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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle
Autoren: Deborah Hale
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während sie einander berührten, küssten und entdeckten. Die leisen, zärtlichen Worte der Nacht wichen lustvollen Neckereien, die ihr Begehren schürten, und ließen sie schließlich ganz und gar aufgehen in ihrer Leidenschaft.
    In der schläfrig warmen Stimmung, die folgte, hing Maura ihren Gedanken nach, und sie konnte einen ängstlichen Seufzer nicht unterdrücken.
    “Ich weiß es nicht”, murmelte Rath als Antwort auf die Frage, die Maura nicht laut zu stellen wagte:
Was sollen wir jetzt nur tun?
    Sie liebte ihn von ganzem Herzen und hätte vom Schicksal kein größeres Geschenk erbitten können als die Tatsache, dass sie füreinander bestimmt waren. Doch so klug und tapfer und einfallsreich und sogar widerwillig mitfühlend Rath Talward auch war, Maura hatte sich den Wartenden König anders vorgestellt. Übermenschlich mit mächtigen Zauberwaffen, um die Han zu bekämpfen, der Befehlshaber einer magischen Armee, die die grausamen Eroberer von Umbrias Küsten verjagen würde.
    “Wo sollen wir überhaupt beginnen?”, flüsterte Maura. Sie war sich kaum bewusst, dass sie ihre Gedanken laut aussprach. “Du hast eine dieser schrecklichen Minen befreit, und das war eine erstaunliche Leistung für einen einzelnen Mann und seinen Kameraden aus dem Gefängnis. Doch das ganze Königreich befreien …”
    “Wir hatten Hilfe, vergiss das nicht.” Dankbarkeit für diese Hilfe und Bewunderung für Mauras Mut klangen aus seinen Worten. Er zog Maura wieder fest in die Arme, seine Stimme wurde mit einem Mal rau. “Und du bist nur knapp mit dem Leben davongekommen.”
    Maura hätte das alles nur zu gern vergessen, das verführerische Gift, mit dem der Todesmagier sie verzaubert hatte, genauso wie die erstickende Dunkelheit, in die sie nach ihrem Sieg über ihn hinabgestiegen war. Leider hatte ihr dieser Sieg die Angst vor den Echtroi und ihrem Todeszauber nicht nehmen können.
    Sanft schob Rath sie von sich und richtete sich auf. Er deutete mit dem Kopf auf den riesigen hölzernen Bottich, der mitten auf der Lichtung stand. “Bist du dir sicher, dass du das letzte Nacht wirklich gesehen hast?”
    Er suchte seine verstreut herumliegenden Kleidungsstücke zusammen und begann, sich anzuziehen.
    Jetzt, wo seine Arme sie nicht mehr umfingen, fühlte Maura sich zum ersten Mal nackt. “So sicher oder unsicher wie bei allem, was mit dieser verworrenen Geschichte zu tun hat.”
    Sie klaubte ihr Unterkleid aus dem Gras und zog es über den Kopf. “Wenn ich an die letzte Nacht zurückdenke, erscheint mir
alles
wie ein Traum.”
    “Vielleicht war es das auch.” Rath griff nach ihrer Hand. “Ein Traum. Eine Täuschung durch das Mondlicht.”
    Wie viel leichter ihr Leben wäre, wenn sie daran glauben könnte!
    “Ich bin kein König.” Mit der anderen Hand deutete Rath auf die blassen Narben, die seinen sonnengebräunten Körper bedeckten. “Auch wenn ich einst seinen erhabenen Namen trug, habe ich nicht vor tausend Jahren über Umbria geherrscht. Ich bin nach dem tödlichen Schlag nicht in einen verzauberten Schlaf gesunken. Ich habe keine einzige der tapferen Taten des Königs Elzaban vollbracht, von denen du mir erzählt hast. Ich bin nichts als ein ungebildeter Gesetzloser, der eine Menge angestellt hat, um am Leben zu bleiben – worauf ich nicht gerade stolz bin.”
    Er wollte Mauras Hand loslassen, doch sie hielt ihn fest. “Du hast auch eine Menge getan, um anderen das Leben zu retten oder ihnen zu helfen, und darauf solltest du stolz sein.”
    Rath zog die dichten Brauen zusammen, aber er konnte die Freude, die in seinen dunklen Augen aufblitzte, nicht ganz verbergen. “Und ich hielt mich deswegen für einen Narren. Ich kann nicht behaupten, dass es normal für mich ist, mich um andere zu kümmern.”
    “Niemand hätte sich in den letzten Wochen besser um mich kümmern können.” Mauras Blick wanderte über sein Gesicht. Sie genoss es, ihn endlich ganz offen und liebevoll betrachten zu dürfen.
    Raths gespielt finsterer Blick wurde noch finsterer, zugleich verstärkte sich das Funkeln in seinen Augen. “Leicht gemacht hast du es mir nicht. Du wolltest jedem helfen, der dir über den Weg lief, ganz gleich, in welchen Schwierigkeiten du dadurch selbst gelandet bist.”
    Er strich ihr mit den Fingerknöcheln übers Kinn. “Ich würde dich bis zu meinem letzten Blutstropfen verteidigen. Aber mich um ein ganzes Königreich zu kümmern, dazu noch eins, das in solchen Schwierigkeiten steckt – das geht über meine
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