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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens
Autoren: Val McDermid
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wieder an die Arbeit.« »Ist das ...?«, fragte River, als er wegging. »Ja«, sagte Jane.
    »Aha. Nur damit ich es weiß.« Sie bückte sich und holte eine Mappe aus ihrem Rucksack. »Der Moorpirat, das ungelöste Rätsel.« Sie öffnete die Mappe und nahm ein Bündel Papiere heraus.
    »Die Frage: Ist die Leiche im Moor Fletcher Christian, der Meuterer von der Bounty?« Sie schaute zu Jane auf. »Das ist verdammt faszinierend«, sagte sie. »Danke, dass Sie mir diese Möglichkeit gegeben haben. Also, zuerst musste ich so viele Informationen wie möglich über Ihren Fletcher sammeln und sie dann mit dem vergleichen, was ich auf dem Tisch hatte. Haben Sie die Kassette bekommen, die ich Ihnen geschickt habe?«, fragte sie Jane und meinte damit ein Video von den Aufnahmen, als River die ersten Einzelheiten des Vergleichs vor der Kamera erläutert hatte. »Ja, es war wirklich spannend. Ich freue mich darauf, die fertige Version zu sehen.«
    River verzog das Gesicht. »Ich sehe so idiotisch aus«, sagte sie. »Hatte keine Ahnung, dass mein Mund so häufig offen steht bei der Arbeit. Jedenfalls werden Sie sich ja erinnern, dass bei diesen ersten Untersuchungen nichts der Möglichkeit widersprach, dass es Fletcher sein könnte, und es gab einige Hinweise, die es bestätigten. Jetzt habe ich die Testergebnisse aus der Trickkiste der Topexperten.« Sie zog ein einzelnes Blatt heraus. »Die Zähne. Nach der TCA-Untersuchung hat unser Individuum das richtige Alter. Und die Isotopenanalyse der Zähne verrät uns, dass er in Cumbria lebte, als seine Zähne wuchsen. Mit ungefähr sechs oder sieben Jahren wohnte er also hier, genau wie Fletcher.« »Das können Sie alles aus der Zahnanalyse ablesen?« »Ja. Das nennt man Wissenschaft«, sagte River, und ihr Grinsen nahm den Worten den Sarkasmus. »Und dann«, fuhr sie fort und holte ein weiteres Blatt heraus, »noch mehr Isotopenanalysen, diesmal vom Oberschenkelknochen. Und ich kann Ihnen sagen, dass er in den letzten fünfzehn Jahren seines Lebens im Südpazifik gelebt hatte.« Sie grinste. »Ganz schön cool, was?«
    »Das ist ja erstaunlich. Und die DNA?« »Geduld, Geduld. Ich komme gleich dazu. Also, er hatte lange Haare, was ziemlich nützlich ist, um uns etwas über seine Ernährung zu sagen. Sein Haar lässt Zeiten erkennen, wo er gut aß, eine ausgeglichene Ernährung genoss, mit vielen Vitaminen und Mineralien, dazwischen eine Zeit mit weniger gesunder Kost. Vielleicht also ein Seemann, der lange Zeiten auf dem Land verbrachte, wo er gutes Essen bekam, gefolgt von langen Seereisen ohne Obst oder Gemüse. Auch dies sehr vielsagend. Dann ist da diese Wunde auf der Brust, wo die Sterntätowierung gewesen wäre, wenn er Ihr Fletcher ist. Erinnern Sie sich, dass ich bei der ersten oberflächlichen Untersuchung sagte, ich dächte, Fleisch und Haut wäre von einem Tier herausgerissen worden? Nun, als ich es näher betrachtete, stellte ich fest, dass ich mich geirrt hatte. Die Haut wurde mit einem gezackten Messer weggeschnitten. Also, ja, wir könnten hier tatsächlich eine primitive Entfernung einer Tätowierung vor uns haben.«
    Sie schob die Papiere zur Seite und legte die Fingerspitzen wie zu einem Dach zusammen. »Es gibt keinen einzigen Beweis, der der Theorie widerspricht, dass der Mann, der in Carts Moss ermordet wurde, Fletcher Christian war. Also gleich große Wahrscheinlichkeit für ja und nein? Na ja, es gab damals viele Seeleute. Wir hatten gerade einen Krieg hinter uns, und außerdem hatte sich das Netz der Handelswege im achtzehnten Jahrhundert enorm erweitert. Aber wenn ich im Wettgeschäft wäre, würde ich ein paar Schilling darauf setzen, dass der Moorpirat und Fletcher ein und dieselbe Person waren. Abgesehen von der lästigen kleinen Tatsache, dass er auf Pitcairn ermordet wurde.« »Was gemäß dem Bounty-Manuskript nicht geschehen ist«, sagte Jane.
    »Eben. Und dann bleibt noch die DNA.« River hielt inne und trank einen Schluck Wein. »Ich hatte wirklich große Hoffnung in dieser Hinsicht. So sehr, dass ich mich gleich am Anfang darum bemühte, Vergleichsproben von Fletchers direkten Nachfahren auf Pitcairn und Neuseeland zu bekommen. Bei Moorleichen gibt es aber ein großes Problem. Die DNA jeder Moorleiche wird denaturiert wegen der Umgebung, in der sie liegt. Das Moor ist sauer, und deshalb ›schmelzen‹ die Knochen, und die Haut ist in hohem Maße nachgedunkelt. Die Säure im Torf denaturiert die Doppelhelix des DNA-Strangs und entfernt die
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