Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café
Autoren: diverse Autoren
Vom Netzwerk:
darfst du da nicht hingehen, er hat sich in die Zukunft versetzt.«
»Wie hat er das gemacht?« fragte ich.
»Das ist sein Funktionsprinzip. Er versetzt sich in die Zukunft und ermittelt. Doch das habe ich euch bereits erzählt.« Taff sprach so, als beschrieb er die Wirkungsweise eines Raketentriebwerks.
»Und wann kommt er zurück?« erkundigte sich Lili ungeduldig.
»Gleich. Wir haben ihn nur gebeten zu erforschen, was morgen sein wird. Um hundert Jahre zu überwinden, würde er mehr Zeit brauchen.«
»Wenn man bedenkt, daß schon vor dreihundert Jahren…« Worth wollte etwas erzählen, aber ein Rauschen übertönte seine Stimme.
Der Automat stand wieder an seinem Platz.
»Da ist er!« rief Lili. »Da ist er!«
»Tatsächlich, er ist schon zurück«, bestätigte Taff und wandte sich dann an den Automaten: »0 du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst, was für eine Antwort bringst du uns auf unsere Frage?«
Der Automat schwieg.
»Warum spricht er nicht? Ich bin bestimmt durchgefallen.«
»Vielleicht hat er unterwegs Schaden gelitten«, gab ich zu bedenken.
»O du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst…«, begann Taff erneut, doch der Automat unterbrach ihn.
»Laßt mich alten Automaten erst mal verpusten, ihr junges Volk.«
»Was ist denn nun mit Lili?« fragte ich.
»Sie wird bestehen, wenn sie morgen kein Buntmetall anfaßt.«
Der Automat sagte das mit leiser, beinahe müder Stimme.
»Was soll das heißen?« Lili sah uns verwundert an.
»Eine Prophezeiung wie jede andere.« Taff zuckte die Schultern.
»Was meinst du damit? Ich verstehe das nicht. Erkläre es mir, Automat!« schrie Lili.
»Jetzt ist’s aus«, versicherte Taff.
»Wieso?« Lili hatte noch nicht begriffen.
»Für heute ist Schluß mit der Unterhaltung. Du hast ihn Automat genannt, jetzt wird er nicht mehr antworten.«
»Er muß mir doch aber erklären…«
»Gar nichts wird er mehr erklären. Ich habe euch gewarnt. Nun ist’s vorbei«, sagte Taff, und direkt an den Automaten gewandt, fuhr er fort: »Wir danken dir, o du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst.«
»Also sollen wir uns verziehen«, folgerte Worth scharfsinnig.
»Genau.«
»Na dann, Servus, alte Kiste«, sagte Worth, und wir verließen den Saal.
    Am nächsten Tag war das Gedränge vor dem Prüfungsraum noch größer.
    Die halbautomatische Kommission hatte bereits mit den Prüfungen begonnen. Ich kam etwas verspätet, und als ich mich durch die Menge hindurchquetschte, hörte ich, wie der Lautsprecher Lili aufrief: »Achtung! Achtung! Lili Tom wird zur Prüfung gebeten. Ich wiederhole, Lili Tom wird zur Prüfung gebeten.«
    Ich entdeckte Worth und Taff. Sie standen etwas abseits. »Wir halten ihr die Daumen«, sagte Worth.
»Meinst du, daß sie es schafft?« fragte ich nicht sonderlich
    überzeugt.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Taff unsicher. »Sie ist zwar
kein übler Neuroniker, mit dem Jupitersystem steht sie
allerdings auf Kriegsfuß.«
»Der Automat hat gesagt, daß sie bestehen wird«, bemerkte
ich.
»Glaubst du etwa daran?« Worth lachte.
»Ich weiß selbst nicht. Offenbar hat er sich doch in die
Zukunft versetzt.«
»Wir haben gesehen, daß er verschwand«, verbesserte
Worth.
»Die Alten haben allerhand zustande gebracht, damals, als
es noch Wissenschaftler gab, die zugleich geniale
Handwerker waren.«
»Nun hört schon auf, euch über die Möglichkeiten der Alten
zu streiten«, unterbrach Taff.
»Ich möchte nur noch hinzufügen, daß sie größer waren, als
wir heute gemeinhin annehmen.«
»Wir werden ja sehen, Taff, ob Lili besteht«, sagte Worth
ernst.
»Andernfalls schaffe ich den ehrenwerten Automaten in die
Sammelstelle für kybernetischen Schrott. Vorausgesetzt, daß
sie ihn dort überhaupt annehmen. Solche Wracks schmeißt
man gewöhnlich auf den Müll.«
»Sie besteht, wenn sie kein Buntmetall anfaßt. So sagte er
doch.«
»Ich kann dir verraten, Taff, sie hat keins angerührt. Seit
dem frühen Morgen trägt sie Handschuhe.«
»Bildest du dir ein, das hilft?« sagte Taff lachend. »Der
Automat hat von ›anfassen‹ gesprochen, aber nicht erwähnt,
ob mit oder ohne Handschuh.«
»Ohne Handschuhe hätte sie irgendwann doch etwas
berührt.«
»Sie hätte eben aufpassen müssen.« Bevor Taff fortfahren
konnte, eilte Lili herbei. Sie lachte selig wie ein Kind, das
zum ersten Mal fliegen darf.
»Ich habe bestanden! Hört ihr! Bestanden!«
»Das ging ja wie der Blitz.«
»Gratuliere!«
»Cyfrak döste vor sich hin, die Automaten unterhielten sich,
und ehe er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher