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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café
Autoren: diverse Autoren
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noch immer.
»Wir können uns ja überzeugen«, sagte ich und blickte Taff erwartungsvoll an.
»Sofern er sich mit euch unterhalten will. Er ist ein ausgesprochener Sonderling. Ehe er bereit war, mit mir zu reden, habe ich ihn drei Tage hintereinander mit einer zehnprozentigen Kochsalzlösung übergossen. Sein Museumsnachbar, ein Suprastratojäger, hat mir verraten, daß er das sehr gern hat.«
»Wie heißt denn dein seltsamer Automat?« versuchte Lili zu erfahren.
»Der Haken ist, daß er überhaupt keinen Namen hat. Zumindest nicht in unserm Sinne.«
»Aber irgendwie muß man ihn doch anreden?« Lili ließ nicht locker.
»Gewiß, und zwar folgendermaßen: ›O du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst.‹«
»Ein bißchen lang.«
»Schon, aber anders reagiert er überhaupt nicht. Ich halte das für eine harmlose Marotte.«
»Was heißt ›an der Grenze zweier Zeiten‹?« Mich interessierte diese eigenartige Bezeichnung.
»Zwischen gestern und morgen«, erklärte Taff. »Er selbst erläutert das wesentlich umständlicher. Aber das ist etwa der Sinn.«
»Was hat diese Anrede mit dem Vorhersagen der Zukunft zu tun?«
»Sehr viel. Das Wichtigste habe ich euch noch nicht gesagt, nämlich wie er das macht.«
»Er wird doch nicht aus der Hand lesen, Taff?«
»Natürlich nicht.« Taff würdigte Worth keines Blicks. »Außerdem sagt er nicht wahr, sondern voraus. Und das ist ein Unterschied.«
»Also, wie macht er das?«
»Er versetzt sich in die Zukunft, versteht ihr? Sein Vorhersagen hat nichts mit Magie zu tun. Im Gegenteil, es stützt sich auf wissenschaftliche Grundlagen. Der Automat versetzt sich in die Zukunft, erfährt dort wie und was, kehrt dann in die Vergangenheit zurück und sagt voraus. Wenn er dir ein Prüfungsergebnis prophezeien will, wechselt er in die Zukunft über, stellt fest, ob du bestanden hast, und übermittelt dir das.«
»Demnach irrt er sich nie?« fragte Lili nachdenklich.
»Nie! Bloß, daß er nicht immer vorhersagen will.«
»Und in meinem Fall… Was glaubst du?«
»Keine Ahnung. Ich werde mein möglichstes tun. Ich schlage vor, wir treffen uns um vier am Museum.«
»Geht es nicht früher?«
»Nein, ich muß erst zu Mittag essen. Ein Gespräch mit ihm verlangt kosmische Geduld.«
Lili wollte noch etwas fragen, doch Taff sagte: »Tschüs!«, drängte sich zum Ausgang und verschwand.
»Was haltet ihr davon?« forschte Lili.
»Abwarten«, sagte ich.
»Blödsinn«, behauptete Worth kategorisch.
»Dann kommst du am Nachmittag nicht?«
»Doch, doch… Was tut man nicht alles für seine Kollegen.«
    Wir erwarteten Taff auf der Steintreppe zum Haupteingang. Die Sonne schien, und der graue Granit der Balustrade fühlte sich warm an.
    »Er kommt nicht… Er hat uns einen Bären aufgebunden, und jetzt kommt er nicht«, behauptete Worth, als vier Uhr vorbei war.
    Im nächsten Moment hörte ich Taffs Pfiff. Gemächlich kam er zwischen den alten Bäumen der Allee entlang. Sobald er die Treppe erreicht hatte und uns sah, eilte er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, herauf.
    »Kommt«, sagte er kurz.
    Wir betraten das Gebäude durch eine archaische Holztür und folgten einem langen Korridor. Die durch Öffnungen im Mauerwerk – sogenannte Fenster – einfallenden Sonnenstrahlen malten helle Flecken auf die Wände.
    Endlich machte Taff vor einem der Säle halt. »Hier ist es«, sagte er.
Trotz des darinnen herrschenden Halbdunkels konnte ich die Umrisse der an den Wänden stehenden Automaten erkennen.
»Ist das schon der Saal?« erkundigte sich Lili flüsternd.
»Ja, aber drängelt nicht«, antwortete Taff leise.
»Sind das Leichen! Und so etwas hat die Menschheit produziert.« Worth betrachtete die Automaten aufmerksam.
»Pst? Trotz ihres Alters haben sie ein ausgezeichnetes Gehör.«
Plötzlich knackte etwas, und ich vernahm seltsame Laute: bum, bum, bum.
»Was ist das?« Lili blieb erschrocken stehen.
»Das ist der Jagdautomat. Er langweilt sich und tut, als wäre er hinter Meteoriten her«, erklärte Taff.
»Macht er das immer so?« fragte ich.
»Nur manchmal. Er verfügt über eine breite Skala akustischer Frequenzen und gibt die verschiedensten Geräusche von sich. Am liebsten ahmt er Kühe nach.«
»Kühe?«
»Na, diese Tiere aus vergangenen Epochen. Du solltest mal in den Zoo gehen und sie dir anschauen.«
»Aber warum ausgerechnet Kühe?« fragte Lili neugierig.
»Diesen Automaten imponieren alle Eiweißgeschöpfe gewaltig.«
»Menschen auch?«
»Ganz besonders. Das zuzugeben, halten sie
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