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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sedimenten, war klar und schimmerte unter der Sonne blauschwarz. Ein völlig reines Wasser, das man ohne es zu filtern trinken konnte, im Gegensatz zu den lehmigen ›weißen Flüssen‹ wie dem Rio Solmôes und dem Rio Amazonas, die aussahen wie eine dünnflüssige Erbsenbrühe.
    Pater Franco wandte sich ab, blickte hinüber zur Mission und der kleinen Ausbuchtung, die mit Mangroven fast zugewuchert war. Dahinter lagen die Malocas der Yanomami.
    »Ich kann auf diesen Besuch verzichten«, sagte er und atmete tief durch, als käme er aus einem verräucherten Raum.
    »Und wenn es hier wirklich Gold geben sollte«, Pater Ernesto faltete die Hände vor seiner Brust, »dann werden wir wissen, was es heißt, in der Hölle zu sein.«
    Drei Jahre später, 1971, wurde Santo Antônio von der Nachricht überrascht, die vieles ändern sollte: Eine italienische Stiftung ›Brüderlichkeit in aller Welt‹ teilte mit, eine Sammlung habe soviel Geld gebracht, daß die Mission am Rio Parima weiter ausgebaut werden könne. Das Geld würde auf ein Konto bei der Banco de Brasil in Manaus überwiesen werden. Natürlich meldete sich daraufhin auch Arlindo Beja von der FUNAI und fragte über Kurzwellenfunk an:
    »Wie wollen Sie die Spende verwenden?«
    »Wir werden die Krankenstation ausbauen und versuchen, einen Arzt und eine zweite Krankenschwester zu bekommen. Das ist jetzt das Wichtigste.«
    »Ich lese es in Ihren Berichten, Pater Franco.« Beja, der in den vergangenen drei Jahren viermal zur Inspektion auf der Mission gewesen war, schien guter Laune zu sein. »Sie wollten doch eine Zählung der Indianer machen. Ist sie fertig?«
    »Bisher haben wir 367 Yanomami in der Umgebung von Santo Antônio festgestellt. Eingeteilt in sieben Shabonos. Es muß aber mehr in der Tiefe des Waldes geben, von denen nur die Indianer wissen, aber nichts verraten. Erst vor kurzem brachten unsere Yanomami nach einem Streifzug neue Frauen mit. Sie sollen einem Stamm angehören, der sich Yanotedi nennt. Wo er lebt … wir wissen es nicht.«
    »Haben Sie ihnen den Frauenraub noch nicht abgewöhnen können, Pater?« Bejas Stimme troff wieder von Hohn. »Ich habe immer geglaubt, das Bibelwort hat eine unheimliche Kraft.«
    »Unsere Indianer haben bis heute noch nichts aus dem Evangelium gehört«, sagte Franco. Ein Mann wie Beja konnte ihn nicht beleidigen. »Wir wirken durch unsere Arbeit und unsere Menschenliebe. Was hätten wir davon, wenn wir Bibelstunden abhielten und die Yanomami hören uns geduldig zu, nur um uns, den Freunden, einen Gefallen zu tun? Das wäre der falsche Weg, sie aus der Steinzeit in die Neuzeit zu führen.«
    Einen Arzt und eine zweite Krankenschwester bekamen die Patres nicht. Wer wollte schon in der ›grünen Hölle‹ leben, an einem der einsamsten Plätze dieser Erde, an einem Fluß, der das Hochland von Parima durchschnitt?
    Aber die Krankenstation wurde ausgebaut. Es wurde ein richtiges, kleines Krankenhaus mit einer Empfangsstation für ambulante Behandlung, einem Bettentrakt mit zehn Hängematten – in ein Bett wie bei den Weißen hätte sich kein Yanomami gelegt – und zwei kleineren Häusern für Schwestern und Ärzte. Auch einen runden Wasserturm baute man, in den man das absolut reine Wasser des Rio Parima pumpte und dort – so war es eben Vorschrift – noch einmal filterte und mit Chlor versetzte.
    »Jetzt schmeckt der Kaffee wie Medizin.« Pater Ernesto zog eine Grimasse. »Ich bleibe dabei, ich trinke direkt vom Fluß.«
    Aus Santo Antônio war eine schöne Missionsstation geworden, aber das Schwestern- und Ärztehaus blieben leer. Pater Ernesto und die Krankenschwester Sr. Lucia, mit bürgerlichem Namen Gina Fratelli, versorgten weiterhin allein die Kranken. Ein paarmal schrieb Pater Franco an seinen Orden ›Das Blut Christi‹ und bat um Verstärkung der Mission. Die Antwort lautete immer: »Wir haben keinen Bruder frei, der zu euch kommen kann. Vertraut auf die Hilfe unseres Herrn.«
    »Der mauert und ackert nicht«, sagte Pater Franco verbittert, wenn er einen solchen Brief bekam. »Durch Beten allein wächst kein Gemüse. Meine Lieben, jeder von uns muß nun so stark sein wie zwei.«
    Ein Jahr später, im Februar 1972, knatterten drei Hubschrauber den Fluß hinauf und landeten auf dem großen freien Platz vor der Mission. Neun Männer stiegen aus und stellten sich als Geologen und Biologen vom Projekt Radam-Brasil vor. Arlindo hatte ihnen, ohne die Patres zu fragen, die Mission als Quartier zugewiesen.
    Das
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