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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café
Autoren: diverse Autoren
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Mechanisierung der literarischen
Produktion, die in utopischem Gewand auftretende Kritik am
kapitalistischen Buchstabengeschäft, genannt
ScienceFiction-Literatur, zur Zielscheibe des Spotts. Zugleich weckt
sie Mitleid und Zorn angesichts der Bedauernswerten, die dem
Maschinenhirn der Literaturfabrik als Opfer vorgeworfen werden.
    Die in diesem Band zusammengefaßten
utopischen Erzählungen unterscheiden sich in der literarischen
Handschrift, im künstlerischen Vermögen und im Temperament
der Verfasser. In ihrer literarischen Methode stimmen sie überein.
Sie versetzen den Leser in das Land Utopia, zu deutsch Nirgendland, wo
er seltsamen, wunderbaren, ja geradezu unmöglichen Erscheinungen
begegnet, wo er Verhältnisse kennenlernt, die in der ihm
vertrauten Welt nicht vorhanden oder nicht denkbar sind. Ein
Märchenland? Nein, ein Land der glaubhaft gemachten
Unmöglichkeit, ein Ziel für Reisende ins Reich der utopischen
Dimension. Diese Reise steht jedem offen, der bereit ist, in Gedanken
die Grenzen der Wirklichkeit zu überschreiten, um mit
geschärftem Blick in die Realität zurückzukehren. Denn
Wirklichkeitsüberschreitung darf nicht verkehrt werden in
Wirklichkeitsflucht.
    Die eigentliche, dem Kommunismus gemäße
Robotergeschichte indessen ist noch nicht geschrieben. Bisher warnen
die Geschichten vor unheilvollen Möglichkeiten, sie machen sich
über die Rangerhöhung des Roboters lustig, oder sie benutzen
ihn, um alten Gedanken neuen Glanz zu verleihen. Aber die Begegnung mit
der Menschenmaschine, der notwendigen, mit Gewißheit kommenden
Ergänzung des Menschen in intellektueller Hinsicht, die qualitativ
neue Probleme aufwerfende Zusammenarbeit mit einem biokybernetischen
Apparat, dem Weggefährten des Menschen im Zeitalter der
wissenschaftlich-technischen Revolution, die Einbeziehung des
erkenntnisvermittelnden Automaten in das Gesamtsystem der Gesellschaft,
diese erregenden wissenschaftlichen, sozialen und psychologischen
Abenteuer sind von der künstlerischen Phantasie kaum gestreift,
geschweige denn erfaßt worden. In dieser Hinsicht bleiben also
viele Wünsche offen, nicht nur in der vorliegenden Sammlung,
sondern in der gesamten utopischen Literatur.
    Und wiederum sei nachdrücklich betont,
daß es nicht um die Beschreibung kommender technischer
Möglichkeiten geht. Wenn die moderne Technik eine geradezu
faszinierende Wirkung ausübt, so deshalb, weil sich in ihr
schöpferische Tätigkeit verkörpert. In den technischen
Wundern von heute und morgen erblickt der Mensch das materielle Abbild
seiner vergesellschafteten Fähigkeiten. Es erfüllt ihn mit
Stolz auch dann, wenn er selber nicht im technischen Bereich tätig
ist; es weckt seinen Haß, wenn das Gebilde von Menschenhand und
Menschengeist von machthungrigen Ausbeutergruppen mißbraucht und
gegen Freiheit und Leben aufstrebender Klassen und Nationen eingesetzt
wird.
    Die Auseinandersetzung des Menschen mit der
Technik, zu Unrecht als literaturunwürdig, als kunstfeindlich
verschrien, gehört zu den Existenzbedingungen der Gesellschaft,
auch den geistig-weltanschaulichen, gerade in der Epoche der
wissenschaftlich-technischen Revolution. Die Verachtung der Technik als
eines profanen, dem künstlerischen Menschenbild wesensfremden
Bereichs gehört zu den Merkmalen eines einseitigen
Humanismusbegriffs, ist Überbleibsel einer
bürgerlich-antiquierten Weltsicht, also unfruchtbar, also hemmend
für das dem Sozialismus innewohnende Systemdenken.
    Der Roboter, die Menschenmaschine, symbolisiert die
höchste Potenz der wissenschaftlich-technischen Fähigkeiten
und Möglichkeiten des Menschen. Der Mensch erhebt sich zum
Schöpfer: er modelliert sich selbst, er schafft ein Wesen nach
seinem Bilde. Dem Philosophen obliegt es, den neuen Begriff zu
interpretieren und Wege in weltanschauliches Neuland zu bahnen.
    Die schöngeistige Literatur, zumal die
utopische, sieht sich aufgerufen, die mit dem Verhältnis des
Menschen zur Denkmaschine verbundenen Konsequenzen für die ideelle
Orientierung und den geistigen Reichtum des gesellschaftlich
geprägten und in der Gesellschaft zu voller Reife gelangenden
Menschen nach Tiefe und Breite emotional auszuloten und sie in bewegte
und bewegende Bilder umzusetzen.
    Daß in dieser Sammlung zwei DDR-Autoren vertreten sind, läßt uns hoffen.

    1968
    Die Hoffnung hat sich erfüllt. Beginnend mit
Carlos Raschs Band »Krakentang« von 1968 entwickelte sich
in den seit der ersten Auflage vergangenen achtzehn Jahren auch in
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