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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische
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fragte er sie auf dem Korridor.
    »Bei mir ist ein Commissario D’Errico, der Sie sprechen will.«
    Mit diesem Besuch hatte er gerechnet, vielleicht nicht so bald, doch er war darauf vorbereitet.
    D’Errico war ein Mann um die vierzig, der überhaupt nicht wie ein Polizist aussah. Elegant, angenehme Manieren, äußerst gepflegte Erscheinung.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie störe, aber …«
    »Bitte kommen Sie mit in mein Büro. Machen Sie es sich bequem.«
    Er bot ihm einen der Sessel vor seinem Schreibtisch an, dann nahm auch er Platz und wartete, dass der andere das Wort an ihn richtete.
    »Kennen Sie Signor Gabriele Lamantia?«
    »Ja, natürlich.«
    »Haben Sie ihn gestern Abend gesehen?«
    »Er war mit mir zum Abendessen im Restaurant ›La luna‹ verabredet, wissen Sie, das mit …«
    »Ich kenne es. Wir haben Virzì schon befragt.«
    »Entschuldigen Sie, darf ich erfahren, warum …«
    »Die Frau, die mit ihm zusammenlebt, hat eine Vermisstenanzeige erstattet.«
    Er wusste nicht, dass Gabriele eine feste Partnerin hatte. Im Übrigen wusste niemand irgendetwas über sein Privatleben. Er lächelte.
    »Warum lächeln Sie?«
    »Nun, weil Lamantia nicht gerade ein Leben führt, das man als geordnet bezeichnen könnte. Vielleicht ist es zu früh, von Verschwinden zu sprechen. Außerdem ist er ein erwachsener Mensch, oder? Kann ja sein, dass er eine andere Frau kennengelernt hat oder dass er …«
    »Hören Sie, überlassen Sie es uns, Vermutungen anzustellen«, sagte der Commissario, nun schon etwas weniger freundlich. »Sagen Sie mir einfach, wie der Abend verlaufen ist.«
    »Na ja, wir hatten eine Verabredung im Restaurant und …«
    »Nicht zum ersten Mal, richtig?«
    »Dass wir uns im Restaurant getroffen haben? Nein.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Wir haben gegessen und uns unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Vor allem über die Sache mit dem Abgeordneten Filippone.«
    »Und worüber noch?«
    »Nun ja, über die Ermittlungen im Fall Sacerdote.«
    »Lamantia ist einer Ihrer Informanten?«
    »Nicht nur meiner. Er lebt davon. Und angesichts des Berufs, den ich ausübe, nutze ich gelegentlich seine Dienste. Allerdings cum grano salis.«
    »Inwiefern?«
    »Insofern als bei ihm auf eine sichere Information bestimmt hundert weitere kommen, die sich als bloßes Gerücht, üble Nachrede oder haltlose Behauptungen herausstellen …«
    »Virzì hat uns berichtet, dass er um zwei Uhr, als er das Restaurant abschloss, Ihre beiden Autos noch davorstehen sah, allerdings leer. Wo sind Sie hingegangen?«
    »Wir haben einen Spaziergang auf dem Lungomare gemacht.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Er hat mir die Handlung eines Science-Fiction-Films erzählt, zu dem er ein Drehbuch schreiben wollte.«
    »Und dann?«
    »Anschließend haben wir uns voneinander verabschiedet.«
    »Auf dem Lungomare? Wieso sind Sie nicht gemeinsam zurückgegangen, um Ihre Autos zu holen?«
    »Er hat seines nicht geholt? Seltsam.«
    »Erläutern Sie das.«
    »Es war ja ein wunderschöner Abend, und wegen des üppigen Essens vorher habe ich mich entschlossen, den Spaziergang fortzusetzen und zu Fuß zu meinem Residence-Hotel zurückzukehren. Er dagegen sagte mir, dass er zu seinem Auto zurückwollte. Und so haben wir uns verabschiedet.«
    »Ist Ihnen während Ihres Spaziergangs aufgefallen, dass Ihnen jemand gefolgt ist?«
    »Wenn jemand uns gefolgt ist, habe ich das nicht bemerkt.«
    »In welcher Stimmung war Lamantia?«
    »In der üblichen.«
    »Nämlich?«
    »Leicht überdreht.«
    »Wann haben Sie Ihr Auto abgeholt?«
    »Heute Morgen, ich habe ein Taxi gerufen und …«
    »Haben Sie sich nicht gewundert, als Sie sahen, dass Lamantias Auto noch vor dem Restaurant stand?«
    »Commissario, glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich keine Ahnung habe, wie Lamantias Auto überhaupt aussieht?«
    »Haben Sie mir sonst nichts zu sagen?«
    »Nein, das ist alles. Aber Sie werden sehen, dass …«
    »Wenn wir Sie noch einmal brauchen, werden wir Sie einbestellen«, schnitt der andere ihm barsch das Wort ab und stand auf.
    Er wischte sich den Schweißfilm ab, der sich wie ein unsichtbares Oberlippenbärtchen unter seiner Nase gebildet hatte, und kehrte ins Sitzungszimmer zurück.
    »Gerade habe ich von einem Commissario, der D’Errico heißt, erfahren, dass Lamantia verschwunden ist.«
    Keiner wunderte sich. Der Nachruf, der das zusammenfasste, was alle dachten, kam von Marcello Scandaliato.
    »Darauf hätte ich meine Eier verwettet, dass
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