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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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vorstellen kannst.« Plötzlich verfinsterte sich Maredds Miene. »Zumindest war dies in alten Tagen so.«
    »Jetzt nicht mehr?«
    »Seitdem die Menschen ihre Städte gebaut haben, nicht mehr auf unsere Lehren achten und die Rodhakan ihr Unwesen treiben, hat sich vieles geändert«, erzählte er mit düsterer Stimme.
    »Maredd, hab Verständnis für die Menschen, es ist einfach ihre Art, sich etwas von Bestand zu erschaffen.«
    »Wir haben versucht, sie zu lehren, aber nein …« Nun klang er wirklich aufgebracht, und erst als Amelia ihm über die Wange strich, lockerten sich seine verhärteten Gesichtszüge.
    »Du musst wissen, Lena«, sagte Amelia, »in früheren Zeiten war es nur wenigen auserwählten Menschen vergönnt, Elvancor zu betreten.«
    Fragend neigte Lena den Kopf zur Seite.
    »Uns Tuavinn gibt es schon sehr, sehr lange«, ergriff Maredd wieder das Wort. »Die Legende erzählt, Elvancor wäre ein Reich der Schöpfung, ein besonderer Ort im Universum, geschaffen, um allen Wesen ein Leben in perfektem Einklang miteinander zu ermöglichen.« Maredd machte eine ausschweifende Handbewegung. »Nicht alles ist friedlich, auch hier muss man um sein Leben kämpfen, Prüfungen bestehen und an seinen Herausforderungen wachsen. Aber Elvancor versorgte seine Bewohner, ob nun Tuavinn, Tier oder Naturgeist.« Der große Krieger seufzte schwer. »Unsere Vorväter erzählten, dass einer von uns eines Tages auf den höchsten Gipfel von Avarinn stieg, in dem festen Glauben, seine Tage in Elvancor seien abgelaufen und er müsse ein Teil der Ewigkeit werden. Doch er hatte eine Vision. Eine Lichtgestalt trat direkt aus den Nebeln der Ewigkeit und beauftragte ihn zurückzugehen, um über die Schwelle in deine Welt zu reisen.«
    »War das eine Art … Gott?«
    Ein Schmunzeln huschte über Maredds Gesicht. »Ihr Menschen sprecht gerne von Göttern, Wesen, die das Schicksal lenken und denen ihr im Zweifelsfall die Schuld geben könnt, wenn etwas in eurem Leben misslingt.«
    »Dann war es kein Gott?«
    Der Tuavinn hob die Schultern. »Wir nennen sie dieHerren des Lichts, aber vermutlich stellt auch das keine korrekte Bezeichnung dar. Bei uns herrscht die Überzeugung vor, dass die, die weitergehen und große Weisheit erlangt haben, sich mit der Ewigkeit vereinen, ein Teil von ihr werden. Diejenigen, die noch nicht so weit sind, werden irgendwann wiedergeboren. Ob nun hier in Elvancor oder in der Welt, die dir bekannt ist. Die Herren des Lichts besitzen keine materielle Form, es ist ihnen zwar möglich, sich zu manifestieren, doch tun sie dies eher selten. Sie können überall sein, behalten die Welten im Auge und beobachten, greifen jedoch so gut wie nie ein und lassen alle Kreaturen ihre eigenen Erfahrungen machen.«
    »Puh, das ist mir irgendwie zu hoch«, stöhnte Lena. Ihr schwirrte allmählich der Kopf. Außerdem fragte sie sich, ob sie wirklich hier sein und das alles tatsächlich wissen wollte. Gewiss, sie hatte sich nach Ragnar gesehnt und war glücklich, ihn wieder getroffen zu haben, doch vieles an Elvancor erschien ihr unheimlich.
    Amelia lächelte mitfühlend. »Auch ich habe damals lange gebraucht, bis ich all das hier verstanden habe. Und – wenn ich ehrlich sein soll – viele Dinge verstehe ich noch immer nicht. Doch genau damit habe ich mich mittlerweile abgefunden, und das macht es etwas einfacher. Aber jetzt lass Maredd einfach weitererzählen. Hör nur zu, ohne alles sofort begreifen zu wollen.«
    Maredd schenkte Amelia ein Lächeln, dann fuhr er fort. »Jarin, jener Tuavinn, von dem ich gerade erzählte, hatte also diese Vision. Die Lichtgestalt, der er begegnet war, sprach von einer Welt, die eine den Tuavinn sehr ähnliche, wenn auch weniger weit entwickelte Rasse hervorgebracht hatte. Wir sollten Menschen suchen, die eine bestimmte Begabung dafür besitzen, die Natur zu verstehen, die Geschicke der Welt zu lenken und die Kraft der Elemente zu nutzen – du magst es Magie nennen.«
    Lena dachte kurz darüber nach. »Und das waren die Kelten?«
    Amelia nickte. »Richtig, Lena. Es begann, als diese Völkergruppe, die wir heute als Kelten bezeichnen, sich in Europa ausbreitete und sich das Druidentum entwickelte. Angetrieben durch Jarins Vision begaben sich Maredds Vorfahren auf die Suche nach Magiekundigen, und die Tuavinn lehrten und unterrichteten sie in magischen Belangen.«
    »Am Anfang waren es nur wenige«, führte Maredd aus. »Die Klügsten und Stärksten, tapfere Krieger oder weise Männer und
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