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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café
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etwas sagen konnte, erklärten sie einstimmig, ich
hätte bestanden.«
»Also hat der, der da weilt, die Wahrheit gesprochen«,
behauptete Taff.
»Ja. Übrigens war ich heute vormittag noch einmal bei
ihm.« Lili fing an, laut zu lachen.
»Und was hat dir das alte Gestell gesagt?« fragte Worth. »Wollte er überhaupt mit dir reden?« Taff sah sie
mißtrauisch an.
»Na klar, wir sind gute Freunde geworden.«
»Mach keine Witze, Lili.« Taff war leicht beunruhigt. »Ich bitte dich. Die reizende Transistorenleiche hat mir so
geholfen. Wie könnte ich über einen teuren Freund spotten.« Taff trat dicht an sie heran. »Laß das Theater, Lili. Was hat
er gesagt?«
»Wir haben über alles mögliche gesprochen.«
»Und das wäre?«
»Ach, nichts von Bedeutung. Ich habe es vergessen. Grüßen
soll ich dich. Er hat dich über den grünen Klee gelobt und
behauptet, so ein netter Bursche wie du liefe einem
heutzutage selten übern Weg… Dann hat er noch irgendwas
gesagt, aber der Jagd-Automat hat zuviel Lärm gemacht.« »Wie… wie soll ich das alles verstehen?« Taff errötete. »Frag ihn am besten selbst. Ich will mich sowieso bei ihm
für die prächtige, wissenschaftlich fundierte Voraussage
bedanken. Kommt ihr mit?«
»Einverstanden. Gehen wir«, schlug ich vor.
Schon von weitem hörten wir den Suprastratojäger. »Beachtet ihn gar nicht«, sagte Lili im Ton eines erfahrenen
Fachmanns.
»Wo… wo ist der Automat?« fragte Taff, und jetzt
bemerkte auch ich, daß er verschwunden war. Ein dunkler Fleck auf dem Fußboden bezeichnete die Stelle, an der er
gestanden hatte.
»Wie sprichst du von ihm!« entrüstete sich Lili. »Bloß gut,
daß er nicht da ist.«
»Aber wo steckt er?« drängte Taff.
»Richtig, er ist noch nicht zurückgekehrt.«
»Von wo?« Taff ging einen Schritt näher an den dunklen
Fleck heran.
»Halt!« rief Lili.
»Hör auf mit dem Unsinn, wo hast du ihn versteckt?« »Ich wollte von ihm wissen, wann das Ende der Welt sein
wird, und er hat sich in die Zukunft versetzt, um meine Frage
zu beantworten.«
»Dann kommt er nie zurück«, warf ich ein.
»So ist’s.«
»Schluß mit den Faxen, Lili, wo hast du ihn versteckt? Das
ist mein Lieblingsautomat«, sagte Taff jetzt beherrschter. »Du hast es doch gehört – eben hat sie es erklärt«, mischte
Worth sich ein und sah Taff an.
»Sie hält uns zum Narren, versteht ihr.«
»Ich verstehe überhaupt nichts«, sagte ich, und das
entsprach der Wahrheit.
»Ich auch nicht«, pflichtete Worth bei.
»Der Automat ist weiter nichts als ein Spielzeug«, gestand
Taff.
»Das heißt, er kann nicht vorhersagen?«
»Nein.«
»Und versetzt sich nicht in die Zukunft?«
»Auch das nicht.«
»Also hast du uns ganz schön an der Nase herumgeführt«,
konstatierte Worth streng.
»Habe ich, ich wollte Lilis Selbstbewußtsein heben.« »Na schön. Aber wie verschwindet er?« wollte ich wissen. »Er umgibt sich mit einem lichtundurchlässigen Feld. Das
ist sein ganzes Geheimnis. Ihr habt es mit einem
altmodischen Unterhaltungsautomaten zu tun.«
»Und die Geschichte mit dem in Vergessenheit geratenen
Kybernetiker?« Ich gab mich noch nicht geschlagen. »Nichts als Reklame, ein Märchen, das der Automat
allerdings selbst erzählt. Ich habe es mir nicht ausgedacht.
Was hast du mit ihm angestellt, Lili?«
Lili zuckte die Schultern.
»Ich habe ihn in seine Einzelteile zerlegt, ich bin
Neuroniker und wollte mich vergewissern, wie dieser
Automat gebaut ist.«
»Hat er nicht protestiert?« fragte ich verwundert, denn ich
erinnerte mich an den Lärm, den die Automaten aufführen,
wenn sie demontiert werden.
»Und wie. Er prophezeite mir einen frühen und
gewaltsamen Tod.«
»Hast du nicht Angst bekommen?« Ich blickte Lili
aufmerksam an.
»Ein bißchen schon«, gab sie zu. »Aber ich hatte es mir nun
einmal in den Kopf gesetzt. Ich bin Neuroniker und handelte
im Namen der Wissenschaft.«
»Ich hätte es trotz allem nicht getan«, sagte Worth. »Ich vielleicht auch nicht, aber ich habe mich an den Kustos
des Museums gewandt.«
»Und?« Diesmal zeigte sich Taff gleichfalls interessiert. »Er erlaubte mir, das alte Ding auseinanderzunehmen. Und
dann hat er mich etwas gefragt. Kannst du dir denken, was,
Taff?«
»Nein, ist mir auch völlig egal. Du hast den besten
Automaten kaputt gemacht.«
»Er hat mich gefragt, ob ich Taffs neue Freundin bin. Mit
seinen Mädchen käme er nämlich immer hierher, zu dem Automaten, der die Zukunft voraussagt – eine ihm von Taff eingegebene Zukunft. Das aber
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