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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt
Autoren: Heinrich Hanf
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Stadtautobahn einschwenkte. Wie sich schnell herausstellte, hatte der brave Mann aber noch nie in seinem Leben von einem Kerl namens Nathan Brock gehört. Er war ein Angestellter der Mietwagenfirma und hatte nicht die geringste Ahnung, von wem der Auftrag für diesen Job stammte.
    Auf dem Rollfeld des Flughafens erlebte Telly dann die nächste kleine Überraschung. Der mit laufenden Triebwerken wartende Lear-Jet entpuppte sich als sein eigenes Flugzeug! Um Kosten zu senken wurde die Maschine nämlich im Rahmen einer kleinen Chartergesellschaft betrieben, und Brock oder einer seiner Vertrauten hatte kurzerhand den Jet für drei Tage samt Crew für einen Transatlantikflug gebucht. Nonstop, Destination London, U.K.
    Dieser Brock schien ein unglaublicher Fuchs zu sein, aber wovor hatte der eigentlich Angst? Oder sollte er, Telly Suntide, am Ende doch völlig unauffällig und elegant entführt werden? Und wenn, was könnte das Motiv sein, nachdem Geld offenbar nur eine geringe Rolle zu spielen schien? Oder war die Überweisung der fünfzehn Millionen nur ein abgebrühter Zockertrick, um dann eine Summe für seine Freilassung zu erpressen, die bedeutend höher sein würde? Dieser Brock wusste mit Sicherheit ganz genau, dass sich sein Privatvermögen zur Zeit auf etwa fünfundsiebzig Millionen Dollar belaufen musste, Brocks überwiesene Millionen nicht mitgerechnet!
    Die Crew und der Flugkapitän begrüßten ihn wie immer sehr freundlich an Bord. Der Anblick der bekannten Gesichter half Telly, seine Ängste in die Besenkammer seines Gehirns zu verbannen. Nur einmal wäre die Türe zu dieser Kammer beinahe noch einmal aufgegangen – dann nämlich, als sich herausstellte, dass der Pilot von einer Charter gar nichts wusste und der Meinung war, Telly habe diesen Flug persönlich veranlasst.
    Den Flug über den Atlantik verschlief Telly dann allerdings vollständig und wenn er nicht rechtzeitig geweckt worden wäre, hätte er sogar die Landung im unvermeidlichen englischen Regen verschlafen.
    Am Zoll in Heathrow wurde er von zwei gut gekleideten britischen Gentleman empfangen, die sich als Mitarbeiter von ›Planet-News-Media‹ vorstellten. Ohne Umwege geleiteten ihn die beiden zu einem schwarzen Jaguar. Einer der beiden Männer, der sich als Adam Roach eingeführt hatte – er schien der freundlichere zu sein – wandte sich Telly zu, während sein Kollege das Auto auf eine Schnellstraße steuerte.
    »Wir haben den Auftrag, Sir, Sie zu einem Fährhafen an der Küste zu bringen und Sie dann während der Überfahrt mit dem Schiff zur Insel zu begleiten. Mister Brock erwartet Sie schon in großer Ungeduld und deshalb wollen wir keine Zeit verschwenden. Ich hoffe, das bereitet Ihnen keine Ungelegenheiten, Sir?«
    Telly verspürte ein deutliches Unbehagen beim Erleben jener britischen Eigenheit, die man Linksverkehr nennt, denn der Jaguar schoss mit 220 Stundenkilometern ständig auf der für sein Empfinden völlig verkehrten Seite der Autobahn dahin. Der Prediger war deshalb ganz dankbar, den Blick von der Fahrbahn nehmen zu können.
    »Das geht schon in Ordnung, Mister Roach. Ich kann es nämlich selber kaum erwarten, Ihren Boss persönlich kennenzulernen. Ich glaube, er kann sehr überzeugend sein, nicht wahr? Wohnt er denn auf dieser kleinen Insel?«
    Die beiden Gentleman blickten sich kurz und – wie es ihm schien – vielsagend an.
    »Wohnen? Oh nein, Sir, soweit ich weiß, wohnt Mr. Brock nicht auf dieser Insel. Seine Yacht liegt aber zur Zeit dort im Hafen und ich nehme an, dass sich der Chef an Bord befindet. Zumindest haben wir den Auftrag, Sie dorthin zu begleiten.«
    Aha, das Verwirrspielchen ist noch nicht zu Ende , dachte Telly.
    Er sollte Recht behalten.

    *

    Die Hochseeyacht von Nathan Brock lag an der selben Mole vertäut, an der auch das Fährschiff angelegt hatte und war nicht zu übersehen. Die Yacht war zwar kein Riesenpott mit Hubschrauber-Landedeck, wie Telly eigentlich erwartet hatte, aber sie beanspruchte doch ordentlich Platz in dem kleinen, der englischen Küste zugewandten Hafen. Am flachen Heck des äußerst elegant geformten Rumpfes konnte Telly den Namen des Schiffes lesen: ›ROSEBUD‹ stand da in großen, goldenen Lettern.
    Telly hatte das Gefühl, dass dieser Name einen Kindheitstraum berührte, etwas, das ihm irgendwie vertraut war. Was war das nur mit Rosebud? Aber eine konkrete Erinnerung wollte sich nicht einstellen.
    Als er dann die leicht schwankende Gangway hinaufging, wurde er an Deck
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