Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
Sicherheit sorgen, koste es, was es wolle.
    “Wir täten besser daran, nach Windleford zurückzukehren, wenn dieser ganze Aufruhr sich beruhigt hat.” Sein Ton wurde weicher. “Wir bauen Langbards Hütte wieder auf, führen ein friedliches Leben und gründen eine Familie nach dem Vorbild der Alten Wege.”
    Eine solche Existenz war Herausforderung genug für einen Mann, der gelebt hatte wie er. Doch Rath war fest davon überzeugt, dass er es mit Mauras Liebe und dem Halt, den sie ihm gab, schaffen konnte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich vorstellte, wie sie beim Abendbrot saßen, umgeben von etlichen rothaarigen Kindern mit blanken Augen.
    An Mauras träumerischem Blick erkannte er, dass sie das gleiche Bild vor Augen hatte, und unwillkürlich bog sie die Arme, als wiegte sie ein Kind. Rath hätte am liebsten alle gefährlichen Gedanken an vestanische Zauberer oder Wartende Könige fortgeküsst. Doch bevor er Maura umarmen konnte, überlief ein Schauer ihren schlanken Körper. Und obwohl Tränen in ihren Augen schimmerten, sprühten sie zugleich vor zorniger Empörung.
    “Verdammt sollst du sein, Rath Talward!”, schrie sie und vernichtete damit seine zarten Zukunftsfantasien. “Verdammt sollst du sein!”
    Dann drehte sie sich um und jagte aus der Sicherheit der Geheimen Lichtung in das sie umgebende gefährliche Dickicht des uralten Waldes.
    Rath blieb nichts weiter übrig, als einen Fluch auszustoßen … und ihr zu folgen.
    Maura eilte in Richtung des sanft plätschernden Wasserfalls, an dem sie letzte Nacht auf ihrer Suche nach der Geheimen Lichtung vorbeigekommen waren. Hinter sich hörte sie Raths Schritte. In ihrem Innern tobte ein heftiger Kampf. Sie sehnte sich nach Raths Armen, wollte mit ihm von einer gemeinsamen Zukunft träumen. Doch etwas anderes ließ sie vor ihm davonlaufen, als würde eine Horde hanischer Hunde laut bellend nach ihrem Blut lechzen.
    “Maura! Warte!”, keuchte Rath und packte sie am Ärmel ihrer Tunika. “Wie können wir … irgendetwas entscheiden … wenn du nicht stehen bleibst … und mir zuhörst?”
    “Ich wage nicht, dir zuzuhören!” Sie riss sich los und rannte weiter.
    Stehen zu bleiben wäre genauso töricht gewesen, wie sich einem Han-Krieger im bewaffneten Zweikampf zu stellen. Rath hatte bewiesen, dass er sehr wirksame Waffen besaß, wenn es um die Kunst der Überredung ging – Waffen, die sie für ihn geschmiedet hatte.
    “Ich will dir doch nichts Böses!” In seinen atemlosen Worten schwang ein flehender Ton mit. Ein Ton, gegen den sie machtlos war.
    “Das ist es …”, sie blieb stolpernd stehen und ließ sich erschöpft auf einen umgefallenen Baumstamm sinken, “… was dich so gefährlich macht.”
    “Ich … eine Gefahr für dich?” Rath ließ sich zu ihren Füßen auf den Waldboden fallen. Seine Brust hob und senkte sich heftig unter der wattierten Weste. “Was ist das für ein dummes Gerede?” Er griff nach ihrer Hand und drückte sie gegen seine stoppelige Wange. “Nichts in der Welt ist mir wichtiger als deine Sicherheit.”
    Daran zweifelte Maura keine Sekunde. Wieder und wieder hatte er es ihr während der Reise bewiesen. “Gefährlich”, erklärte sie, “weil du mich in größere Versuchung führst als der Echtroi mit seinem entsetzlichen Zauberstab.”
    Während der vergangenen Tage, in denen sie Kraft für den letzten Teil ihrer Reise sammelten, hatten sie es vermieden, über Mauras schrecklichen Kampf mit dem Todesmagier zu sprechen.
    “Sein Fehler war, mir anzubieten, was ich mir am allerwenigsten auf dieser Welt wünsche – Macht. Du aber lockst mich mit Bildern von etwas, wonach ich mich mit aller Kraft sehne – Frieden.”
    Rath packte ihre Hand fester. “Wenn du ihn dir so sehr wünschst, Liebste, warum sollst du ihn dann nicht haben? Nach alldem, was du getan und gewagt hast, verdienst du alles an Glück und Frieden, was ich dem Leben für dich abtrotzen kann!”
    “Aber siehst du denn nicht, Rath, dass meine Aufgabe erst zur Hälfte erfüllt ist? Wozu soll alles, was ich bis jetzt erreicht habe, gut sein, wenn ich den Wartenden König nicht überzeugen kann, für die Freiheit seines Volkes zu kämpfen? Ich wünsche mir ja, was du mir anbietest. Ich sehne mich so sehr danach, dass es mir fast das Herz zerreißt. Doch ich weiß auch, dass es nur eine Illusion ist.”
    “Du bezweifelst, dass ich dich beschützen und für dich sorgen kann?”
    Maura schüttelte den Kopf. “Ich glaube, dass du mir alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher