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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
Autoren: Catherine Robertson
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Liebe und Trauer, dass ihr der Atem stockte.
    Ohne ein Wort stand Chad auf und folgte dem Beispiel seiner Mutter, als er seinen Vater in die Arme nahm und fest an sich drückte. Eine Sekunde lang überkam Mo Panik, Lowells schwache Knochen könnten durch diese Umarmung brechen. Doch stattdessen schien Lowell zu wachsen und kräftiger zu werden, und die Arme, die den Rücken seines Sohnes umfassten, waren stark und fest.
    Erst als Rosie, die aufrecht in ihrem Laufstall stand, einen Protestschrei ausstieß, weil man sie nicht beachtete, merkte Mo, dass ihr Gesicht tränenüberströmt war. Sie fuhr sich heftig mit dem Handrücken über die Wangen und eilte zum La ufstall, um ihr empörtes Töchterchen herauszuholen.
    Sie brachte sie zu Virginia, die Harry auf dem Arm hatte. Kaum bemerkte Rosie, dass Harry in greifbarer Nähe war, grapschte sie blitzschnell nach seinen Haaren.
    » Nein, lass das, du kleine Nervensäge«, sagte Mo und schwang sie außer Reichweite. » Und wenn du nicht artig bist, kommst du ins Bett, klar?«
    Ihre Tochter sah sie zwar finster an, aber offenbar hatte sie etwas im Tonfall ihrer Mutter bemerkt, denn sie barg ihr Köpfchen an Mos Schulter und gab ein leises, missmutiges Maunzen von sich wie eine verstimmte Katze, der man die tote Maus, mit der sie gespielt hat, weggenommen und im Müll entsorgt hat.
    Mo beobachtete, wie Chad seinen Vater zum Sofa führte. Die beiden Männer nahmen dicht nebeneinander Platz und unterhielten sich leise. Als sie wieder zu ihrer Schwiegermutter sah, bemerkte sie, dass deren Arme unter Harrys Gewicht leicht zitterten.
    » Setz ihn ab, Virginia«, sagte sie, » und mach’s dir bequem. Du bist doch sicher erledigt.«
    Virginia widersprach nicht. Aber als Harry auf dem Boden und sie auf einem Sessel saß, blickte sie mit gerunzelter Stirn zu Mo auf. » Brauchst du keine Hilfe in der Küche?«
    Mo pflanzte Rosie zurück in ihren Laufstall, die daraufhin wütend ihren Tickle-Me-Elmo und ihre Stoffkuh gegeneinanderklatschten ließ wie zwei Sumoringer, die zu einem tödlichen Kampf gezwungen werden.
    » Ich glaub, ich hab mehr Hilfe, als ich brauchen kann«, antwortete Mo lächelnd.
    Dann fiel ihr plötzlich ein, dass Aishe vielleicht nicht so erfreut sein könnte wie sie, Benedict wiederzusehen. Vor ihrem geistigen Auge tauchte ihr Global-Messerset auf, das sie zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Mit einem dieser Messer hatte Mo ein komplettes Hühnchen samt Knochen, Haut und Knorpeln zerhackt.
    » Aber vielleicht sehe ich besser mal nach«, fügte sie hinzu und eilte davon.
    Sie fand Patrick am Küchentisch, wo er bequem auf einem Stuhl saß und Bier trank. Gulliver hatte eine Dose Cola vor sich stehen. Als Mo in die Küche kam, sah er sie finster an.
    » Du hast doch gesagt, ich dürfte ein Bier haben, oder nicht?«
    Mo verzog das Gesicht. » Ja, da hab ich vielleicht– wie heißt das nochmal? Ach ja, gelogen. Tut mir leid.«
    Patrick gluckste, als er Gullivers empörte Miene sah. » Lebenslektion Nummer eins«, sagte er. » Dicht gefolgt von den Lektionen zwei bis unendlich.«
    Mo sah, dass Aishe gekochten Kürbis in die Küchenmaschine kippte. Sie wollte sie schon fragen, wie sie vorankam, als ihr eine gewisse Steifheit an ihrer Haltung auffiel, die nahe legte, dass man sie besser in Ruhe ließ.
    Sie ging zu Patrick und neigte sich zu ihm: » Wo ist Benedict?«, flüsterte sie.
    » Benedict?«, wiederholte Patrick, bemühte sich aber nicht, die Stimme zu dämpfen. » Unter der Dusche. Meinte, er fühlte sich wie die Socke eines Kameltreibers. Ich hab gesagt, das sei in Ordnung.« Er sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. » Ist es doch, oder?«
    Ein Anflug von Zuneigung überkam Mo, die sie für höchst irrational hielt. Sie beschloss, diesen Verdacht zu ignorieren, und gab Patrick einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Dann lachte sie, weil er rot wurde wie ein Schuljunge.
    » Danke für alles«, sagte sie.
    » Ja, ja«, erwiderte Patrick grummelnd. » Danke, dass ich hier herumhängen durfte. Ich bin schon viel zu lange hier.« Er warf einen Blick zu Gulliver. » Zeit, nach Hause zu kommen.«
    Mo runzelte die Stirn. » Aber du hast, seit du hier bist, doch schon mal mit deiner Frau gesprochen, oder?«
    Patricks Miene war jeder Frau sehr vertraut; sie ähnelte der eines Mannes, den man beschuldigt, etwas vergessen zu haben: entschiedenes Abstreiten, überlagert von einer ordentlichen Portion Notlüge.
    » Klar«, sagte er. » Ich hab ihr täglich eine SMS
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