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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens
Autoren: Val McDermid
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bewegte. Ich verbürge mich dafür, dass jedermann, der meine Worte liest, bewegt sein wird von dem tragischen Fall des Mr. Fletcher Christian, eines Mannes, gegen den mehr gesündigt wurde, als er gesündigt hat.
     
    Postskript: Nach jenem letzten Tag im Garten von Dove Cottage sah ich meinen Freund nie wieder. Sein Bruder berichtet, dass er aus dem Blickfeld seiner Familie verschwunden ist. Ob er lebt oder tot ist, niemand kann es sagen. So hinterlässt uns Fletcher Christian ein weiteres Rätsel, das sich nicht leicht lösen lässt.

44
Januar 2006
    Die Bar »The Viking« befand sich vor der Stoßzeit am Mittag wie gewohnt im Zustand der Schläfrigkeit. Statt zu bedienen, saß Jane heute ausnahmsweise an einem Ecktisch. Sie hatte den Job im Viking aufgegeben, um mehr Zeit für die Arbeit am Wordsworth-Manuskript zu haben. Jetzt, wo Jane die Bounty-Erzählung bei sich verwahrte, hatte Professor Elliot auf wundersame Weise genug Geld in ihrem Budget gefunden, um ihr eine volle Stelle geben zu können. Jane schaute auf ihre Uhr. Sie war zehn Minuten zu früh, noch kein Grund, sich zu sorgen. Harry brachte ihr ein Glas Weißwein und setzte sich ihr gegenüber. »Es ist nicht mehr so wie damals, als du noch hier warst«, sagte er. »Ich überlege, ob ich mir etwas anderes suchen soll.« Seit Dans Tod und seit sich das ganze Ausmaß seiner Verbrechen gezeigt hatte, schien Harry sich zu Janes Überraschung nach ihrer Gesellschaft zu sehnen. Sie hatte erwartet, dass er ihr die Schuld geben und sie dafür verantwortlich machen würde, seinen Partner vom Pfad der Tugend fortgelockt zu haben, und in letzter Konsequenz auch dafür, dass er umgekommen war. Aber das Gegenteil war geschehen. Harry klammerte sich an sie, weil sie außer ihm selbst der einzige Mensch war, so behauptete er, der Dan wirklich in seiner ganzen Komplexität verstanden hatte. Sie hatte ihn so sehr gemocht, dass sie mit ihm befreundet war, aber niemand wusste jetzt besser als sie, wie perfide er sein konnte. »Du solltest dir das gut überlegen«, sagte Jane. »In anderen Kneipen musst du eventuell wirklich alle Stunden arbeiten, für die du bezahlt wirst, und kannst nicht mehr an der Bar stehen und lesen, während du auf Gäste wartest.« »Ja, stimmt. Also, gibt es was Neues?«, fragte er. »Jennys neuer Bungalow ist fast fertig. Sie kann es kaum erwarten, einzuziehen. Er wird mit allen Schikanen wie ein Palast ausgestattet, und sie lässt sogar ein Katzenhaus bauen. ›Die Enkel sollen mir den Buckel runterrutschen‹, sagt sie. Sie hat vor, ihr Geld auszugeben. Und ich habe gestern mit Anthony gesprochen. Er meint, dass sie genug Geld zusammenkriegen werden, um es mit dem Preis bei der Auktion aufnehmen und das Manuskript hier im Land behalten zu können.«
    »Das ist gut, ich will mir gar nicht vorstellen, dass es in der Sammlung eines Millionärs in den Staaten landen könnte.« »Oh, und Anthony hat mir eine interessante Klatschgeschichte erzählt, die er gerüchteweise gehört hat. Offenbar hat Caroline Jake fallen lassen. Beruflich und auch persönlich.«
    »Hätte keinem netteren Kerl passieren können«, sagte er und klang an diesem Tag zum ersten Mal vergnügt. »Und wie geht's Tenille?«
    Jane grinste. »Das ist alles sehr improvisiert, aber es klappt ganz gut mit uns. Es ist ein bisschen eng, aber es macht mir eigentlich nichts aus, mein Arbeitszimmer aufzugeben, da ich jetzt in der Uni ein richtiges Büro habe. Und sie ist zwei Nächte in der Woche bei ihrem Dad, da habe ich dann freie Zeit für gutes Benehmen. Die beste Nachricht ist, dass sie tatsächlich zur Schule geht. Ihr Dad spricht davon, dass er versuchen will, sie in eine Privatschule zu schicken, und ich glaube, das wäre vielleicht die beste Lösung. Zumindest wird sie dann nicht jedesmal fertiggemacht, wenn sie ihre Hausaufgaben abgibt.«
    »Und sie hat bewiesen, dass sie zäh genug ist, um mit dem fertig zu werden, was diese piekfeinen Zimtzicken ihr auftischen könnten.«
    Während sie noch sprachen, setzte River Wilde ihren Rucksack auf dem Boden ab, stellte ihr Glas Wein auf den Tisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Schön, Sie wieder mal zu sehen, Jane.«
    »Gleichfalls. Und das ist mein Freund Harry«, sagte Jane und fragte sich besorgt, ob River wusste, an welche Stelle im Puzzle der letzten Monate Harry passte. »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Dr. Wilde«, sagte Harry höflich und streckte ihr die Hand hin. »Also, wenn Sie mich entschuldigen, ich muss
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