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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen
Autoren: Burkhard Rüth
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er mit ihm wenig zu tun, genauso wenig wie mit dem Deutschen Hans-Georg Schimmel, Geminis Partner bei der SSP, der ihm ebenfalls suspekt war. Schimmel war ein aalglatter Typ, der sich viel weniger um die Geschicke seiner Firma zu kümmern schien als Gemini. Der wirkte in ihren Meetings stockarrogant, Schimmel hingegen eher teilnahmslos. Trotzdem war er gleichberechtigter Partner. Das passte nicht recht zusammen.
    Nach der ersten Projektwoche mit der Firma Rödderlink war für heute jedenfalls der Arthur-Hartdegen-Weg geplant. Achatz musste schmunzeln, als er an sein letztes Telefonat mit Sabrina dachte. »Diesmal machen wir eine ganz besondere Tour, dir zu Ehren, sozusagen. Klaus hat eine Superidee.«
    »Das klingt spannend, erzähl!«
    »Der Arthur-Hartdegen-Weg. Das wäre unsere bislang anspruchsvollste Tour. Sie gilt als eine der schönsten Wanderungen der Alpen. Fünfzehn Kilometer, an die tausend Meter Anstieg, ein paar etwas knifflige Stellen. Klaus meinte, der Arthur-Weg zu Ehren von Arthur, das hat doch was. Wenn dir das zu viel ist, plant Klaus was Einfacheres.«
    Er traute sich die Tour ohne Weiteres zu. Das Einzige, was von seinem Herzinfarkt zurückgeblieben war, waren gelegentliche Rhythmusstörungen, aber die hatten er und sein Hausarzt im Griff. Normalerweise hätte sich Achatz tatsächlich auf die Wanderung gefreut; dieses Mal wurde das Treffen jedoch überschattet von Farmers Nachforschungen.
    Vor seinem Aufbruch nach Bozen hatte er allerdings nichts Neues mehr erfahren. Um so wenig Verdacht wie möglich auf sich zu lenken, nahm er nur selten direkt Kontakt mit Farmer auf. Deshalb hatte er sich eigens ein anonymes Schließfach einrichten lassen, in dem Farmer mit Hilfe eines Zweitschlüssels Beweismaterialien deponieren konnte. War das geschehen, dann würde ihn Farmer über eine zufallsgenerierte E-Mail-Adresse informieren. Bis heute war keine entsprechende Meldung eingegangen.
    »… mir eure schweren Sachen?«, hörte Achatz plötzlich Mantinger mitten in seine Gedanken hinein sagen.
    Mit einem Ruck kehrte er in die Gegenwart zurück. »Wie bitte?«
    »Mensch, Arthur, schläfst du noch? Ihr sollt uns eure schweren Sachen geben, ihr seid in dieser Runde am wenigsten trainiert. Die Tour ist anspruchsvoll, also nehmen die Fittesten von uns euch das schwere Gepäck ab.«
    »Richtig, das hattest du angekündigt.« Achatz kramte in seinem Rucksack und gab Mantinger ein paar Utensilien, welche dieser zum Teil an andere weiterreichte. »Okay, wie sieht es mit Ihnen aus, Signori? Sollen wir Ihnen die schweren Sachen auch abnehmen?«
    Schimmel, der einen Hang zu Luxus und Bequemlichkeit hatte, nahm das Angebot gerne an, Gemini winkte ab: »Danke, Signor Mantinger, ich denke, das schaffe ich alleine. Im Gegenteil, geben Sie mir ruhig auch ein bisschen Gepäck von Signor Achatz.«
    Dieser Gemini, dachte Achatz. Was hatte ihn und Schimmel dazu bewogen, mitzugehen? Die beiden Geschäftsführer vermieden sonst jeden privaten Kontakt zu ihren Mitarbeitern, die sie zudem konsequent siezten. Vermutlich deshalb waren sie noch nie zu einer ihrer Touren mitgekommen. Ausgerechnet für heute hatten sie sich ungefragt angekündigt, angeblich, weil sie sich freuten, endlich einmal diesen herrlichen Weg unter professioneller Führung gehen zu können. Das gefiel ihm nicht, denn er ahnte, dass Gemini durchaus hinter den unlauteren Machenschaften stecken konnte. Auch wenn bislang jeglicher Beweis fehlte: Er verfügte über alle notwendigen Kontakte, kannte jeden Kunden persönlich und war gerissen genug. Er wäre der perfekte Täter, vielleicht sogar im Duett mit Schimmel. Und nun waren beide überraschend dabei. Was hatten sie bloß vor?
    Um acht Uhr brach die Gruppe auf.
    ***
     
    Um diese Zeit war Vincenzo mit Hans Valentin längst unterwegs. Vincenzos Sorge, er könnte sich eine Grippe gefangen haben, hatte sich wie so oft als unbegründet erwiesen.
    Er verfügte über eine gut sortierte Hausapotheke: Aspirin, ACC Akut, Gelomyrtol forte Schleimlöser, Zeckenschutzspray, Salben, diverse Grippemittel. Zudem hatte er stets eine veritable Auswahl an Vitamin- und Mineralstoffpräparaten vorrätig. Für ihn stand außer Frage, dass selbst in frischen Lebensmitteln nicht mehr genug davon enthalten war. Nach dem ersten Anflug eines Halskratzens hatte er sich ausgiebig aus seinem Wunderschrank bedient – mit Wirkung. Am nächsten Tag war das Kratzen verschwunden gewesen, er fühlte sich wie neugeboren. Das – davon war er
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