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Das Mondkind (German Edition)

Das Mondkind (German Edition)

Titel: Das Mondkind (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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doch entstand der Gesamteindruck von etwas zutiefst Befremdlichem.
    Zuerst einmal setzte der Schwimmer keinen Frogkick ein, was nahezu unerlässlich war, um ohne Schwimmflossen unter Wasser gut voranzukommen, und er machte auch nicht die Schwimmstöße eines Brustschwimmers. Er schien sich mit dem muskulösen Winden eines Hais dahinzuschlängeln und auf eine Weise voranzukommen, die einem Menschen unmöglich war.
    Wenn Baileys Besonnenheit größer gewesen wäre als seine Neugier, dann hätte er sich seinen dicken Frotteebademantel von dem Haken geschnappt, an dem er hing, wäre hineingeschlüpft, hätte die Füße in seine Flipflops gesteckt und wäre zu dem nahen Wachraum im Westflügel des Kellers geeilt. Dort würde Devon Murphy Dienst haben. Aber die gespenstische Natur des Schwimmers und die jenseitige Stimmung, in die der Raum getaucht war, hatten Bailey in ihren Bann gezogen.
    Das Gebäude bebte kaum merklich. Ein leises Grollen stieg aus der Erde unter dem Fundament des Pendleton auf, und Bailey blickte auf den Boden vor sich und rechnete beinah damit zu sehen, wie sich in den Mörtelfugen zwischen den Kacheln Haarrisse bildeten, was jedoch nicht passierte.
    Gleichzeitig mit der schwachen Erschütterung veränderte sich das Licht im Pool wieder und ging diesmal von dem unappetitlichen Farbton von Urin, der sich durch eine Krankheit dunkler verfärbt hat, zu Rot über. Dicht vor den Stufen machte der Schwimmer mit dem mühelosen Schlängeln eines Aals kehrt und schwamm an das Ende des Pools zurück, von dem Bailey geflüchtet war.
    Dort, wo das Wasser klar war, hatte es die Farbe von Cranberrysaft. Wo es so trüb war, als sei Schlick aufgewirbelt worden, ähnelte es Blut, und dieser widerwärtige Fleck breitete sich jetzt rascher im Pool aus.
    Die flatternden wässrigen Spiegelungen auf den schimmernden weißen Kacheln der Wände und der Decke verwandelten sich in züngelnde Flammen, die auf die Kacheln gemalt zu sein schienen. Der lange Raum wurde dämmriger und düsterer und Schatten schwollen an wie sich aufblähende Rauchschwaden.
    Als er sich dem anderen Ende des langen Pools näherte, war der Schwimmer schwerer zu sehen, obwohl er in dem besudelten Wasser noch sichtbar war. Kein Mensch hätte drei Bahnen so schnell schwimmen können, ohne an die Oberfläche aufzutauchen, um Atem zu holen.
    Die Erschütterung dauerte fünf oder sechs Sekunden, und eine halbe Minute, nachdem sie nachgelassen hatte und es wieder still im Gebäude geworden war, gingen die Poollampen schrittweise von Rot zu Gelb über und wurden schließlich wieder weiß. Die aufgemalten Flammen, die an den schimmernden Wänden hinaufgezüngelt waren, wurden wie zuvor zu tanzenden Flügeln aus Licht, und im Raum wurde es heller. Das trübe Wasser wurde von Neuem kristallklar. Der geheimnisvolle Schwimmer war verschwunden.
    Bailey Hawks hatte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten geballt; Wasser tropfte von ihm herab und in die Pfütze, in der er stand. Sein Herz schlug nicht ganz so heftig, wie es das in den alten Zeiten unter feindlichem Beschuss möglicherweise getan hätte, aber doch so stark, dass er selbst es hämmern hörte.
    Lesen Sie weiter in:
    Das Nachthaus
    von
    Dean Koontz
    ISBN: 978-3-453-43697-8
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