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Das Nest der Nadelschlange

Das Nest der Nadelschlange

Titel: Das Nest der Nadelschlange
Autoren: Hubert Haensel
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vor vielen Sommern zu eng wurde.«
    »Leider kann ich nicht umhin, dich zu enttäuschen. Die Rüstung ist verloren. Sie liegt irgendwo auf dem Grund der Lorana, weil die heftige Strömung sie mit riss. Ich wünschte, ich könnte sie dir ersetzen oder eine neue anfertigen. Aber wenn ich etwas anderes für dich tun kann, so lass es mich wissen.«
    »Wir sollten Ugalos verlassen. Über der Stadt lauert der Tod.«
    Der L'umeyn hatte nicht damit gerechnet, so schnell die Zustimmung des Erzmagiers zu erhalten, wie es jetzt geschah. Immerhin hatte Vassander sich nachdrücklich für ein Verweilen auf der Insel ausgesprochen.
    Aber noch etwas gab es zu bedenken: Er konnte Laffeur nicht zurücklassen. Andererseits galt es, Graf Corian die abschließenden Befehle und Vollmachten für die Durchführung des Feldzugs gegen die Caer zu erteilen.
    Nur kurze Zeit später war die Prunkkarosse angespannt und das allernötigste Gepäck des L'umeyn verstaut. Nachdem die ersten Fälle des gelben Fiebers nun auch unter seiner Dienerschaft aufgetreten waren, hatte er sich dazu entschlossen, Ugalos so schnell wie möglich zu verlassen. Das bedeutete aber auch, dass er Corian entgegen seinem ursprünglichen Vorhaben nicht mehr in alle Einzelheiten einweihen konnte.
    Doch dafür würde der Erzmagier den Grafen begleiten. Allein aufgrund seiner Fähigkeiten mochte Vassander am besten entscheiden können, wann und wo man den Caer entgegenzutreten hatte, ganz zu schweigen von seinem Hass auf alles, was der Schwarzen Magie verbunden war.
    Der L'umeyn hatte Corian zu sich rufen lassen. »Du wirst nach Burg Anbur zurückkehren«, eröffnete er ihm, »und dort alle Heerführer versammeln, die mit uns gegen die Caer ins Feld ziehen. Ich erwarte, dass viele bereits auf deiner Burg eingetroffen sind.«
    Die Überraschung war dem Grafen anzusehen. Auch schien er keineswegs erbaut von dem zu sein, was er nun zu hören bekam. Aber der L'umeyn überging sein Zögern mit einem herablassenden Lächeln.
    »Die Heerführer begeben sich auf mein Geheiß hin nach Anbur. Und damit du nicht allein unseren Schlachtplan darlegen musst, wird Vassander dich begleiten.«
    »Aber.«
    »Der Erzmagier besitzt mein vollstes Vertrauen. Ich bereue es, ihn verdächtigt zu haben. Und dir rate ich, alles zu vergessen, was du gehört oder gesehen hast.«
    »Ich werde deinen Rat beherzigen, L'umeyn. Aber es behagt mir nicht, dass man über meinen Kopf hinweg entscheidet, ohne es vorher mit mir abzusprechen.«
    »Du wirst es dir wohl gefallen lassen müssen, Graf Corian«, sagte Mormand scharf. »Bedenke auch, dass es ein Grund zum Feiern ist. Außerdem habe ich zur Jagd geladen.«
    »Dann lass mich wenigstens ohne Vassander reiten. Du weißt, dass sich sehr viele magisch gebildete Leute auf meiner Burg aufhalten. Und meinen Leibmagier, den Sterndeuter Thonensen, halte ich für wesentlich fähiger als…«
    »Hüte deine Zunge, Corian! Selbst du besitzt keine Narrenfreiheit in Ugalien. Also sieh dich vor!«
    Der Graf verbeugte sich und schwieg.
    »Gut«, sagte Mormand. »Du wirst dich also an Vassanders Weisungen halten. Der Erzmagier hat sämtliche Vollmachten.«
    Und ich allein die Verantwortung, fügte Corian in Gedanken bitter hinzu.
    »Nun geh und sattle dein Pferd! Vassander wird bald vorfahren. Er wartet nicht gerne.«
    Eine gezierte Handbewegung sagte dem Grafen, dass er entlassen war. Während er auf den Stall zuschritt, setzte sich die Karosse in Bewegung und war gleich darauf im Nebel verschwunden.
    Corian brauchte dann nicht mehr lange zu warten.
    So, wie der Erzmagier zu besonderen Anlässen seine Kleidung stets in den Farben Violett und Weiß zu tragen pflegte, war auch seine prunkvoll gestaltete Kutsche in diesen Tönen gehalten. Auf beiden Türen funkelte das Wappen von Ugalos, der feuerspeiende Drache, in feurigen Rubinen. Sechs Schimmel zogen das Gefährt, und es hieß, der Kutscher sei taubstumm und Vassander weise ihm den Weg mit Hilfe seiner Magie.
    Nie hatte Vassander ein Pferd bestiegen. Böse Zungen behaupteten, das sei so, weil kein Tier diesen Bösewicht aufsitzen lassen würde.
    Daran musste Corian denken, als sie die Lorana überquerten und nach Norden zogen. Er ahnte, dass nicht alles so glatt ablaufen würde, wie der L'umeyn sich das vorstellte. Thonensen war keinesfalls der Mann, der alles widerspruchslos hinnahm.
    Bald hielt es den Grafen nicht mehr in Vassanders Nähe. Dass der Erzmagier ihn kaum beachtete, behagte ihm nicht. Auch irritierte ihn der
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