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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition)
Autoren: Nicole Steyer
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schaute auf die schneebedeckten Beete und rieb sich fröstelnd die Arme. »Wir sollten reingehen.«
    Pater Franz nickte. Liebevoll legte er den Arm um sie.
    »Etwas Warmes zu trinken wird uns jetzt gewiss nicht schaden. Lass uns zu Johannes gehen, er wird sicher schon auf uns warten.«
    *
    Marianne kuschelte sich an Albert und öffnete langsam die Augen. Die Morgendämmerung kroch durch die geschlossenen Fensterläden, was das Zeichen dafür war, dass sie sich wieder von ihrem Liebsten trennen musste. Auch Albert war bereits wach. Er blickte nachdenklich an die Decke. Er hatte sie gefunden. Was hatte er für einen Schrecken bekommen, als ihm Anna berichtete, sie wäre gegangen.
    Marianne musste unendlich verzweifelt gewesen sein, als sie damals losgezogen war. Wahrscheinlich hätte er an ihrer Stelle nicht anders gehandelt und wäre ebenfalls fortgelaufen und hätte sich an die einzige Hoffnung geklammert, die es noch gab.
    Jetzt würde nichts auf der Welt sie nochmals trennen. Noch heute würden sie in ihr neues Leben ohne Krieg und Schlachten aufbrechen. Nach Hause würde er sie bringen, nach Schweden, an den geliebten Mälarensee, ins väterliche Schloss.
    Marianne rekelte sich genüsslich neben ihm und schlang ihren Arm um seinen Hals.
    »Der Morgen graut. Du musst gehen, nicht dass dich Pater Franz hier erwischt.«
    Albert warf ihr einen verschmitzten Blick zu, drehte sie auf den Rücken und legte sich auf sie. Marianne unterdrückte einen Aufschrei. Er grinste sie an.
    »Ich glaube, dein Pater Franz weiß ganz genau, was wir hier tun.«
    Sie atmete tief durch. Wenn es nach ihr ginge, hätten sie den ganzen Tag in diesem Bett verbringen können, aber sie hatten für heute ihren Aufbruch geplant, und es schickte sich einfach nicht, in einem Kloster beieinanderzuliegen.
    »Das ist mir gleichgültig. Wir brechen sowieso schon die Regeln, dann müssen wir es nicht auch noch vor aller Augen tun.«
    Albert nickte und küsste sie.
    »Es wird Zeit, dass wir endlich heiraten. Wenn wir in Nürnberg angekommen sind, trage ich dich in die nächstbeste Kirche.«
    Marianne dachte an den Alptraum aus hellblauem Stoff und verdrehte die Augen.
    »Können wir nicht einfach hier heiraten, still und leise in der Kapelle. Pater Franz würde uns noch heute trauen.«
    Albert rollte von ihr herunter und setzte sich auf die Bettkante.
    »Das kann ich meinem Bruder und Anna nicht antun. Sie werden sowieso schon sehnsüchtig auf meine Rückkehr warten. Carl wollte mich erst gar nicht ziehen lassen, so erleichtert war er darüber, mich wiederzusehen.«
    Marianne drückte ihren Kopf an seinen Rücken.
    »Dann wirst du mich aber in einem Alptraum aus hellblauer Seide ertragen müssen.«
    Albert küsste sanft ihre Wange.
    »Das werde ich aushalten. Du wirst bestimmt wunderhübsch darin aussehen, und nach der Hochzeit wird es mir große Freude bereiten, dich aus dem vielen Stoff zu schälen.«
    Marianne schlug ihm auf den Rücken.
    Albert stand grinsend auf und legte den Finger auf den Mund.
    »Nicht so laut. Wir wollen doch die Mönche nicht stören.«
    Sie sank gespielt wütend zurück aufs Kissen, drehte sich zur Seite und sah ihrem Verlobten beim Anziehen zu.
    »Werde ich Nürnberg mögen?«
    Albert schlüpfte in seinen Rock und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Wangen.
    »Es wird dir gefallen. Es ist groß und voller Leben, ganz anders als Rosenheim.«
    Er trat zur Tür, warf ihr noch einen Kuss zu, verließ das Zimmer und schlich leise zurück zu seiner Kammer.
    *
    Einige Stunden später standen Marianne, Albert und alle Mönche im Innenhof des Klosters. Die Zeit des Abschieds war gekommen. Pater Franz war traurig, denn erneut musste er Marianne mit dem Schweden ziehen lassen. Nur war es heute kein heißer Sommertag, sondern ein kalter, klarer Wintermorgen, und Schnee knirschte unter seinen Füßen.
    Marianne sah glücklich aus. Sie gab jedem einzelnen Mönch die Hand und bedankte sich.
    Vor Johannes, der direkt neben dem Abt stand, hielt sie kurz inne und fiel ihm dann um den Hals. Vorsichtig schloss der alte Mönch seine Arme um sie.
    »Vielen Dank für alles. Du bist so wunderbar, mein geliebter Johannes. Ich werde dich vermissen.«
    Johannes war gerührt und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
    »Du wirst mir auch fehlen«, antwortete er wehmütig.
    »So einen hübschen Gast werde ich in meiner Küche niemals wieder haben.«
    Marianne wandte sich Pater Franz zu. Sie kramte in ihrer Rocktasche und zog das
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