie bitten, über die Begleitumstände der Auffindung Ihrer Maschine nicht zu sprechen.«
    »Aber natürlich, Sergeant.«
    Am Tor trennte sich Cox von Knowles und Loveacre, um noch einmal nach Hause zu gehen und seine Reisetasche zu holen. Die Sonne hing tief am westlichen Himmel. Die Luft war still und hatte dort, wo die Sonne sich in den Staubwolken fing, die von den Kühen des Molkereibesitzers und zwei Ziegenherden aufgewirbelt wurden, einen tief goldenen Glanz.
    Das Postamt war, wie Cox im Vorübergehen bemerkte, schon geschlossen, doch an der Tür zur Telefonvermittlung stand eine junge Frau und unterhielt sich mit einem großen, gutgewachsenen Mann. Der Mann war John Kane, Besitzer von Tintanoo, und die junge Frau war Berle Saunders, die Telefonistin. Ihr Bruder kam gerade die Straße herunter; er übernahm nachts den Telefondienst.
    Nach dem einen scharfen Blick sah Cox wieder ruhig geradeaus. Miss Berle Saunders war eine sehr ansehnliche junge Dame und außerdem
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