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Das Mondkind (German Edition)

Das Mondkind (German Edition)

Titel: Das Mondkind (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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stand bedrohlich dicht davor, sich in die Hose zu pinkeln.
    Jenseits der offenen Tür lag nichts anderes als eine so vollkommene Dunkelheit, dass sie ein Abgrund zu sein schien, riesig und vielleicht bodenlos, den das blaue Licht des Aufzugs nicht durchdringen konnte. In dieser eisigen Grabesstille stand Earl Blandon regungslos da und war jetzt sogar für das Pochen in seiner Brust taub, als sei sein Herz plötzlich blutleer. Das war die Stille an der Grenze der Welt, wo es keine Luft zum Atmen gab und wo die Zeit endete. Es war das Grauenhafteste, was er jemals gehört hatte – bis aus der Schwärze jenseits der offenen Tür ein noch alarmierenderes Geräusch drang, das Geräusch von etwas, das näherkam.
    Ein Klicken, ein Kratzen, ein gedämpftes Rascheln: Es war entweder die blinde, aber beharrliche Suche von etwas Großem und Seltsamem, das das Vorstellungsvermögen des Senators überstieg … oder die einer Horde von kleineren, aber deshalb nicht weniger mysteriösen Geschöpfen, eines emsigen Schwarms. Ein schrilles Wehklagen, von seinem Wesen her beinah elektronisch und doch unverkennbar eine Stimme, zuckte durch die Schwärze, ein Heulen, das dem Hunger oder dem Verlangen entspringen mochte oder auch dem Blutrausch, einer blutrünstigen Raserei, aber mit Sicherheit war es ein Schrei akuter Not.
    Als Earls Panik über sein lähmendes Grauen siegte, sprang er mit einem Satz zum Bedienungsfeld und suchte es nach einem Knopf zum Schließen der Tür ab. Jeder Aufzug bot diese Funktion. Außer diesem. Es gab weder einen Knopf zum Schließen noch zum Öffnen der Tür, weder einen Knopf mit dem Aufdruck NOTHALT noch einen, auf dem ALARM stand, noch ein Telefon oder eine Notrufanlage, nur die Zahlen und die beiden Buchstaben, als handele es sich um einen Lift, der störungsfrei funktionierte und nie gewartet werden musste.
    Aus dem Augenwinkel sah er etwas in der offenen Tür aufragen. Als er sich umdrehte, um eine direkte Gegenüberstellung herbeizuführen, glaubte er, bei diesem Anblick würde sein Herz stehen bleiben, doch ein so leichtes Ende war ihm nicht bestimmt.

2 Der Wachraum im Keller
    Nachdem fünfmal auf ihn geschossen worden war, als er einem Notruf wegen häuslicher Gewalt Folge geleistet hatte, nachdem er im Krankenwagen fast gestorben wäre, auf dem Operationstisch fast gestorben wäre, sich anschließend einen schlimmen Fall von viraler Lungenentzündung zugezogen hatte, an dem er fast gestorben wäre, während er sich im Krankenhaus von seinen Schusswunden erholte, war Devon Murphy vor zwei Jahren aus dem Polizeidienst ausgeschieden. Obwohl er früher Streifenpolizist gewesen war, also ein echter Bulle, war es ihm überhaupt nicht peinlich, den Rest seiner beruflichen Laufbahn als private Sicherheitskraft zu verbringen, als das, was manche seiner früheren Kollegen in Blau einen »Mietbullen« nannten. Devon hatte kein Problem damit. Er brauchte nicht zu beweisen, wie tough er war. Er war erst neunundzwanzig und er wollte leben, und im Vergleich dazu, jedem Gangster und Irren auf den Straßen der Stadt als Zielscheibe zu dienen, waren seine Überlebenschancen als Sicherheitskraft im Pendleton beträchtlich größer.
    Der Wachraum befand sich auf der Westseite des Kellers, zwischen der Wohnung des Hausmeisters und dem Versorgungsraum mit der großen Heiß- und Kühlwasseranlage. Der fensterlose Raum, fünfeinhalb auf elf Meter, wirkte behaglich, aber nicht klaustrophobisch. Ein Mikrowellengerät, eine Kaffeemaschine, ein Kühlschrank und ein Spülbecken versorgten ihn mit den meisten Annehmlichkeiten, die er gewohnt war.
    Die Kakiuniform war irgendwie doof, und das Einzige, was Devon davor bewahrte, wie ein Hausmeister auszusehen, war ein Waffengurt. Daran hingen außer einer Gürtel tasche, die einen kleinen Behälter Pfefferspray enthielt, Arbeitsschlüssel, eine kleine LED -Taschenlampe, ein Handyhalter und ein schwenkbares Halfter, in dem eine Springfield Armory XDM steckte, die für Kaliber 45 ACP ausgelegt war. In einer luxuriösen Wohnanlage wie dem Pendleton war die Wahrscheinlichkeit, dass er die Pistole benutzen musste, kaum höher als die Wahrscheinlichkeit, dass er eines Tages auf dem Heimweg von der Arbeit von Außerirdischen entführt würde.
    In erster Linie wurde von ihm verlangt, dass er sich die vierundzwanzig Überwachungskameras im Gebäude der Reihe nach vornahm. Und zweimal zu unregelmäßigen Zeiten während jeder Schicht konnte er frische Luft schnappen, wenn er eine Runde
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