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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes
Autoren: John Maddox Roberts
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verfehlt.“
    „Schade, nicht wahr. Kein Wunder, dass wir dich nicht entdeckt haben, als du es noch einmal versucht und dabei Sabinilla getötet hast. Meine Männer haben die ganze Gegend abgesucht, aber du bist durch den Tunnel gekommen, von dem aus wir dir aufmerksamer weise einen direkten Zutritt zur Tempelanlage geschaffen haben. Und nach der Tat bist du auf gleichem Wege wieder verschwunden. Die Hunde konnten dich nicht aufspüren, weil du so oft hier bist, dass dein Geruch überall ist.“
    Porcia schüttelte den Kopf. „Dieses dumme Miststück.“ Ich wusste, dass sie nicht Iola meinte.
    „Genau. Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Warum hat die arme Hypatia uns verraten, wo die Leichen lagen?“
    „Die kleine Schlampe hat sich von einem der jungen Priester schwängern lassen“, erwiderte Porcia. „Das war mir zwar völlig egal, aber sie fühlte sich ... „, sie suchte nach dem richtigen Wort, als ob es ihr fremd wäre, „sie fühlte sich schuldig oder etwas in der Art. Sie dachte, wenn sie dich zu den Leichen führt, käme sie womöglich davon, wenn die ganze Geschichte aufflöge. Nur noch eine Nacht, und wir hätten uns der Leichen auf Nimmerwiedersehen in dem Fluss entledigt. Wir hätten nicht im Traum gedacht, dass du ausgerechnet hier dein Gericht aufschlagen und den Tempel in Beschlag nehmen würdest. Das hat die Dinge gewaltig verkompliziert.“
    „Also hast du Hypatia mit dem Versprechen, sie in Sicherheit zu bringen, zu den Ställen bestellt. Und dort hast du sie erstochen, genauso wie du Elagabal erstochen hast. Eins muss ich dir lassen, Porcia, du lässt die schmutzige Arbeit nicht von anderen erledigen.“
    „Wie du gesagt hast, Praetor, wenn man sich außerhalb der Legalität bewegt, ist es besser, nicht zu viele Mitwisser zu haben.“

    „So ist es.“ Ich richtete mich zu voller Größe auf und sah die Menge an. „Für mehrfachen Mord, dem so viele Menschen zum Opfer gefallen sind, dass sie kaum noch zu zählen sind, Mord, bei dem sogar Vergiftung im Spiel war, worauf besonders harte Strafen stehen, verurteile ich alle Beteiligten zum Tod! Und ich werde mir ein paar wirklich unerfreuliche Hinrichtungsarten ausdenken.“
    Die Menge war angesichts meines kurzen Prozesses fassungslos. Die Leute hatten eine weitschweifige Abrechnung erwartet, eine großartige Rede, irgendetwas, das für den Tratsch in den Tavernen taugte. Doch einige der juristisch etwas Bewanderteren entdeckten in meinem Tun bereits gewisse Schwachstellen.
    „Praetor!“, wandte ein Duumvir aus Cumae ein, „es besteht kein Zweifel, dass diese abscheulichen Kreaturen die schlimmsten Strafen verdienen, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, Massenhinrichtungen anzuordnen. Ohne eine richtige Gerichtsverhandlung mit Geschworenen, ohne Plädoyers, nur aufgrund der Ergebnisse deiner eigenen Ermittlungen, die, wie wir alle zugeben müssen, ausgezeichnet sind, können wir niemanden verurteilen. Wir müssen die gesetzlichen Bestimmungen einhalten!“
    „Müssen wir?“, fragte ich. „Na gut, ich glaube, du hast Recht. Dann bin ich so weit fertig. Ihr könnt alle nach Hause gehen.“ Ich sah die Angeklagten an. „Ihr könnt auch gehen. Wie es aussieht, darf ich euch nicht hinrichten lassen.
    „Praetor!“, rief Iola entsetzt und musterte mit weit aufgerissenen Augen die Menge vor uns. „Sie werden uns in Stücke reißen!“
    „Das glaube ich nicht“, entgegnete ich. „Es wird einen Prozess geben, der in ganz Italia für Aufsehen sorgen wird. Wer auch immer die Anklage übernimmt, wird berühmt. Ein hervorragender Ruf als Jurist ist dem Ankläger gewiss. Er kann nach Rom gehen und sich um einen Sitz im Senat bewerben.“ Ich betonte jedes einzelne Wort, während ich vor allem die Anwälte und Politiker im Auge behielt.
    „Campaner!“, rief ich. „Ich habe meinen Aufenthalt hier wirklich genossen und hoffe, euch alle eines Tages wieder zusehen. Jetzt ziehe ich weiter nach Sicilia!“
    Natürlich weiß jeder, was in den folgenden Jahren passiert ist. Caesar hat den Rubikon überschritten und damit den Ausbruch des Bürgerkriegs provoziert. Pompeius ist elend in Ägypten zugrunde gegangen und Cato edel in Utica verschieden. Ich versuchte, den Kopf einzuziehen und in Deckung zu bleiben. Meine Julia ist schon vor vielen Jahren gestorben. Jedes Jahr im Dezember bringe ich ihrem Schatten ein Opfer dar und hoffe, ihr damit etwas Trost zukommen zu lassen. Ob es so ist, werde ich früh genug erfahren.
    All dies
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