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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen
Autoren: Burkhard Rüth
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nicht mehr. Ich habe nachgehakt, gerade weil die betroffenen Kunden von mir kamen. Das ist mir meinen Kunden gegenüber nämlich unangenehm. Wenn Sie sich über die Intensität der Prüfungen gewundert haben, haben Sie Ihrerseits doch gewiss recherchiert, wer oder was die IFS ist, oder?«
    »Ja, ich habe mit der Wirtschaftsförderung gesprochen. Ich frage mich bloß, warum dieser Beamte unsere Kunden angesprochen hat. Irgendjemand muss ihn mit einem klaren Auftrag geschickt haben, denn er hat explizit Fragen zu den Transferzahlungen nach Liechtenstein gestellt. Der Mann war zudem Deutscher, insofern habe ich sofort an Sie gedacht. Wenn Sie dahinterstecken, Signor Achatz, dann müssen Sie das sagen. Vertrauen ist die Basis unserer Geschäftsbeziehung!«
    Eines musste man Gemini lassen: Er kam ohne Umschweife auf den Punkt. Diese direkte, offensive Art zeugte von einem hohen Maß an Selbstsicherheit und Souveränität. Das passte bestens in das Charakterprofil, das Achatz von dem Betrüger erstellt hatte. »Signor Gemini, wir sind uns einig, dass dieser Mann nicht ohne Grund gekommen ist. Aber nur, weil er Deutscher war, heißt das noch lange nicht, dass ich etwas damit zu tun habe. Jeder von uns könnte der Aufsichtsbehörde einen Tipp gegeben haben. Auch einer unserer Kunden, der sich Gedanken gemacht hat, weil ihm seine eigenen Zahlungen an die IFS seltsam vorkamen.«
    »Nein«, sagte Gemini bestimmt, »keiner unserer Kunden hat irgendwas damit zu tun. Fakt ist, dass jemand rumgeschnüffelt hat. Fakt ist weiterhin, dass die meisten unserer Kunden Gelder an die IFS transferiert haben. Und wir wissen, warum sie das getan haben, auch Sie!«
    »Von wegen! Ein Liechtensteiner Fonds für Südtiroler Firmen. Das stinkt doch zum Himmel!«
    »Wie gesagt, Signor Achatz, ich habe das mit der Wirtschaftsförderung abgeklärt. Dieser Fonds wurde vom Amt, also von offizieller Seite, eingerichtet, um einen Teil der Subventionen einem Krisenfonds zuzuführen. Was meinen Sie, wie viel Fördergelder in den Sand gesetzt werden, weil Unternehmen Insolvenz anmelden müssen? Das kostet den Steuerzahler ein Vermögen. Das ist bei Ihnen in Deutschland nicht anders. Jetzt kann ein bedrohtes Unternehmen Gelder aus dem Fonds erhalten. Das ist Wirtschaftsförderung für die Wirtschaftsförderung und damit Schutz vor der Verschwendung von Steuergeldern.«
    Gemini hatte sich eine schlüssige Erklärung zurechtgelegt, mit der man beunruhigte Kunden zufriedenstellen konnte. Aber nicht einen Arthur Achatz! Er hatte Dutzende Firmen zahlreicher Branchen in der ganzen Welt beraten, und zwar als KOMPAG-Partner, nicht als Südtiroler Feld-, Wald- und Wiesenberater. Er hatte wahrlich genug Abgründe kennengelernt. Irgendein Gemini, der ihn offensichtlich für ziemlich naiv hielt, konnte ihn nicht irreführen. Nachdem die Katze nun aus dem Sack war, konnte Farmer seine Ermittlungen zukünftig auf Gemini konzentrieren.
    Achatz wartete nur noch darauf, dass Gemini ihm durch die Blume drohen würde. Wiederum wurde er nicht enttäuscht. »Signor Achatz, ich kann nicht beweisen, dass Sie Ihre Finger im Spiel haben, aber darum geht es auch nicht. Halten Sie sich in Zukunft gefälligst zurück und konzentrieren sich auf das, wofür unsere Kunden Sie bezahlen: Beratung! Wenn ich Ihnen sage, dass dieser Fonds sauber ist, dann ist er sauber. Ich will hier keine Unruhe. Das sieht Signor Schimmel nicht anders. Wenn Sie so weitermachen, sind Sie für die Konsequenzen selbst verantwortlich. Ist das bei Ihnen angekommen?«
    Alles passte bestens zusammen. Sobald er wieder in Augsburg war, würde er Farmer von diesem Gespräch berichten. Man musste diesen Menschen schnellstens aus dem Verkehr ziehen, den Liechtensteiner Behörden eine Straftat anzeigen und damit Zugang zu den IFS-Konten bekommen. Hoffentlich war das Geld nicht schon auf nicht nachvollziehbaren Wegen verschwunden. »Signor Gemini, ich habe Sie verstanden! Allerdings bin ich nicht Ihr Ansprechpartner, weil ich damit nichts zu tun habe. Wenn Sie mir sagen, dass wir von einem Programm der Wirtschaftsförderung sprechen, glaube ich Ihnen das. In Südtirol kennen Sie sich besser aus als ich.«
    »Sie sagen es, Signor Achatz.« Ohne eine weitere Entgegnung abzuwarten, beschleunigte Gemini seinen Schritt, schloss zu den anderen auf und redete auf Schimmel ein, der sich mehrmals zu Achatz umdrehte.
    Mittags erreichten sie die Ursprungalm. Panzini schlug vor, ein Bier zu trinken, aber die anderen wollten noch die
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