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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
Autoren: Catherine Robertson
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Engländer«, sagte Virginia zu Benedict, nachdem Patrick ihn vorgestellt hatte.
    Das klingt bei ihr, als wäre es ein genetischer Defekt, dachte Patrick. Was manche vielleicht so sehen. Franzosen zum Beispiel.
    » Haben Sie Gepäck?«, fragte er.
    » Einen Koffer«, antwortete Virginia. » Mit, äh– ein paar Sachen meines Mannes.«
    Patrick war von Mo über den Stand der Dinge informiert worden, entschied aber, dass der Koffer fast sicher nicht bis obenhin voller Bohnen war. Ebensowenig wie Lowell. Es sei denn, er hätte nachts an seinem Geheimvorrat genascht…
    » Folgen Sie mir«, sagte er. » Und willkommen im sonnigen San Francisco.«
    » Obwohl ich gehört habe, dass jetzt die Regensaison naht«, erwiderte Virginia.
    » Ach wirklich?«, sagte Patrick. » Na dann– kommen wir mal besser in die Hufe.«
    Mo hatte Aishe und Gulliver gebeten, schon am Vormittag zu erscheinen.
    » Ich hab Chad Bescheid gesagt, dass ihr kommt«, hatte sie am Telefon gesagt. » Und Patrick.« Mo verstummte kurz. » Er war ein bisschen überrascht.«
    » Eine gute Übung für ihn«, hatte Aishe erwidert. » Bis zehn also.«
    Um Viertel nach zehn stand Aishe in Mos Küche und schnitt Kreuze in Rosenkohlköpfchen, während Gulliver sich damit abmühte, die Schale eines besonders harten Kürbisses abzusäbeln.
    » Scheiße!«, sagte er, als das Messer abrutschte. Er warf einen Seitenblick zu Mo, die gerade einen großen Truthahn mit Alufolie bedeckte. » Sorry.«
    » Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, erwiderte Mo und prüfte die Temperatur des Ofens. » Schäl einfach weiter.«
    Aishe sah zu, wie Mo das Geflügel in den Ofen schob. » Wird der rechtzeitig fertig?«
    » Keine Ahnung«, antwortete Mo. » Darüber denk ich nicht nach. Bin zu gestresst.«
    » Kann ich die Cranberrysoße machen?«, fragte Aishe und schob den fertigen Rosenkohl beiseite.
    » Keine Ahnung!«, wiederholte Mo und sah sie mit wildem Blick an. » Kannst du?«
    Chad steckte den Kopf durch die Küchentür. Er hatte Rosie auf der Hüfte. » Alles in Ordnung?«
    » Perfekt!«, erwiderte seine Frau strahlend und mit leicht manischem Glitzern in den Augen. » Ich mach gerade Kürbispastete!«
    » Wirklich?«, fragte Chad zweifelnd.
    » Ja! Sie wird vorzüglich!«
    Chad zögerte. » Dann lass ich euch mal weiterwirken, ja?«
    » Ja!«, bestätigte Mo. » Weil es uns allen ganz großartig geht!«
    Kaum war er weg, holte Aishe eine Flasche Riesling aus dem Kühlschrank, goss ein Glas voll und reichte es Mo wortlos.
    » Ich weiß auch, wie man Kürbispastete macht«, bemerkte sie.
    » Im Ernst?«, fragte Mo. » Oh, Gott sei Dank.«
    Es läutete. Mo schrak so heftig zusammen, dass der Wein in ihrem Glas überzuschwappen drohte. Rasch deckte sie es mit der Hand ab, legte dann den Kopf in den Nacken und leerte das Glas in einem einzigen Zug.
    » Gütiger Himmel!« Sie schüttelte ruckartig den Kopf. » Alles klar, los geht’s. Showtime!«
    Mo wusste, dass Chad es ihr überließ, zur Tür zu gehen. Doch als sie sie öffnete, wusste sie nicht, wessen Anblick sie mehr aus der Bahn warf. Lowells oder…
    » Benedict!«
    » Ja, ich hab ihn in der Gosse gefunden«, erklärte Patrick, als Mo Virginia und Lowell mit einem Kuss begrüßte und alle ins Haus winkte. » Er bastelte gerade an einem Pappschild, das er sich um den Hals hängen wollte.«
    Benedict sah ihn so finster an, wie er wagte. » So schlimm war es auch nicht. Tut mir leid, wenn ich so hereinplatze«, fügte er, zu Mo gewandt, hinzu. » Ich geb mich auch mit einem Butterbrot zufrieden.«
    » Tja«, sagte Mo leise, » vielleicht müssen wir das alle.«
    Sie schickte Patrick und Benedict in die Küche. Und dann kam das, wovor sie sich am meisten gefürchtet hatte. Sinnlos, es aufzuschieben, entschied sie. Also führte sie Virginia und Lowell durch den Flur und stieß die Wohnzimmertür auf.
    » Guckt mal, wer da ist!«
    » Gin-Gin!«
    Harry sprang vom Boden auf, wo er und sein Vater gerade eine neue Eisenbahnstrecke bauten, rannte zu seiner Großmutter und umklammerte ihre Beine.
    » Mein Schätzchen!«
    Zu Mos größtem Erstaunen sank Virginia auf die Knie und presste Harry mit Tränen in den Augen an sich.
    Oh mein Gott, dachte Mo. So sehr hat sie ihn vermisst.
    Ihr Herz klopfte schneller, als sie es wagte, Chad einen Blick zuzuwerfen. Aber er sah nicht sie an, sondern hatte nur Augen für seinen Vater. Sollte Chad anfänglich geschockt gewesen sein, so sah Mo nichts mehr davon. Seine Miene zeigte so tiefe
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