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Rolf Torring 059 - Vergeltung

Rolf Torring 059 - Vergeltung

Titel: Rolf Torring 059 - Vergeltung
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel In furchtbarster Lage  
     
      Wir hatten dieser weiten, grasarmen Fläche, die sich unabsehbar vor uns erstreckte, völlig ratlos gegenübergestanden. Gewiß, bis zum Rand des Busches hinter uns hatten wir die Spuren des Australnegers Dwina verfolgt, aber jetzt war auf dem harten, ausgetrockneten Boden nichts zu entdecken.  
      Wir hatten den Cooperfluß schon weit hinter uns, nach einigen hundert Kilometern mußten wir auf die Gebirgszüge des Nord-Territoriums stoßen. Aber es war sehr fraglich, ob der flüchtige Mörder auch wirklich nach Norden geflohen war.  
      „Was meinst du, Rolf," wandte ich mich an meinen Freund, der mißmutig auf die weite Fläche starrte, »ob er uns hier doch entgeht? Wenn er nach rechts, nach Osten hin abschwenkt, kommt er hinüber nach Queensland, wendet er sich nach Westen, kommt er ins Gebiet des Amadeus-Sees, überall aber wird er Zuflucht bei den Nomaden und auch ansässigen Vollblutnegern finden."  
      „Allerdings, das überlege ich mir gerade," gab Rolf zu. "In den Gebirgen, auf die wir im Norden stoßen, gibt es ja auch viele einzelne Stämme, aber ich weiß nicht, ob diese mit den Australnegern des Flachlandes in Freundschaft leben. Es liegt ja eigentlich auf der Hand, daß er sich zu den Stämmen gewandt hat, die ihm näher stehen. Vielleicht fühlt er sich aber auch im Flachland nicht mehr sicher, seitdem die ganze Bande Barrings vernichtet ist." (Siehe Band 58.)  
      Pongo hatte sich, während wir uns unterhielten, vom Pferd geschwungen und war eine weite Strecke vorgegangen. Dabei betrachtete er den Boden genau, kam dann zurück und erklärte bestimmt:  
      „Dwina nach Norden geritten. Spur nur einen Tag alt."  
      Ich war höchst verwundert Allerdings hatte uns Pongo schon oft durch seine außerordentlichen Fähigkeiten in Erstaunen versetzt, aber diese Feststellung, die er soeben gemacht haben wollte, grenzte ans Wunderbare.  
      Rolf sprang ebenfalls sofort vom Pferd, und ich folgte seinem Beispiel.  
      „Das muß ich sehen, Pongo," sagte Rolf, „zeig uns die Spuren. Wie hast du das nur entdecken können?"  
      Pongo führte uns in die Steppe. Dann deutete er auf eine kleine halbrunde Vertiefung, deren Grund etwas stärker war, und erklärte:  
      „Dwinas Pferd gerutscht, hier scharf eingetreten. Gestern aber starker Regen, hat Ränder verwaschen. Da, Grund noch feucht, Dwina erst gestern hier geritten."  
      „Tatsächlich," nickte Rolf bewundernd, „das stimmt. Dieser Abdruck stammt von einem Pferdehuf, aber der Regen hat ihn so verwaschen, daß er halbkugelig geworden ist Das ist ja großartig! Dann hat Dwina also keinen so großen Vorsprung, wie ich gefürchtet hatte. Durch das Unwetter vor drei Tagen sind wir so aufgehalten worden, daß ich glaubte, er wäre wenigstens zwei Tage voraus."  
      „Nun, er wird sich während des furchtbaren Unwetters ebenfalls die drei Tage in Deckung gehalten haben," meinte ich. "Er konnte doch ebensowenig wie wir reiten. Es ist nur ein Glück, daß wir gerade über den Cooper-Fluß hinwegwaren, als diese Naturkatastrophe hereinbrach. Sonst hätten wir einen noch längeren Aufenthalt gehabt."  
      Wir eilten zu unseren Pferden zurück und sprengten im Galopp nach Norden. Noch manchmal hielt Pongo unterwegs schnell an, sprang ab und fand auch immer wieder eine neue Spur, die uns bewies, daß wir auf dem rechten Wege waren.  
      Schon drei Tage waren wir auf der Jagd hinter dem geflohenen Australneger, der als mehrfacher Mörder den Tod auch mehrmals verdient hatte. Und unser Pongo hatte auch eine besondere Abrechnung mit ihm vor, da Dwina ihn mit seinem Bumerang niedergeschmettert und gefangen hatte. Das vergaß ihm unser treuer Riese nicht, und so entwickelte er auf der Verfolgung all seine Fähigkeiten.  
      Für Dwina gab es wohl kaum ein Entrinnen mehr, seitdem er diesen unerbittlichen Verfolger auf den Fersen hatte. Trotzdem durften wir unser Vorhaben nicht leicht nehmen. Völlig auf uns angewiesen, befanden wir uns im Herzen Australiens, weitab von jeder menschlichen Behausung.  
      Und außer den Buschkleppern, die wohl immer noch vorkamen, waren es nun heruntergekommene Weiße oder entlaufene schwarze Viehhirten, hatten wir vor allen Dingen die Nomaden zu fürchten, diese Kannibalen, mit denen wir schon einmal so unangenehme Bekanntschaft gemacht hatten. (Siehe Band 58.)  
      Jetzt, auf freier, völlig ebener Strecke, die wir weithin überblicken
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