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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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Altersheim als gebrechliche Seniorin kennengelernt hatte. Jetzt strahlte sie Kraft und Jugendlichkeit aus.
    »Es ist unglaublich.« Lena fiel auf, dass es langsam dämmerte. Die Schatten wurden länger, der Himmel färbte sich dunkelrot. Sie sah sich um, suchte nach der Sonne, um herauszufinden, wo sich Westen befand. Doch es gelang ihr nicht, die gelbe Himmelsscheibe auszumachen, stattdessen entdeckte sie einen blau schimmernden Planeten und rechts von ihm zwei kleinere, einer silbern, einer rötlich.
    »Was ist das?«
    Amelias Blick folgte Lenas ausgestrecktem Finger, dann schaute sie Lena mit einem Funkeln in den Augen an. »Wir nennen sie diemagische Triade. Es kommt nicht sehr häufig vor, dass sie am Firmament erscheint.«
    »Welche Planeten sind das?«
    »Das weiß niemand, aber wir alle erfreuen uns an ihrem Anblick. Und viele Menschen feiern ein Fest zu ihren Ehren.«
    »Wo liegt Elvancor eigentlich?«, fragte Lena und bestaunte die ungewöhnliche Sternenkonstellation.
    »An keinem Ort und allen zugleich«, erfolgte die wenig befriedigende Antwort.
    »Und wo ist die Sonne?«
    »Sie ist bereits untergegangen, Lena.« Ein Lächeln überzog ihr Gesicht. »Die ältesten Tuavinn sagen, bevor die Kelten aus unserer Welt hierherkamen, gab es gar keine Sonne, so wie wir sie kennen. Nur durch ihre feste Überzeugung, ohne Sonne gebe es kein Leben, sei sie entstanden. Am Tage lichten sich die Nebel der Ewigkeit, und es wird hell. Wenn es Nacht wird, senkt sich der Schleier, doch hinter den Bergspitzen bleibt ein Glimmen. Hier wird es niemals so dunkel wie in der Welt, in der wir zuvor gelebt haben. Zudem leuchten hier zwei Monde.« Amelia deutete in den Nachthimmel. »Momentan sind sie nur schwach zu sehen, dort über den Bergen des Ostens. Ein weißer Mond, ähnlich dem, den wir kennen, und ein rotgoldener, der hinter seinem kleinen Bruder aufgeht und ihn überstrahlt.«
    »Kann so etwas sein?« Ungläubig blickte sie zum Firmament. Tatsächlich erkannte sie im Osten zwei schemenhafte Sicheln.
    »In Elvancor ist vieles möglich, was ich niemals für denkbar gehalten hätte«, entgegnete Amelia und drückte Lenas Hand. »Man sagt, jeder, der Elvancor betritt, bringt etwas aus seiner Welt mit, das ihm besonders wichtig war. Maredd meinte, erst seit meinem Erscheinen würden sich die Blätter der Wälder bunt färben. Dies geschieht ganz willkürlich, denn hier gibt es keine Jahreszeiten, wie wir sie kennen.« Ihre Augen strahlten. »Ich habe es stets besonders geliebt, den herbstlichen Wald zu malen.«
    Für Lena war das alles unfassbar.
    Maredd gesellte sich zu ihnen, wobei er noch einige trockene Äste auf den Holzstoß legte. »Hat dir Amelia einiges erzählt?«
    »Ja, aber ich kann das alles nicht begreifen! Dieses Land, dass Ragnar und Amelia noch leben. Ich bin völlig verwirrt!«
    Der Tuavinn-Krieger zog sie an der Hand in die Höhe, legte ihr seine kräftigen Hände auf die Schultern und drehte sich mit ihr im Kreis. »Elvancor hat keine Grenzen. Es ist umgeben von den Bergen von Avarinn und den Nebeln der Ewigkeit.«
    »Regnet es hier? Ist Elvancor ein Planet? Und ist das dort hinten ein Meer?« Sie deutete auf die tiefblaue Fläche am Horizont, auf der es überall silbern aufblitzte, wie Sonnenlicht, das sich in Wellen brach.
    »Du hast viele Fragen, junges Mädchen von jenseits der Schwelle.« Ein Schmunzeln erhellte Maredds markantes Gesicht. »Ja, gelegentlich regnet es in Elvancor, und alles wächst, auch wenn es nicht die Jahreszeiten gibt, die du aus deiner Welt kennst. Auf den Bergen, nahe den Nebeln der Ewigkeit, liegt häufig Schnee, doch in tieferen Lagen ist das Wetter meist mild, so wie bei euch im Frühsommer. Manchmal gibt es Stürme, wenn die Geister der Lüfte miteinander im Streit liegen, dann kann es auch im Tal schneien. Was du siehst, ist der Linnron, ein gewaltiger See, und weiter im Süden befindet sich der Walkansee, der so riesig ist, dass manch einer ihn als Meer bezeichnen würde. Die Wasser der Flüsse von Avarinn und auch die des Berges Cerelon ergießen sich dort hinein und bilden den Süden unseres Reiches.«
    »Ist Elvancor dann, ähnlich der Erde, ein runder Planet?«
    »Elvancor ist anders, Lena«, versuchte Amelia sanft zu erklären, »du kannst es nicht mit dem Verstand erfassen.« Sie legte eine Hand auf ihre Brust. »Nur mit dem Herzen.«
    »Elvancor versorgt seine Bewohner mit allem, was sie benötigen. Mit ausreichend Wasser, Früchten, Wild und was immer du dir
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