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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café
Autoren: diverse Autoren
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machen, angefangen vom Feuerzünden bis hin zur interplanetaren Rakete. Als der Morgen graute, ging der Roboter unverzüglich an die Arbeit.
    Die Vereinigte Horde lauschte in (anfänglich) finsterem Schweigen den Worten des Großen Ankömmlings. Die Erfindung des Speerwerfens nahm sie mit Mißtrauen auf, desgleichen die Methode, mit Hilfe von zwei trockenen Holzstückchen Feuer zu entfachen. Erst das Feuerschlagen erregte ihr Wohlgefallen, trotz des Unwillens der Älteren, die an den himmlischen Ursprung des Feuers (aus dem Blitz!) glaubten. Ausgestreckt auf einem moosbewachsenen Stein, erfand der Ultraroboter selbigen Tags das Rad, den ersten zweirädrigen Karren, vor welchen er zehn Frauen spannen ließ, und den Bogen, und die Jäger wußten vor Freude sich kaum zu lassen. Sogleich zogen sie zur Jagd aus, und als ein paar Stunden verflossen waren, fuhr der zweirädrige Karren im Triumphzug riesige Fleischbatzen vor die Höhle.
    Der zweite Tag brachte die Entdeckung der Bronze und die Herstellung der ersten Metallgrotten. Am Nachmittag erfand der Roboter den Tontopf, das Brennen von tönernen Gefäßen, die Töpferscheibe, den rotierenden Bratspieß, und bald darauf konnte die Horde einen Einbaum, ein segelbespanntes Floß und Angelruten mit Ködern bewundern. Nun huben sie an, Haustiere zu züchten, zuerst Mammute. Rings um die Höhle dehnten sich Felder, auf denen Mais und Getreide sprossen. Es entstanden Häuser aus Steinen und Grassoden, von Zaunwerk aus zugespitzten Baumstämmen umgrenzt. Die Vereinigte Horde der Jäger und Sammler erlebte ihre Blütezeit.
    Leider trug sich bald danach zu, was das Hirn des »Erfinders« nicht hatte vorhersehen können. Eines schönen Tages nämlich, als der Ultraroboter dem Hordenältestenrat soeben etwas auseinandersetzte, stürzten mit entsetzlichem Gebrüll gar viele Räuber aus dem Wald herbei. Sie gehörten zur Waldhorde der Gangster und Räuber, die im Eilmarsch von den Bergen gekommen war, angelockt vom legendären Ruhm der Untertanen des Roboters. Vier mit schweren Keulen bewaffnete, über die Maßen selbstbewußte Henker umzingelten den Ultraroboter. Als der erste Schlag die Plastohülle um ein geringes eindellte, stießen die vier Angreifer einen Siegesschrei aus. Sie trugen ihn noch auf den Lippen, da zertrümmerten ihnen die vom längsgestreiften Elektrohydromuskel in Bewegung gesetzten Extremitäten des Roboters den Schädel. Hierauf fuhr der Roboter seinen Lafettenwerfer aus und schleuderte einen Feuerstrahl hervor. Die Aggressoren ergriffen die Flucht, verfolgt von den Jägern der Horde, die sich indessen von ihrem Schreck erholt hatten. Das Schlachtengetümmel zog fort in die Tiefe des Waldes, der Roboter aber blieb mit seinem Gram und Herzeleid allein zurück.
    Hier nun muß gesagt werden, daß der Roboter nicht ganz unversehrt aus dem Kampfe hervorging. Der Keulenschlag hatte ein kristallines Transneurotriotron in seinem Hirn zu Schaden gebracht, und er spürte ganz deutlich, daß er desorientiert war, denn ihm war entfallen, wozu ihn seine Konstrukteure bestimmt hatten. Er ging alle die 12848 Erfindungen in seinem Gedächtnisse durch, besann sich auf jeden Auftrag und jede Regel, allein, er konnte beim besten Willen nicht herausfinden, was er mit alledem anfangen sollte. Wäre er nicht ein Roboter gewesen, Verzweiflung hätte ihn geschüttelt. So aber versuchte er fieberhaft, ein Ersatzprogramm aufzustellen, und weil er, wie wir schon bemerkt haben, ein sehr schlauer Roboter war, wußte der Anführer der Jäger, als diese nach Hause zurückkehrten, bereits, was zu tun sei.
    Die Jäger, deren Intelligenz im Verlaufe der letzten Wochen um vieles schärfer geworden war, begriffen sogleich die Befehle ihres Führers. Alsbald zogen Weiberkarawanen aus, um von den verschiedenfarbigen Canons buntes Mineralgestein herbeizuschleppen. Die stärksten Männer schmiedeten mit Steinhämmern aus der Bronze und dem Kupfer Bleche zurecht. In Erdöfen verwandelte sich Erz in Eisen, das hernach an Feuern gehärtet ward. Die älteren Frauen ließen ab von den Kleidern ihrer Männer und Söhne und widmeten sich dem Aufwickeln von Drähten auf die mannigfaltigsten Spulen. Eine gewisse Schwierigkeit bereitete es ihnen, die Zahl der Wicklungen zu berechnen, doch schließlich wußte der Roboter, erfinderisch wie er war, auch wider diese Sorgen einen Rat: Er teilte den Werkenden sorgfältig abgemessene Drahtstücke zu. Die begabtesten Künstler stellten ihre angefangenen Bildnisse von
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