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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes
Autoren: John Maddox Roberts
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die Papiere seinem Sohn, der sie mir zur Verfügung stellte, damit ich sie in aller Ruhe studieren konnte. Und hier habe ich ein weiteres Dokument.“ Ich hielt es hoch.
    „Als ich Hypatia nach der Entdeckung der toten Priester verhörte, erzählte sie mir, sie sei von Aulus Plantius an den Tempel verkauft worden, einem reisenden Sklavenhändler, den viele von euch kennen dürften. Doch mein Misstrauen war geweckt, und ich fing an, nach eigenen Erklärungen für die eigenartigen Vorkommnisse zu suchen. Ich beriet mich mit dem ehrwürdigen Historiker Lucius Cordus, der mir großzügigerweise dieses beweiskräftige Schriftstück besorgte. „ Ich deutete auf die Stelle, an der ich ihn in der Menge stehen sah, und er sonnte sich in der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde.
    „Dieses Dokument stammt aus dem Amt des hiesigen Praetors und bestätigt den Verkauf eines Sklavenmädchens namens Hypatia an den Tempel des Apollo. Doch bei dem Verkäufer, der in diesem Dokument genannt wird, handelt es sich nicht um Aulus Plantius. Der namentlich genannte Verkäufer ist niemand anders als Porcia, Tochter des Freigelassenen Sextus Porcius.“ Ich machte eine kurze Pause, um dem Publikum Gelegenheit zu geben, seiner Entrüstung Luft zu machen. „Ihr Vater war niemand anders als jener Sextus Porcius, der mit dem Hehler Elagabal unter einer Decke steckte. Sie ist sozusagen in die Fußstapfen ihres Vaters getreten.“
    Porcia sah die Falle zuschnappen. „Ihr seid beide schuldig, und etliche andere mit euch“, wandte ich mich an Iola und Porcia. „Rückt lieber mit der Wahrheit heraus! Vergesst nicht, dass ihr auf Gedeih und Verderb der hier versammelten Menge ausgeliefert seid! Nur die Anwesenheit dieser Soldaten hält sie noch davon ab, euch in Stücke zu reißen. Ich könnte jederzeit beschließen, euch diesen Schutz zu entziehen. Redet, und ihr habt zumindest die Chance, euch durch Bestechung aus der Affäre zu ziehen. Entscheidet jetzt!“
    „Sie ist mit dem Vorschlag zu mir gekommen“, brach es aus Iola hervor. Porcia sah sie angewidert an. „Sie hat mir den Tunnel gezeigt, der von ihrem Mundus zur Kammer des Heiligtums führt. Sie hat mir erzählt, sie habe den Tunnel als kleines Mädchen beim Spielen auf den Feldern entdeckt.“
    „Und dann habt ihr gemeinsam Pläne für eure Zukunft ausgeheckt. Doch in letzter Zeit waren die Geschäfte nicht mehr so einträglich, wie es meistens der Fall ist, wenn der Kreis der Beteiligten und Mitwisser bei kriminellen Machenschaften zu groß wird. Es war an der Zeit, sich einiger Komplizen zu entledigen. Ihr habt Pedarius aus dem Weg geschafft, der sowieso überflüssig war. Und ihr habt Elagabal ermordet. Natürlich gibt es noch andere Hehler, mit denen ihr zusammengearbeitet habt, doch sie wussten nicht so viel über eure Machenschaften. Aber warum habt ihr Sabinilla getötet?“
    „Ihr Mann, den wir in ihrem Auftrag vergiftet haben, war ein Geschäftspartner von Sextus Porcius“, gestand Iola. „Sie hatte zu viele seiner Gespräche mit Porcius mitgehört. Außerdem war sie extravagant und ständig verschuldet, sie hat sich dauernd Geld bei uns geliehen. Da sie solchen Wert darauf legte, vor dir gut dazustehen, war uns klar, dass sie uns ans Messer liefern würde, um selber unbeschadet aus der Sache herauszukommen.“
    „Verstehe. Kommen wir also zu einer anderen, ebenfalls nicht ganz unbedeutenden Angelegenheit: dem Anschlag auf mein eigenes Leben. Als du verhaftet wurdest, Porcia, haben meine Männer dein Haus durchsucht und neben anderen interessanten Dingen dies hier entdeckt.“ Auf einen Wink reichte Hermes mir einen ausgezeichneten Bogen aus geschichtetem Holz und Steinbockhorn, einen Bogen, wie ihn professionelle Jäger benutzten. „Ich hatte ganz vergessen, dass du eine passionierte Jägerin bist. Du musstest nicht einmal einen Mörder anheuern, habe ich Recht? Du hast eigenhändig auf mich geschossen.“
    Porcia wusste, dass das Spiel zu Ende war. Sie gab auf. „Ich war einfach zu lange aus der Übung.“
    „Wie hast du mir aufgelauert? Der Hinterhalt war gut geplant.“
    „Ich wusste, dass du in Pompeji warst. Als du die Stadt verlassen hast, war ich dir in meiner Sänfte um einiges voraus. Mit langsam trabenden Pferden können meine gallischen Träger problemlos Schritt halten. Als ihr angehalten habt, habe ich sie angewiesen, ebenfalls eine Pause zu machen, und bin mit meinem Bogen durch das Gestrüpp zurückgegangen. Leider habe ich mein Ziel
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