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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition)
Autoren: Nicole Steyer
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gegenüberzustehen. Sie hatte gedacht, sie würde Pater Franz niemals wiedersehen, und jetzt stand er vor ihr und sah sie mit blitzenden Augen an. Verschwunden war der traurige Mönch, von dem sie sich noch vor wenigen Wochen verabschiedet hatte. Er war wieder wie früher und strahlte diese ganz eigene Art von Sicherheit aus, die sie so sehr an ihm liebte.
    Marianne sah Anna Margarethe an. Diese verstand auch ohne Worte und verließ den Raum, hob aber mahnend die Hand.
    »Aber nicht lange, denn die Kutsche wartet bereits.«
    Als sich die Tür hinter ihr schloss, trat Pater Franz näher zu Marianne heran und musterte sie von oben bis unten.
    »Ich denke, es fehlt noch etwas.«
    Marianne sah ihn überrascht an und blickte an sich hinunter.
    »Wirklich?«
    »Ja, etwas Besonderes, das unglaubliches Glück bringen soll.«
    Er hob seine Hand, und zwischen seinen Fingern rutschte der kleine goldene Engel heraus.
    Marianne schlug die Hände vor das Gesicht.
    Vorsichtig griff sie nach dem filigranen Schmuckstück, das sie für verloren gehalten hatte, vergessen in ihrer Kiste, in der kleinen Kammer der Brauerei. In einem anderen Leben.
    »Mir hat einmal jemand erzählt«, sagte Pater Franz, »dass dieser Engel magische Kräfte haben soll.«
    In Mariannes Augen schimmerten Tränen.
    »Ja, ich weiß«, flüsterte sie.
    Der Abt trat hinter sie und legte ihr die kleine Kette um den Hals.
    »Dann solltest du sie tragen, denn heute ist doch ein besonderer Tag, oder?«
    Er blickte auf die junge Frau im Spiegel.
    »Was meinst du, jetzt ist es vollkommen, oder?«
    »Ja, jetzt ist es so, wie es sein soll«, bestätigte Marianne und schlang ihre Finger um den winzigen Engel an ihrem Hals.
    »Dann sollten wir jetzt gehen, denn dein Bräutigam wartet auf dich. Und ich habe mir sagen lassen, dass er ein herzensguter Mann ist.«
    Er bot Marianne seinen Arm an.
    »Ach, das habt Ihr Euch sagen lassen«, antwortete sie lachend, während die beiden zur Tür gingen, die sich wie von Zauberhand öffnete.
    »Ja, das wurde mir zugetragen«, bestätigte Pater Franz. Sie gingen die Treppe nach unten und traten in das helle Licht des sonnigen Wintertages.

Nachwort
    In der Nähe von Kieling im Wald steht ein Gedenkstein für die Menschen, die dort 1632 an der Pest starben. Es ist von dem Pfarrer des Ortes, Pfarrer Angerer, überliefert, dass nur ein einziges Mädchen die Seuche überlebt hat.
     
    Im Mai 1648 verlieren die bayerischen Truppen bei Zusmarshausen gegen den Schweden General Carl Gustav Wrangel und den französischen General Turenne eine entscheidende Schlacht und ziehen sich zurück. Daraufhin beginnen die Schweden einen grausamen Rachefeldzug durch ganz Bayern. Die Stadt Aibling, die sich zu wehren versuchte, wird im Juni 1648 geplündert und zerstört.
    In Rosenheim verbreiten die Schweden ebenfalls Angst und Schrecken.
    Doch durch den findigen Mönch Pater Franz, der Wertgegenstände und Gelder sammelt, wird die Plünderung durch Wrangels Truppen verhindert.
     
    Im Oktober 1648 wird General Wrangel, der leichtsinnig geworden war, tatsächlich von kaiserlichen Truppen im Wald bei der Jagd überrascht. Mit Müh und Not gelingt ihm die Flucht, bei der er seinen ganzen Stolz, seinen goldenen Degen, verliert. Diese Schlacht im Kapuzinerhölzl gilt als die letzte Schlacht des Krieges.
     
    Kurz darauf besiegelt der Westfälische Frieden das Ende des Dreißigjährigen Krieges.

Historische Personen im Buch:
    Das Pestkind (Marianne Leitner)
    Ob sie wirklich so hieß, wird wohl ein Geheimnis bleiben, aber dass das Mädchen in dem kleinen Dorf bei Kieling als Einzige die Pest überlebt hat, ist überliefert.
     
    Pfarrer Angerer
    Natürlich hat auch Pfarrer Angerer seinen Platz im Roman bekommen. Seine Überlieferungen zur Pest und dem Überleben des Mädchens finden sich auf einem Gedenkstein direkt neben dem Pestkreuz im Wald bei Kieling.
     
    Pater Franz
    Pater Franz lebte und wirkte im Kapuzinerkloster. Er eilte damals nach Mühldorf und bat General Wrangel um einen Schutzbrief für Rosenheim. In diesem Brief stand unter anderem, dass Rosenheim von allen Plünderungen, Brandschatzungen und Gewalttaten verschont werden sollte.
     
    Carl Gustav Wrangel (1613–1676) General und Anführer der schwedischen Truppen
    Wrangel entstammte einer Familie, in der die männlichen Mitglieder stets die militärische Laufbahn einschlugen. Er wurde in Skoloster in Schweden geboren. Sein Vater war Hermann Wrangel, ein schwedischer Feldmarschall und
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