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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café
Autoren: diverse Autoren
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ich.
»Wartet ab, darauf komme ich noch.«
»Laßt ihn weiter erzählen«, forderte Lili, ehe Worth abermals eine spitze Bemerkung machen konnte.
»Die Strafe wurde deshalb über ihn verhängt, weil er die Würde der Gesellschaft mißachtete, ihre sämtlichen Mitglieder beleidigte und sein Wissen benutzte, um einen Automaten zu konstruieren, der diesen Namen nicht verdiente – einen Lügen- und Schwindelautomaten. Der verfemte Alte besaß die Frechheit, diesen Automaten der Gesellschaft vorzustellen und zu dulden, daß der Präsident selbst in gutem Glauben eine Frage an den Lügenautomaten richtete.«
»Nun sag endlich, was das für ein Automat war«, platzte ich heraus.
»Der Alte, dessen Lebenswerk der Automat war, kehrte der Siedlung Ata den Rücken und ließ sich in der zwölften Basis an der Bucht des Lächelns nieder. Einige Jahre lebte er noch in einem kleinen Bunker am Ende der Basis, dort, wo die ausgedienten Automaten auf dem Schrotthaufen landeten. Dann starb er. Es heißt, er habe aus den kybernetischen Wracks überaus seltsame Maschinenwesen geschaffen, mit denen er zu diskutieren pflegte. Nach seinem Tode wurde jedoch keins seiner Geschöpfe aufgefunden.«
»Wahrscheinlich hielt er Selbstgespräche«, behauptete Worth lakonisch.
»Vielleicht. Tatsache ist jedenfalls, daß sich, eine Woche nachdem er gestorben war, im Zentrum für informationslose Automaten ein höchst merkwürdiger Roboter meldete. Man brachte das damals nicht mit dem Tod des Alten in Verbindung, zumal sich im Zentrum sehr viele Roboter meldeten, die nicht wußten, wohin sie gehörten. Jener Roboter jedoch hatte ein gelöschtes Gedächtnis und konnte keine Auskunft über seine Funktion geben. Der Chefkybernetiker des Zentrums nahm selbst die technische Durchsicht vor, doch ohne Ergebnis.«
»Wie kann ein Kybernetiker nicht wissen, wozu ein Roboter dient?« Worth stand der ganzen Geschichte skeptisch gegenüber.
»Das festzustellen ist einfach, wenn ein Roboter dazu vorgesehen ist, Kuchen zu backen oder Lieder zu singen. Dieser Roboter aber war vollkommen anders. Eigentlich sollte er sogar verschrottet werden. Aber wegen seiner ungewöhnlichen Konstruktion wanderte er ins Museum.«
»Und gehört zu deinen Bekannten.« Worth konnte es nicht lassen zu sticheln.
»Was du nicht alles weißt. Wie ihr euch denken könnt, ist das der Automat des Alten. Über zweihundert Jahre lang wollte er sich nicht offenbaren, vor einigen Jahrzehnten rückte er das erste Mal mit der Wahrheit heraus.«
»Na und?« Lili war neugierig.
»Nichts; um das Geschwätz alter Roboter kümmert sich sowieso niemand.«
»Wozu ist er also nütze?«
»Ich will es euch verraten. Er… sagt die Zukunft Voraus!«
»Ein herrlicher Stuß!« brüllte Worth und fing an, so unbändig zu lachen, daß die in der Nähe stehenden Studenten ihre Gespräche unterbrachen.
»Glaubst du wirklich an den Quatsch?« Ich versuchte, mich zu beherrschen.
»So ein Quatsch, wie ihr meint, ist das nun wieder nicht.« Taff war gekränkt. »Er hat mir einiges genau prophezeit.«
»Und das wäre?« fragte Lili.
»Zum Beispiel, daß ich heute die Prüfung bestehe. Wo ich doch nichts gelernt habe.«
»Das kann Zufall sein«, behauptete ich.
»Er hat mir angekündigt, daß ich mich im Kosmos verirren werde.«
»Wirklich? Ich habe von deinem Abenteuer gehört.«
»Jedenfalls glaube ich ihm.«
»Und hat er anderen auch etwas vorausgesagt?« Worth hörte endlich auf zu lachen.
»Natürlich. Er hat Kobar das Fiasko seiner Behauptungen über die Konzentration steuernder Spulen vorausgesagt.«
»Wem? Kobar? Dem Kybernetiker vor dreihundert Jahren?«
»Genau. Kobar war damals Präsident der Solaren Kybernetischen Gesellschaft. Der Automat hat seine Vorhersage in der Öffentlichkeit getan. Jetzt werdet ihr verstehen, warum der Alte und sein Geschöpf verstoßen wurden. Zu jener Zeit stützten sich die Kybernetiker bei der Konstruktion ihrer Modelle noch auf Kobars Theorie, und nichts deutete deren Zusammenbruch an.«
»Und den Namen des Alten hat der Automat nicht preisgegeben?« Ich wollte jetzt endlich etwas Konkretes erfahren.
»Nein. Der Alte hat sich dem Beschluß des Obersten Gremiums der Kybernetiker gebeugt und seinen Namen aus dem Gedächtnis des Automaten gelöscht.«
»Also weiß niemand, wie er hieß?« wunderte sich Lili.
»Nein, niemand.«
»Unvorstellbar, wo dieser namenlose Alte doch einer der bedeutendsten Kybernetiker aller Zeiten ist.«
»Vorausgesetzt – es stimmt alles.« Worth zweifelte
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