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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café
Autoren: diverse Autoren
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Für die Mars-Akademie ist das natürlich belanglos, auf der nördlichen Erdhalbkugel dagegen müßte es geändert werden.
    Die Kosmonauten-Akademie, in deren Mauern ich, um mit Cyfrak zu reden, »in die Geheimnisse der Raumfahrt eingeweiht werde«, liegt im Herzen Europas. Dafür büffele ich, wenn die Kastanien blühen, das Schilf am Seeufer sich in den ersten warmen Sommerwinden wiegt und die Wettermacher für laue Mondnächte sorgen.
    Ich wohne im Hochhaus dicht hinter der Alten Akademie. Vor meinen Augen habe ich stets ihre wuchtigen grauen Mauern und fühle mich erdrückt von ihrer Schwere, die zu überwinden den Baumeistern von einst nicht gelang. Heute befindet sich dort das Roboter-Museum. In den niedrigen, gewölbten Sälen stehen reihenweise Automaten, die einmal zu irgend etwas nutze waren. Ich habe das Museum häufig besucht und liebe die Stille, das Halbdunkel jener Räume, in die durch verglaste, Fenster genannte Vierecke spärlich das Außenlicht dringt. Ich liebe den kaum wahrnehmbaren Geruch des Materials, aus dem die Automaten früher gebaut wurden – den Duft der Vergangenheit.
    Erst kürzlich, vor wenigen Tagen, bin ich mit Taff, Lili und Worth da gewesen. Auf der Suche nach Worth hatte ich sie vor dem Prüfungsraum getroffen. Als ich ankam, rief der Automat gerade mit heiserer Stimme Taff zur Prüfung hinein. Für einen Augenblick verstummten die Gespräche, und dann hörte ich Worth: »Sat, wo willst du hin, altes Proton, hier stecken wir.«
    Er stand mit Lili bei der Lautsprechersäule.
»Sat, komm her und erzähle, wie’s war.« Lili packte mich so heftig am Ärmel, daß der Stoff rot aufleuchtete. Da fiel mir ein – ich hatte ja gestern die Prüfung abgelegt, und sie wußten noch nichts.
»Gar nichts war«, sagte ich. »Durchgeflogen…«
»Wie das?«
»Ganz einfach, sie fragten mich nach den uralten Hypothesen über den Roten Jupiterkontinent. Nach der Hypothese eines gewissen Wildt oder was weiß ich… Ich habe mir die ausgeklügelten wissenschaftlichen Mutmaßungen unserer verehrten Vorfahren nie merken können.«
»Na, und was weiter?« fragte Lili und ließ meinen Ärmel immer noch nicht los.
»Was soll weiter gewesen sein. ›Würden Sie die Güte haben, das zu lernen, werter Kollege‹, sagte Cyfrak mit der ihm eigenen Stimme eines ramponierten Automaten und öffnete das Ausgangsfeld.«
»Cyfrak spielt gerne den Gönnerhaften«, behauptete Worth entschieden. »›Bitte, Kollege! Danke, Kollege!‹ – dabei schenkt er einem nichts. Nimm’s nicht tragisch, Sat.«
»Ein bißchen blöd ist es schon.«
»Warum sollte er’s tragisch nehmen?« Lili zuckte die Schultern. »Er kann doch bei Cyfrak wiederholen. Mir ist bloß noch die halbautomatische Kommission geblieben.«
»Mach dir keine Sorgen. Taff meint, es ginge nichts über die Automaten«, versuchte ich, sie zu trösten.
»Ich bin nicht Taff. Der hat ein Verhältnis zu den Automaten. Er soll mal Psychologie der Homoidalautomaten studiert haben.«
»Unsinn! Sie haben ihn dort rausgeschmissen, und dann ist er bei uns gelandet«, behauptete Worth.
»Aber er versteht was davon. Im Roboter-Museum kennt er die meisten Automaten…«
»… und mit einigen stehe ich sogar auf du und du.« Das war Taff. Er trat zu uns heran und klopfte mir auf die Schulter.
»Nanu, Taff, schon fertig?«
»Hm, Cyfrak hat mich nach Wach- und Heulautomaten gefragt. Da ich einige von ihnen persönlich kenne, versteht ihr wohl…«
»Was? Du bist nicht über Probleme des Jupitersystems, sondern über Roboter geprüft worden?« Lili sah ihn ungläubig an.
»Ganz im Gegenteil. Er wollte von mir wissen, wer die Siedlung Sagan gerettet hat, als die Bitopter die Absperrventile zerstörten. Du weißt doch, der Vorfall auf dem Jupitermond Europa vor siebzig oder achtzig Jahren.«
»Du kennst nicht einmal das genaue Datum und hast bestanden?«
»Auf Jahreszahlen sind wir überhaupt nicht zu sprechen gekommen. Statt dessen habe ich Cyfrak erzählt, wie der Wachautomat die Bitopter entdeckte und, auf die Gefahr hin, vernichtet zu werden, heldenmütig die Heulautomaten alarmierte. Die setzten mit hörbaren Frequenzen ein und gingen schließlich auf Ultraschall über. Als die Kosmonauten angerannt kamen, war von den Bitoptern nichts mehr zu sehen…«
»Wirklich nicht?« fragte Worth sachlich.
»So genau weiß ich das nicht, aber Cyfrak wußte es auch nicht. Also nickte er zustimmend, und ich hatte bestanden.«
»Hast du ein Glück gehabt!«
»Das war nicht Glück,
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