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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische
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Nein, den hab ich dann doch nicht mehr geschrieben. Ich hab’s mir anders überlegt.«
    Sie haben dir nahegelegt, es dir noch mal zu überlegen, du Hornochse.
    »Na, um was für eine Entscheidung des Personalchefs handelt es sich denn?«
    »Sie betrifft Alfio Smecca. Er bleibt definitiv in Catania und übernimmt den Posten von Andrea Barbaro, der in Pension geht.«
    »Und hier?«
    »Was meinst du?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Hier habe ich dann einen Mann weniger. Ich will einen guten Ersatz, und zwar sofort.«
    »Ich versuche mein Möglichstes.«
    Beim Essen sagte Giulia zu ihm:
    »Papà lässt dich grüßen.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Gut. Weißt du, er war richtig gerührt.«
    »Wieso?«
    »Ich habe ihm von uns erzählt. Und er meinte dazu, er hätte immer schon gewusst, dass wir früher oder später wieder zusammenkommen würden.«
    Am 6. September feierte der Senator seinen siebzigsten Geburtstag.
    Tags zuvor kam er, gleich nach seiner Ankunft aus Rom, zum Essen zu Giulia und Michele, und danach hatte er sich vom Chauffeur zu seiner Villa in Aspra bringen lassen, einer Villa aus dem 18. Jahrhundert, die unmittelbar am Meer gelegen war. Sein Urgroßvater hatte sie gekauft, und der Senator war dort geboren worden und aufgewachsen, da die Familie jeden Sommer dort verbrachte. Damals waren die Sommer in Aspra lang, weil die Stellas vom 1. Mai bis zum 30. September in der Villa wohnten. Giulia und Michele wollten gegen Abend dorthin nachkommen.
    In Aspra erwartete den Senator Totò Basurto, der den Auftrag bekommen hatte, die Vorbereitungen für das Festessen am folgenden Tag zu überwachen.
    An die zwanzig Personen wurden erwartet, darunter Nino Sacerdote, der neue Vorsitzende der Banca dell’Isola, der Abgeordnete Caputo, der, obgleich ein politischer Gegner, die Freundschaft über alles stellte, der Abgeordnete Posapiano, der den Platz des verhafteten Filippone eingenommen hatte, Seine Eminenz der Bischof und auch der Präfekt.
    Michele verließ das Büro um elf Uhr abends, kurz bevor das Nachtjournal zu Ende war, holte Giulia ab, und dann fuhren sie gemeinsam zur Villa. Als sie ankamen, war der Senator bereits schlafen gegangen, und Basurto war nach Palermo zurückgekehrt. Er war nicht zu dem feierlichen Mittagessen eingeladen.
    Es war das erste Mal seit ihrem Neuanfang, dass Michele und Giulia nach Aspra kamen. Der Senator hatte für sie das übliche Zimmer mit dem großen Fenster herrichten lassen, von wo aus man das Meer sehen und seinen Atem spüren konnte.
    Sie schliefen ganz entspannt durch und wachten auf, als es fast neun war. Dann gingen sie wie gewohnt hinunter in die Küche, um zu frühstücken.
    »Ist Papà schon aufgestanden?«, fragte Giulia die Haushälterin Carmela.
    »Der ist schon seit sieben Uhr wach.«
    »Hat er gefrühstückt?«
    »Aber ja.«
    »Auf der Terrasse?«
    »Nein, unter der Pergola. Auf der Terrasse ist der Tisch schon halb gedeckt.«
    An diesem Vormittag musste der Senator eine Ausnahme machen, denn normalerweise trank er seinen Milchkaffee immer auf der Terrasse.
    Nachdem sie gefrühstückt hatten, gingen sie ihn unter der Pergola besuchen. Dieser Bau hatte mit einer gewöhnlichen Pergola nicht das Geringste zu tun, sie wurde nur im Familienkreis so genannt. In Wirklichkeit bestand sie nämlich aus einer stabilen Balkenkonstruktion mit Stoffbespannung, die am Ende des Sommeraufenthalts der Familie abgebaut wurde. Sie stand am äußersten Ende des Gartens, wo das Grundstück aufhörte und nach vier Stufen der Sand des Privatstrands anfing.
    Der Senator las verschiedene Zeitungen. Er war weiß gekleidet und trug, trotz der Hitze, Jackett und Krawatte und hatte einen eleganten Strohhut in der Art eines Borsalino auf, den ein schwarzes Band schmückte. Giulia beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss.
    »Dein Schnürsenkel ist offen«, sagte sie.
    »Buongiorno, Senatore«, sagte Michele und hielt ihn mit erhobener Hand zurück, denn der alte Herr wollte sich bücken, um sich den Schuh zuzubinden. »Lassen Sie mich das nur machen.«
    Während Michele da vor ihm kniete, legte der Senator ihm eine Hand auf den Kopf.
    »Du bist ein tüchtiger Junge.«
    »Papà«, sagte Giulia und blickte ihm ins Gesicht. »Geht es dir gut?«
    »Ja, ja, mach dir keine Sorgen. Es ist nur so, dass ich in der vergangenen Nacht kein Auge zumachen konnte.«
    »Weshalb?«
    »Wegen dem, was du mir gestern beim Mittagessen eröffnet hast.«
    Mit einer gewissen Schwerfälligkeit angesichts
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