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Das Pubertier

Das Pubertier

Titel: Das Pubertier
Autoren: Jan Weiler
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Blog zu lesen. Unser Pubertier schreibt einen Weblog. Um in dessen Genuss zu geraten, muss man ihr eine Nachricht schicken, dann sendet sie den Link zurück. Nur meinen Antrag lehnte sie ab. Sie schrieb mir aus ihrem Zimmer eine Mail, derzufolge ich mich gehackt legen könne und was ich eigentlich dauernd von ihr wolle. Das ist ganz einfach: Ich habe Angst, dass sie da etwas über mich erzählt. Also schrieb ich über Facebook ihre Freundinnen an und bat um den Link zu ihrem Blog. Sie antworteten, es sei ihnen strengstens untersagt, mich damit zu versorgen. Dann schickte mir Franzi (den Namen habe ich zu ihrem Schutz geändert) einfach kommentarlos den ersten Blogeintrag meiner Tochter. Da wurde mir einiges klar.
    Carla schrieb: «Schön, dass Ihr da seid. Ich werde von heute an mit glamourösen Berichten Euer Leben verschönern. Natürlich weiß ich, dass das Internet keine Geheimloge ist. Irgendwie kommt immer alles raus. Nur einer darf diesen Blog auf keinen Fall lesen: mein Vater. Schließlich ist er die Hauptperson. Er und seine Hausschuhe. Hahaha! Er wird Euch um den Link zu dieser Seite anbetteln. Er wird Komplimente machen und sich womöglich als jemand anders ausgeben. Fallt nicht darauf herein, denn sonst: Schreibe ich nicht weiter.»
    Kein Wunder, dass ihre Freunde dichthielten. Aber irgendwie komme ich schon an den Link. Und wenn ich Carla dafür meine Hausschuhe unter die Nase halten muss.

Im Pubertierlabor 5: Die Männersache
    Die vorerst letzte Folge meiner kleinen Serie mit Erkenntnissen aus dem Pubertierlabor widmet sich dem Umgang des weiblichen Pubertiers mit männlichen Vertretern der gleichen Spezies. Nach dem endgültigen Abschuss von Moritz, der sich daraufhin hochgradig bezecht und würdelos auf einer Party in der Kellerbar von Franzis Eltern erbrach, hat es sich der Versuchsleiter zur Aufgabe gemacht, die Begegnungen zwischen seinem Pubertier und gleichaltrigen oder wenig älteren männlichen Pubertieren genauestens zu beobachten und auszuwerten. In den vergangenen Monaten kam es mehrfach zu Kontakten, teils in der Versuchsanordnung, teils im natürlichen Vormittags-Habit der Pubertiere, der Schule. Von dort bringt das Pubertier allerdings nur sehr knappe und wenig aufschlussreiche Informationen über den Umgang mit männlichen Vertretern seiner Art mit.

    Ganz generell lässt es freiwillig wenig oder gar nichts über sogenannte Jungs verlauten, erst recht nicht, wenn es Gefallen an einem Exemplar gefunden hat. Wenn es ein Männchen hingegen ablehnt, erfährt die Umgebung davon recht schnell und in deutlichen Worten. Der Versuchsleiter wurde bereits darüber in Kenntnis gesetzt, dass Jungen, die Fußball und Bushido gut finden, grundsätzlich das Letzte seien, totale Arschgranaten und Amateure. Der Versuchsleiter hat zumindest die eine Hälfte dieser Mitteilung zufrieden zur Kenntnis genommen. Und das mit dem Fußball, das wird sicher noch.
    Das weibliche Versuchsobjekt ist mit Ansichten zu männlichen Pubertieren hingegen sofort überaus zurückhaltend, wenn diese gefallen. Das kommt ausgesprochen selten vor, und wenn, dann werden die wenigen positiv beurteilten Exemplare von ihr auffallend defensiv als «nett» bezeichnet und in die Versuchsanordnung eingeladen, was den Versuchsleiter sehr freut, weil es seine Recherchen deutlich vereinfacht.
    Der Versuchsleiter ist aus wissenschaftlicher Neugier immer schneller an der Tür als das Pubertier, wenn es klingelt. Auf diese Weise kann er sich ein Bild von den Kandidaten machen, die allesamt bei ihm durchfallen. Der erste, Typ Flitzpiepe, ist nicht dazu in der Lage, auch nur «Hallo» zu sagen, und stampft wortlos in die Versuchsanordnung. Nummer zwei wird von dem Versuchsleiter für die blumenkohlöse Struktur seiner Gesichtshaut bedauert und schafft es unter starkem Schwitzen immerhin, dem Versuchsleiter die Hand zu geben und sich vorzustellen. Der dritte Besucher kommt mit dem eigenen Auto, was der Versuchsleiter ebenso argwöhnisch zur Kenntnis nimmt wie den sehr teuren Duft seines Rasierwassers. Dieser Kandidat ist genau genommen gar kein Pubertier, was der Versuchsleiter nach dessen Besuch in deutlichen Worten anspricht.
    Der Versuchsleiter versucht daraufhin, dem Pubertier einen gewissen Achim schmackhaft zu machen, welcher nicht nur sehr gut in Latein ist, sondern auch Klarinette spielt und sich rührend um seine Fische kümmert. Das Pubertier entgegnet, Achim sei ein Vollhonk, und bevor es sich mit ihm treffe, kaufe es sich lieber eine
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